Schattenwandler 01. Jacob
davon, wo es aufgezogen worden war. So wie ein Winzer oder Weinbauer nur das produzieren konnte, was seine Traubensorte und die Gegend, in der sie wuchs, hergaben.
Jacob goss sich ein Glas Ziegenmilch aus dem Himalaya ein und ließ sich in einen weichen Sessel sinken. Er rollte locker seinen Kopf, um seine Verspannungen zu lösen, und dachte noch einmal über alles nach. Er wusste, ob er nun zu einem Ergebnis kam oder nicht, er würde bald mit Noah sprechen müssen.
„Hallo?“
Bei der sanften und unsicheren Begrüßung zuckte Jacob zusammen und sprang auf. Als er herumfuhr, sah er Isabella, die sich den Schlaf aus den Augen rieb, während sie die Treppe heruntergetapst kam.
Das war unmöglich!
Zu Jacobs Fähigkeiten gehörte es nicht, im Gehirn eines Menschen Schlaf auszulösen, wie Kane es konnte, oder ihn einfach zum Schlafen zu zwingen, indem er ihm alle Energie absaugte, wie Noah es tat. Aber er wusste verdammt gut, wie man Kräuter mischte, die stark genug waren, um das gleiche Ziel zu erreichen. Sie hätte noch Stunden im Tiefschaf liegen müssen!
„Oh … hallo“, sagte sie und lächelte ihn verschmitzt an, als er sie erstaunt vom Fuß der Treppe aus anstarrte. „Jacob, richtig?“
„Richtig“, bestätigte er, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Sein Blick glitt über sie hin, während er nach irgendeiner Lösung suchte. Aber ihm fiel eigentlich nur auf, was für eine unglaublich gute Figur sie hatte. Im Lagerhaus war sie ziemlich dreckig geworden, also hatte er ihr die Jeans, das T-Shirt und die Socken ausgezogen und die Menschenfrau dann in eins von seinen eigenen Hemden gesteckt. Sie darin zu sehen, atmend, wach und lebendig, war unglaublich verlockend und aufreizend. Sie bewegte sich wie ein Kätzchen, langsam und verletzlich und unwiderstehlich anziehend. Ihr langes schwarzes Haar umspielte den Hemdkragen, der weit über ihren schmalen Schultern auseinanderklaffte. Durch das tiefe V unter ihrem Hals, wo Jacob in seiner Hast ein paar Knöpfe nicht geschlossen hatte, schlängelte sich eine einzelne Locke wie eine Schlange in das verführerische Tal zwischen ihren Brüsten. Sie waren von atemberaubender Form, geradezu prahlerisch üppig im Vergleich zu ihrer schlanken Gestalt. Wunderschöne volle Brüste, eine schmale Taille und die Kurven auf beiden Seiten gerade so tief geschwungen, dass man beide Hände darauf legen und mit den gespreizten Fingern über den weichen Bauch streichen konnte oder über die verführerischen Hüften oder …
Jacob spürte, wie ihm bei dieser Vorstellung das Blut in den Adern rauschte, und sein Körper verhärtete sich so unerwartet und so schnell, dass es ihm den Atem nahm. Abrupt wandte er den Kopf ab und riss den Blick von ihr los und murmelte einen deftigen Fluch. Er knallte sein Glas auf den Tisch vor ihm und presste die Hände auf die Platte, als würde der Kontakt mit dem Holz ihn irgendwie erden. Seine Ohren, immer für Reize empfänglich, vernahmen die Laute ihres Körpers und wie ihre Kleidung raschelte, während sie die letzten Stufen in den Salon herunterkam. Obwohl sie noch eine halbe Raumlänge von ihm entfernt war, nahm er ihren Duft auf. Der saubere Geruch hatte sich, erhitzt vom Schlaf und durchzogen von den frisch gewaschenen Laken seines Gästezimmers, verändert. Er erinnerte ihn an eine schwüle Sommernacht voller Blumen, die noch warm waren vom Sonnenlicht, an sauberes, feuchtes Gras und an den süßen Duft eines Wesens, das eindeutig zum anderen Geschlecht gehörte.
Frisch, rein, voll warmer Versuchung. Und der Duft kam mit jedem Schritt näher.
„Du solltest schlafen“, sagte er brüsk und spürte, dass sie zusammenzuckte, als seine Stimme die Stille des Raumes durchschnitt.
„Ich bin aufgewacht.“
Er hörte, wie sie die Schultern zuckte. Für sie war damit alles klar, für ihn nicht. Jacob hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, nach Noah zu rufen. Es war ein so absurder Impuls, dass er fast darüber gelacht hätte. Ein solcher Ruf wäre ohne Beispiel gewesen, und der König würde sehr wahrscheinlich mit gezückter Waffe hereinstürmen. Denn Jacob war nicht der Typ, der jemals Hilfe brauchte, geschweige denn darum bat. Aber wer, fragte er sich in einem Moment aufsteigender Panik, als er der Hitze, die sich ihm näherte, kaum noch widerstehen konnte, wer bestraft den Vollstrecker?
Nein! Verflucht! Du bist stärker als die verführerische Kraft einer Menschenfrau! Sie tut ja nicht einmal etwas! Jacob würde nicht
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