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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mich die Augen zusammenkneifen wie einen frühlingstollen Kater. Neugierig verfolgte ich die fluchreiche Auseinandersetzung der Gnome. Noch fünf Minuten, und es würde ein Kampf mit heftigem Bartgeziehe losbrechen. Doch nein, den Gnomen ging die Puste aus, und sie suchten nach einem Kompromiss. Jetzt gaben sie Pulver aus einem kleinen grellroten Fass in die Kanone. Die Kugel lag nahebei im Sand. Als sich einer der Gnome, dem kurzen Bart nach zu urteilen der Jüngste unter ihnen, derweil eine Pfeife anstecken wollte, fing er sich von seinem Kameraden eine Schelle ein. Aufjaulend steckte er die Pfeife wieder in die Tasche. Recht so! Das hätte noch gefehlt, dass wegen der Sorglosigkeit eines einzigen Gnoms alles in die Luft flog!
    Jemand schlich sich von hinten an mich heran. »Wie geht’s, Kli-Kli?«, fragte ich grinsend.
    »Bäh!«, brachte der Kobold enttäuscht heraus. »Woher wusstest du, dass ich es bin?«
    »Ich hab dich an deinem Schnaufen erkannt.«
    »Ich schnaufe nicht!«, protestierte der Narr, der sich neben mich auf die Stufe setzte.
    »Und ob!«
    »Nein! Überhaupt, was fällt dir ein, mit dem Narren des Königs zu streiten?«, fragte Kli-Kli beleidigt und stülpte sich zur Untermauerung seiner Worte die Narrenkappe mit den Glöckchen, die er bis eben in der Hand gehalten hatte, auf das grüne Haupt.
    »Ich streite mich ja gar nicht.« Ich zuckte die Achseln.
    »Willst du eine Mohrrübe?«, fragte der Kobold einlenkend und holte hinter seinem Rücken eine Rübe hervor.
    Die Rübe war etwa halb so lang wie der Kobold. Eine Königsrübe.
    »Nein, danke.«
    »Nicht? Na, dann eben nicht! Dann bleibt für mich umso mehr übrig!«
    Der Narr biss ein ordentliches Stück von dem orangefarbenen Gemüse ab, kaute krachend und blinzelte zufrieden in die Sonne.
    »Gemüfe ift gefund, Garrett«, verkündete er mit vollem Mund. »Man kann nicht nur von Fleif leben.«
    »Willst du einen kulinarischen Disput mit mir anfangen?« Ich zog eine Braue hoch.
    Der Narr ahmte dieses Hochziehen ganz genau nach, grinste mich an und biss abermals krachend in die Möhre. So saßen wir, schweigend und das Treiben der Gnome beobachtend. Kli-Kli zuckte ab und zu mit den kurzen Beinen, als vollführe er einen nur ihm bekannten Tanz, was, das will ich nicht verhehlen, wirklich komisch aussah.
    »Es gibt zwei Neuigkeiten, eine gute und eine schlechte. Welche willst du zuerst hören?«, fragte mich Kli-Kli, als von der Möhre noch genau die Hälfte übrig war.
    »Erst die gute«, antwortete ich träge.
    »Die gute Nachricht ist die«, sagte der Kobold und schüttelte den Kopf, auf dass die Glöckchen bimmelten. »Du brichst morgen früh auf, tätärätätä.«
    »Dann lass mal die schlechte hören!«
    »Die schlechte Nachricht ist die.« Der Narr seufzte traurig, die Glocken klimperten melancholisch. »Bedauerlicherweise werde ich am Hof bleiben und dich nicht begleiten.«
    »Dir sind gut und schlecht irgendwie durcheinandergeraten, Narr«, teilte ich ihm mit. »Deine gute Nachricht finde ich schlecht, deine schlechte gut.«
    »Bäh!«, machte Kli-Kli eingeschnappt. »Es wird dir noch leidtun, dass ich nicht mitkomme!«
    »Und warum das?«
    »Wer wird dich denn unterwegs beschützen?«, fragte er mit dem allerernstesten Gesichtsausdruck.
    »Was sollte mir passieren?«, konterte ich. »Wo mich doch die Wilden Herzen und Ratte begleiten!«
    »Da wir gerade bei den Wilden Herzen sind.« Kli-Kli rammte seine spitzen Zähne neuerlich in die bedauernswerte Mohrrübe. »Hast du die schon kennengelernt?«
    »Nein. Du?«
    »Was für eine Frage!«, empörte sich der Narr. »Schließlich sind sie schon seit einer Woche bei uns!«
    Wie konnte ich es bloß wagen, seine Fähigkeit, neue Bekanntschaften anzuspinnen, in Zweifel zu ziehen?!
    »Ich stelle sie dir vor, aber aus der Ferne, von hier, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Die sind wohl schon alle sauer auf dich?«
    »Warum sollten sie?«, erwiderte der Narr und sah mich aus seinen blauen Augen heraus vorwurfsvoll an. »Ich habe lediglich jedem von ihnen einen Eimer Wasser ins Bett gegossen, das haben sie mir ein ganz klein wenig übel genommen.«
    »Was ja wohl nicht anders zu erwarten war«, lachte ich. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie der Kobold mit Verschwörermiene Wasser in ihre Betten goss.
    »Siehst du die, die da würfeln?« Der Narr wollte sich nicht weiter darüber auslassen, was passiert war, nachdem sich die Soldaten in die nassen Betten gelegt hatten.
    Kli-Kli wies mit dem

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