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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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konnte.
    Dieser Frau war das Unmögliche gelungen. Sie hatte einen Dämon getötet. Und zuvor hatte sie ihn gespürt, sich in ihn eingefühlt und ihn gefunden, was eigentlich noch unmöglicher war. Noch nie hatte Jacob von einem Menschen gehört, der in der Lage war, einen Dämon zu töten. Jedenfalls nicht, wenn dieser Mensch kein Nekromant war.
    Isabella arbeitete nicht mit Magie. Das hätte Jacob sofort gewusst. Magier hatten eine unnatürliche Aura und stanken ekelhaft. Der Bastard, der Saul gefangen hatte, der hatte so gerochen. Dieser Gestank nach Fäulnis hing Jacob immer noch in seiner empfindlichen Nase. Isabellas Duft dagegen war sanft, sauber und unglaublich rein. Selbst mitten in all dem Dreck des Lagerhauses hatte er ihren Duft wahrgenommen. Kein Parfüm, keine Creme, nicht einmal der Geruch eines fremden Mannes haftete ihr an.
    Auch war sie keine von den Unsterblichen, die durch die Nacht wanderten. Schattenwandler, die sich unter die Menschen mischten, waren praktisch nicht von ihnen zu unterscheiden. Trotzdem konnten die Arten einander an kleinen Abweichungen erkennen. Jacob hatte keinen Zweifel, dass Isabella menschlich war.
    Aber ein Mensch, der einen Dämon töten konnte? Selbst für Dämonen war es eine heikle Sache, sich gegenseitig umzubringen. Aus diesem Grund war die Aufgabe des Vollstreckers auch lebensgefährlich. Nur der Älteste von ihnen war mächtig genug, anderen tödliche Verletzungen beizubringen. Und nur Jacob war uneingeschränkt befugt, das auch zu tun. Die Todesstrafe war äußerst selten, und es war nicht leicht, ein solches Urteil zu vollstrecken.
    Was auch an diesem Abend wieder deutlich geworden war.
    Isabella hatte einfach eine Eisenstange genommen und sie Saul ins Herz gestoßen. Jacob selbst hätte das gar nicht tun können. Kein Dämon konnte es ertragen, mit Eisen in Berührung zu kommen. Es wirkte wie ätzende Säure auf der Haut. Entstand eine Wunde, war der Schmerz entsetzlich. Drang das Eisen ins Herz oder ins Gehirn, bedeutete es den Tod. Jacob warf einen Blick auf seine Hände. Seine Daumen waren vom Rost, der sich mit Isabellas Tränen gemischt hatte, leicht verätzt. Es war ihm gar nicht aufgefallen, bis er das Brennen gespürt hatte.
    Davon einmal abgesehen, war das Skelett eines Dämons wie aus Stahl, praktisch unzerstörbar. Wie war es dieser kleinen Frau gelungen, eine Stange durch seine Rippen bis ins Herz zu stoßen? Anders als bei den Lykanthropen, deren Verletzbarkeit durch Silber durch Erzählungen weithin bekannt war, wussten im Übrigen nicht viele Menschen, dass Eisen für einen Dämon so gefährlich war. Hatte sie irgendwie von diesem dunklen Detail erfahren? Wenn man davon ausging, musste man ebenfalls davon ausgehen, dass sie wusste, was für ein Wesen Saul war. Obwohl er nach der Transformation zum Inbegriff dessen geworden war, was ein Mensch sich unter einem Dämon vorstellte. Oder war es genau so gewesen, wie es geschienen hatte – ein glücklicher Zufall?
    Jacob erinnerte sich daran, wie er auf dem Boden des Lagerhauses wieder zu sich gekommen war und sich das Blut und die Haare aus den Augen geschüttelt hatte. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der monströse Saul sich über die kleine Frau beugte, und zu begreifen, dass er es nicht mehr rechtzeitig bis zu ihr schaffen würde. Sein Kopf hatte so heftig gedröhnt, dass er sich nicht darauf konzentrieren konnte, seine Macht einzusetzen. Noch nie in seinem langen Leben hatte er sich so frustriert und so hilflos gefühlt. Er hatte bei diesem Kampf unverzeihliche Fehler gemacht, und das hatte sie beide beinah das Leben gekostet. Ob nun hundert Jahre zwischen den einzelnen Begegnungen lagen oder nicht, er hätte niemals vergessen dürfen, worauf er sich bei einer Konfrontation mit einem transformierten Wesen einließ.
    Jacob hatte gewusst, worauf Saul in seinem Wahn aus gewesen war, als er sich der umwerfenden zierlichen Frau genähert hatte. Ein Dämon, der an diesem Punkt angekommen war, hatte in einem solchen Moment nur zwei grundlegende Triebe. Der erste war Selbsterhaltung. Daher hatte es große Vorteile, einen Dämon als Sklaven zu halten. Sobald man ihn durch die entsprechende Magie von den Fesseln der Zivilisation befreit hatte, tat die gefangene Kreatur alles für ihren Herrn. Man brauchte ihr nur das Leben und schließlich die Freiheit zu versprechen, dann stellte sie einem auch ihre urwüchsigen Kräfte zur Verfügung.
    Wenn die Selbsterhaltung gesichert war, galt der nächste

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