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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Finger in die Richtung dreier Wilder Herzen.
    »Dieser kräftige Kerl, das ist Met. Der neben ihm, mit dem Bart, heißt Ohm. Er ist der Anführer dieser finsteren Bande. Und der Dritte, der Dicke, heißt Kater. Miau!«, sagte Kli-Kli so laut wie möglich und streckte die Zunge heraus.
    Die Gnome ließen von der Kanone ab und sahen wütend zu Kli-Kli herüber, Kater achtete jedoch nicht weiter auf den Narren.
    »Aha«, sagte ich und musterte die Würfler.
    Met war ein Riese, mit Armen wie Baumstämmen, einem Kopf, der direkt auf den Schultern thronte, und Haaren in der Farbe von Lindenblütenhonig. Ihnen verdankte er vermutlich seinen Namen. Die schlichte Physiognomie und das freundliche Lächeln verrieten ihn als Mann vom Lande. Solche Burschen unterscheiden sich auf den ersten Blick von Städtern.
    »Jetzt aber!«, lachte Ohm, warf die Würfel und beugte sich zusammen mit seinen Freunden über sie.
    Ohm war schon über fünfzig. Die grauen Haare, die sich in dünnen Strähnen über seinen kahlen Kopf legten, sowie der graue Vollbart, der mich an Schafswolle erinnerte, machten ihn noch älter. Im Vergleich zu Met wirkte Ohm wie ein Zwerg. Dennoch waren er, der Riese Met und die anderen Wilden Herzen einander alle irgendwie ähnlich. Genau wie der tote Fliege strahlten sie Kraft und Erfahrung aus – die Erfahrung derjenigen, die ihren Dienst in den Mauern des Einsamen Riesen versehen.
    »Bei D’san-dor!«, fluchte Kater. »Was hast du heute nur für Glück, Ohm! Ich geb auf!«
    Weder das Verhalten noch die schneidende Stimme des Soldaten ließen an einen Kater denken. Das Einzige, was ihm Ähnlichkeit mit diesem Tier verlieh, war der Bart, getrimmt in drei schmalen Streifen über der Oberlippe – eine Mode aus Filand.
    »Lass dich nicht aufhalten«, bemerkte Ohm grinsend. »Met und ich machen jedenfalls noch weiter …«
    Kater trollte sich von dannen, um sich im Gras neben dem Springbrunnen und ganz in der Nähe des schlafenden Soldaten auszustrecken.
    »Der dürfte wohl Ratzer oder Schnarcher heißen«, vermutete ich.
    »Der neben Kater?«, hakte der Narr nach. Er wartete mein bestätigendes Nicken ab, bevor er hinzufügte: »Nein, der heißt Schandmaul.«
    »Wieso das?«
    »Woher soll ich das wissen?« Kli-Kli stülpte die Lippen vor. »Die reden nicht mit mir und sind nur darauf aus, mir eins über den Schädel zu ziehen. Und alles bloß, weil ich ihnen eine tote Ratte ins Zimmer gelegt habe.«
    »Wenn ich mich nicht irre, hast du vor Kurzem noch von Wasser in ihren Betten gesprochen. Von toten Ratten war bisher nicht die Rede.«
    »Die Ratte war ja auch lange vorher …«, empörte sich der Narr.
    »Gut, vergessen wir die Ratte.« Der Narr war unverbesserlich. »Erzähl mir lieber etwas über dieses Pärchen!«
    Ich nickte in Richtung von zwei Wilden Herzen, die etwas abseits saßen und Wein aus einer Flasche tranken.
    »Das sind Schufte«, murmelte Kli-Kli. »Das ist nämlich meine Flasche Wein.«
    »Was macht sie dann bei ihnen?«
    »Es ist eine Kriegstrophäe«, knurrte der Narr und fuchtelte mit seiner Mohrrübe, als wäre sie ein Schwert.
    »Wie bitte?«
    »Bist du taub? Das ist eine Kriegstrophäe, habe ich gesagt. Diesem Schuft da …«, Kli-Kli wies auf den Soldaten, der gerade aus der Weinflasche trank, »… habe ich Nägel in die Stiefel gesteckt, zum Spaß natürlich. Das hat die beiden aber derart wütend gemacht …«
    »Verständlich. Ich wäre auch wütend und würde dir deinen grünen Kopf abreißen.«
    »Genau das haben die auch versucht.« Der Kobold biss ein großes Stück seiner Rübe ab. »Aber sie haben nur die Weinflasche ergattert. Ach, Garrett, wenn du wüsstest, wie viel Mühe es mich gekostet hat, sie aus dem Weinkeller des Königs zu stehlen!«
    »Du bist doch der Narr des Königs. Hättest du sie dir da nicht einfach nehmen können?«
    »Garrett, wirklich! Wie langweilig du bist!« Der Narr schüttelte enttäuscht den Kopf, was ein lustiges Klimpern der Glöckchen heraufbeschwor. »Natürlich hätte ich sie mir nehmen können, aber sie zu stehlen, das ist doch weit aufregender!«
    Ich widersprach ihm nicht.
    »Was kannst du mir von den beiden sonst noch erzählen?«, lenkte ich das Gespräch wieder in die Bahn, die mich interessierte.
    »Ein komisches Pärchen, findest du nicht auch?«, fragte der Narr und streckte dem Soldaten, der die Flasche in der Hand hielt, die Zunge heraus.
    Komisch? Das war aber, gelinde gesagt, eine Untertreibung! Geradezu abenteuerlich! Nie im Leben

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