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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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ihn verständigen solle, wenn der Verletzte aufgewacht sei.

    „Dickmann, mein Name, Hauptkommissar Dickmann. Ich will Sie nicht lange stören.“
    Leander hustete. Das tat weh. „Ich kann nicht gut sprechen“, krächzte er.
    „Gut, dann stelle ich meine Fragen so, dass Sie mit Nicken oder Kopfschütteln oder Schulterzucken antworten können. Einverstanden?“
    Leander nickte.
    „Können Sie sich daran erinnern, wer auf Sie eingestochen hat?“
    Leander schüttelte den Kopf.
    „Hatten Sie Streit?“
    Er nickte.
    „Mit Ihrer Frau?“
    Wieder ein Nicken.
    „Wo ist sie jetzt?“
    Leander zuckte mit den Schultern.
    „Wir haben schon versucht, sie zu erreichen. Bei Ihnen zu Hause haben wir sie nicht angetroffen. Die Handynummer Ihrer Frau war aber in Ihr Haustelefon eingespeichert. Wir haben es probiert, doch sie ging nicht ran. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?“
    Leander schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht bei einer Freundin?“
    Er zog die Schultern nach oben.
    „Können Sie mir eventuell die Namen der Freundinnen aufschreiben?“
    Leander nickte. Rechts ging es halbwegs. Links hatte er einen Verband.
    „Wieso hatten Sie einen Koffer gepackt?“, fragte Dickmann.
    „Wollten Sie verreisen?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Hatten Sie vor, Ihre Frau zu verlassen?“
    „Ja!“, klang es heiser aus dem Bett.
    „Und Sie können sich nicht erinnern, dass Ihre Frau mit dem Messer auf Sie losgegangen ist?“
    Während Leander den Kopf schüttelte, schossen Blitze durch sein Gehirn. Es waren Gedankenfetzen, neue, alte, er konnte sie nicht trennen. Sie vermischten sich. Er sah Luise vor sich. Sie drohte ihm mit dem Messer und schrie ihn an. Aber das war an einem anderen Tag gewesen. Er wusste es noch genau, wie schwer er sie hatte beruhigen können.
    „Wir wollen es für heute gut sein lassen“, sagte Dickmann. „Bitte machen Sie mir noch ein Zeichen, wie viele Koffer sich in Ihrem Haus befinden.“
    Leander zeigte die Zahl drei.
    Dickmann nickte und wollte sich verabschieden. Da hielt Leander ihn am Ärmel fest und bedeutete ihm, dass er gerne etwas aufschreiben wolle. Der Kommissar gab ihm Papier und Stift.
    Er schrieb: „Bitte Rieke Sternhagen Bescheid geben! Treffen heute Abend, achtzehn Uhr am Schießstand im Harrl unmöglich, bin im Krankenhaus. Es geht mir gut. Freue mich auf deinen Besuch.“
    Dann fügte er noch Riekes Mobilfunknummer dazu.
    Hauptkommissar Dickmann las die Zeilen und sagte: „In Ordnung, ich kümmere mich darum, dass Frau Sternhagen informiert wird.“
    Leander nickte dankbar und drückte Dickmann die Hand. Keiner von beiden ahnte, dass es unter Umständen ein schwieriges Unterfangen sein könnte, Riekes Aufenthaltsort ausfindig zu machen.

Rieke
    Sie konnte sich nicht bewegen. Das schwere Holzstück lag auf ihrer Brust und erschwerte das Atmen, das schon durch den Knebel sehr eingeschränkt war. Irgendwo hatte sich auch etwas durch ihre Haut gebohrt. Sie fühlte Schmerzen, konnte aber nicht sagen, wo sie schlimmer waren. In ihrer Brust oder etwas weiter unten. Sie erinnerte sich an nichts.
    Das Unerträglichste war die Machtlosigkeit, die sie spürte. Aus eigenem Antrieb würde sie es nie schaffen, hier wegzukommen. Wo war sie? Und wer hatte sie hierhergebracht? Und warum war sie hier?
    Durch die Stämme konnte sie sehen, dass um sie herum nur Wiese war. Weiter hinten war eine Baumgruppe. Über ihr schienen die Stämme spitz zuzulaufen. Mit einem Mal schoss es ihr durch den Kopf: Ein Scheiterhaufen! Sie lag im Inneren eines Osterfeuers, das noch nicht entzündet worden war.
    Der Schrei, der ihr ganz unwillkürlich aus der Kehle dringen wollte, blieb am Baumwollstoff des Taschentuches hängen, das ihr in den Mund gesteckt worden war.
    Wieder überfiel sie die Panik, die Aussichtslosigkeit. Sollte sie hier verbrannt werden? Wie im Film sah sie Eindrücke ihres Lebens an sich vorbeilaufen. Das erste Fahrrad, den Mann, der ihr zwischen die Beine gefasst hatte, als sie gerade acht Jahre alt gewesen war, die Jugendfreizeit im Schaumburger Wald, die Abifete, die Hochzeiten, Lenas Geburt. Dann verschwamm alles, auch die Ausweglosigkeit ihrer Situation, vor ihren Augen.

Wolf
    Wolf steckte sein Handy wieder in die Hosentasche, trat aus Leanders Haustür und dachte, dass es doch immer dasselbe war. Bernhard hatte ihn noch aus dem Krankenhaus angerufen und ihm gesagt, dass er Leanders Frau zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Es hatte einen Streit gegeben, sie war verschwunden.
    Seppi

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