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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sich an aufzuspielen.
    »Bloß das nicht!«, jammerte der Narr.
    Mumr entlockte der Flöte den Ton eines wahnsinnig gewordenen Esels. Der Narr kreischte auf und hielt sich die Ohren zu. Ob ich diese Tröte Arziwus vielleicht als Horn des Regenbogens unterjubeln konnte? Sobald der Unaussprechliche diese grauenvolle Melodie hörte, würde er Hand an sich legen, um dieser Qual nicht länger ausgesetzt zu sein, daran hegte ich nicht den geringsten Zweifel.
    »Dem zieh ich jetzt eins damit über!«, drohte Kli-Kli und fuchtelte mit dem Rest der Rübe.
    »He, Ohm!«, rief Deler. »Sag Mumr, er soll damit aufhören, sonst kann ich nicht mehr für mich garantieren! Den mach ich noch kalt!«
    »Ja!«, pflichtete ihm Hallas bei und nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Überlass ihn mir! Nicht mal in Frieden schlafen lässt der einen!«, grummelte Schandmaul benommen und drehte sich auf die andere Seite um.
    Ohm, der sich nicht vom Würfelspiel ablenken ließ, klaubte einen kleinen Stein auf und warf damit nach Lämpler. Um nicht getroffen zu werden, musste er aufhören, uns mit seiner Flöte zu foltern.
    »Ihr Banausen!«, giftete Lämpler. »Ihr versteht rein gar nichts von Musik!«
    »So geht das schon die ganze Woche, Garrett. Sogar mich hat er mit seinem Gepiepe geschafft!«, klagte Kli-Kli. »Oho! Was haben wird denn hier?«
    Heimlich hatte Kli-Kli in meiner Tasche gekramt. Jetzt hielt er ein Fläschchen mit einer dunkelkirschroten Flüssigkeit in der Hand, in der winzige goldene Teilchen schwammen.
    »Ich weiß, was das ist!«, frohlockte der Narr und sprang auf. »Den Trick kenn ich!«
    »Leg sie zurück!«, brüllte ich ihn an. Aber es war schon zu spät.
    Kli-Kli raste zu den Gnomen hinüber, die endlich die Kanone geladen hatten, und schleuderte meine Flasche gegen sie. Das Glas zerschellte klirrend am Lauf der Kanone. Glutroter Rauch stieg auf – und die Kanone war fort. Warum beim Unaussprechlichen hatte ich auch unbedingt einen Zauber zur Ortsverschiebung kaufen müssen! (Ist es schwer, eine Sache zu verschieben? Nein, nichts einfacher als das! Man wirft nur ein Fläschchen gegen sie, und schon ist sie verschwunden. Später braucht man bloß ein zweites zu zerschlagen, damit sie wieder auftaucht.) Ich hatte mir diesen Zauber für Hrad Spine besorgt, falls ich an ein paar Diamanten oder Smaragden Geschmack fände. Lebt wohl, ihr Schätze der Toten!
    Im Garten breitete sich betretenes Schweigen aus, selbst Aal hörte auf, mit den Schwertern zu üben. Die Stille währte allerdings nicht lange. Sie wurde vom wütenden Geschrei der Gnome zerrissen. Kli-Kli wartete nicht auf seine Strafe, sondern brachte sich vor den Fäusten der Gnome in Sicherheit, indem er, mit seinen Glocken klimpernd, zu mir zurückstürzte. Mich packte der unbändige Wunsch, dem Kobold einen Tritt zu verpassen.
    »Garrett, starr keine Löcher in die Luft!«, rief Kli-Kli, als er an mir vorbeisauste. Wundersamerweise war er meinem Bein entkommen, das sich bereits auf dem Weg zu seinem Hinterteil befand. »Mir nach! Ich bring dich zum König!«
    Mit diesen Worten rauschte der Kobold in den Palast. Mir blieb nichts anderes übrig, als dem kleinen Nichtsnutz kochend vor Wut zu folgen und die Wilden Herzen unter dem wütenden Geschrei der Gnome zurückzulassen.

Kapitel 18

    Die Zusammenkunft
    Die Gestalt des Narren blitzte vor mir auf und verhinderte, dass ich mich in dem undurchschaubaren Geflecht aus Gängen und Treppen verirrte, solange ich Kli-Kli in seinem rot und blau karierten Gewand nacheilte. Die Gardisten sahen dem Narren und mir mit gelangweiltem Blick nach und unterließen es tunlichst, den Unbekannten mit der durchaus vernünftigen Frage zu behelligen, was er hier suche. Offenbar waren sie über mein Kommen ebenfalls bereits in Kenntnis gesetzt worden. Beflissene Diener in grauen und blauen Livreen öffneten vor Kli-Kli die Tür, um ihn – und folglich auch mich – in das Allerheiligste des Königspalasts vorzulassen.
    Der Kobold wollte sein Schicksal nicht herausfordern und hielt sicheren Abstand zu mir. Was im Grunde auch richtig war. Wie hatte Deler doch treffend bemerkt: »Den mach ich noch kalt.«
    Ein auf mich zukommender Diener blieb wie vom Donner gerührt stehen und starrte mich mit großen Augen an. Da ging mir auf, dass ich Delers Drohung laut ausgesprochen hatte. Eilig setzte ich Kli-Kli nach, bevor der Diener es sich einfallen ließ, die Gardisten zu rufen, damit sie sich meiner annahmen. Als ich um die nächste Ecke

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