SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
entschloss sich zu einer List und schüttelte sie sanft.
„Fräulein Sternhagen, bitte aufwachen!“
Ein spitzer Schrei entfuhr ihr. Er legte ihr die Hand auf den Mund.
„Hauptkommissar Hetzer mein Name“, nuschelte er, „hier ist meine Karte. Bitte seien Sie leise. Ihr Leben ist in Gefahr!“
Lena zuckte zusammen. Sie nahm die Visitenkarte, ohne sie zu lesen.
„Der Mann dort aus der Scheune, kennen Sie ihn?“
Lena nickte.
„Er läuft mit einer Axt draußen rum und ruft: ,Lena!‘. Sind Sie das?“
„Ja“, sagte sie.
„Dann folgen Sie mir jetzt bitte ganz unauffällig. Im Moment hält er sich versteckt, aber wir können nicht riskieren, dass Ihnen etwas zustößt. Ich werde Sie bei mir auf dem Hof in der alten Schlachterei verstecken.“
„Und was ist mit meinem Bruder? Er ist oben am Computer.“
„Ist er nicht“, flüsterte der vermeintliche Kommissar Hetzer, „er hat uns die Tür geöffnet. Mein Kollege hat ihn schon mitgenommen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wahrscheinlich ist er mit zu ihm nach Hause gefahren. Es ist ganz wichtig, dass Sie mir jetzt möglichst leise folgen. Sie beide dürfen vorerst nicht auffindbar sein. Mein Wagen steht um die Ecke. Wir wollen doch nicht, dass er uns bemerkt.“
Lena nickte. Sie hielt noch die Visitenkarte des Kommissars in der Hand und stand langsam auf.
„Stecken Sie die Karte bitte ein, dann können Sie mich immer erreichen. Sie haben doch ein Handy dabei?“
„Ja“, sagte sie.
„Dann kommen Sie jetzt bitte, wir dürfen keine Zeit verlieren“, drängte der Kommissar.
Etwas an der Stimme des Mannes ließ Lena aufhorchen. Es war das fordernde Verlangen, das aus den Worten drang. Aber sie sagte nichts und folgte ihm, weil sie sich nicht sicher war, ob ihr Misstrauen gerechtfertigt war. Wenn er die Wahrheit sagte, lauerte Frank Habichthorst da draußen mit einer tödlichen Waffe. Im letzten Moment, bevor sie die Haustür schloss, schleuderte sie die Visitenkarte in den Flur. Dann stieg sie in den Wagen des Mannes, der mit ihr davonfuhr.
Bernhard Dickmann
Um sein Versprechen zu halten, rief Hauptkommissar Bernhard Dickmann bei Sternhagens an. Er hatte Glück, dass sein Anruf überhaupt gehört wurde, denn Felix hatte seine Kopfhörer gerade abgenommen, weil er sich etwas zu essen machen wollte. Wenn er in sein Spiel vertieft war, interessierte ihn nichts um sich herum.
„Sternhagen.“
„Hauptkommissar Dickmann aus Bückeburg. Ich hätte gerne Rieke Sternhagen gesprochen.“
„Das ist meine Mutter, sie ist aber nicht da“, sagte Felix.
„Wo kann ich sie denn erreichen?“
„Bei Klara Klose auf dem Rethhof. Die beiden zwitschern da gemeinsam“, schmunzelte Felix.
„Sie zwitschern sich eins? Gibt es denn was zu Feiern?“, fragte Dickmann verdutzt.
„Nee, mit zwitschern meine ich, dass sie singen. Saufen wäre besser. Glauben Sie mir!“
„Haben Sie die Telefonnummer von dieser Klara?“
„Moment, ich guck mal.“
Felix gab die Nummer durch und Dickmann bedankte sich. Sofort versuchte er, Frau Klose zu erreichen. Die allerdings war verwundert. Rieke sei überhaupt nicht bei ihr gewesen, erklärte sie dem Kommissar am Telefon. Der Lebensgefährte ihrer Bekannten, Frank Habichthorst, habe das Treffen abgesagt. Dickmann bedankte sich und rief erneut bei Felix an.
„Sternhagen“, sagte Felix genervt mit dem Brot in der Hand.
„Hör mal, deine Mutter war überhaupt nicht bei Frau Klose. Angeblich hat Frank Habichthorst das Treffen der beiden Frauen abgesagt. Kann ich ihn bitte mal sprechen? Er ist doch der Lebenspartner deiner Mutter, oder?“, fragte Dickmann.
Felix wurde heiß und kalt.
„Äh, nicht mehr. Keine Ahnung, wo der steckt.“
„Wie? Nicht mehr?“
„Meine Mutter hat sich von ihm getrennt.“
„Jetzt erst?“
„Heute Morgen, glaube ich, oder in der Nacht.“
„Und wo ist dieser Frank Habichthorst jetzt? Wohnt er noch bei euch?“
Felix überlegte fieberhaft, was er sagen sollte.
„Vielleicht ist er verreist oder bei ’nem Kumpel. Er wohnt auf jeden Fall jetzt erst mal in unserer Einliegerwohnung in der alten Scheune, bis er was Neues hat.“
„Dann kann ich ihn da erreichen? Gibt es dort Telefon, oder hat er ein Handy?“
„Ein Telefonanschluss ist da drüben nicht, aber ich kann Ihnen die Handynummer geben.“
„Hast du eine Ahnung, wo deine Mutter sein kann? Ich muss sie dringend erreichen, um einen Termin heute Abend für jemanden abzusagen.“
„Nee, kein Plan, echt nicht. Ich
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