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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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zulassen, dass der Wahnsinn dieses verfluchten Mondes von ihm Besitz ergriff. Er hatte in seinem ganzen Leben noch niemals die Kontrolle verloren, und auch jetzt würde er nicht damit anfangen. Seit vierhundert Jahren war er ohne Ausnahme mit gutem Beispiel vorangegangen, und einen so hervorragenden Ruf würde er nicht beflecken, schon gar nicht, wenn Dämonen wie Kane so dringend seiner Führung und seiner Erziehung bedurften.
    Mit zusammengepressten Lippen wandte er sich zu Isabella hin.
    „Was mache ich hier?“, fragte sie und strich gedankenverloren mit einem ihrer langen Finger über die vielen antiken Figuren auf dem Tisch. Sie betastete das Material und die Handwerkskunst, und ein Lächeln ließ ihre Augen erstrahlen. Sie drehte sich zu einer seiner Lieblingsfiguren um. Er hatte die Sammlung im Laufe seines Lebens zusammengetragen. Fasziniert und mit einer Behutsamkeit, die ihn begeisterte, strich sie darüber. „Ich nehme an, das ist dein Haus.“
    „Ja, das stimmt.“
    „Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie ich hierhergekommen bin. Es ist sehr schön“, lobte sie, während ihre riesigen Augen den großen Raum und die üppige Einrichtung in sich aufnahmen. „Wie ich sehe, magst du Antiquitäten.“
    Er nickte, obwohl er genau wusste, dass alles das, was sie antik nannte, brandneu gewesen war, als er es vor vielen Jahren gekauft hatte. Natürlich hatte es keinen Sinn, ihr das zu erklären, deswegen schwieg er.
    „Du redest nicht viel, oder?“, bemerkte sie unvermittelt, während sie nach einer winzigen Figur aus Holz griff, die, wie sie niemals erkennen würde, vor Hunderten von Jahren von einer Frau aus einem längst ausgestorbenen afrikanischen Stamm geschnitzt und in endlosen Stunden mit deren Speichel blankpoliert worden war. „Nach allem, was vorhin passiert ist, kann ich verstehen, dass du nicht zum Plaudern aufgelegt bist.“
    Isabella stellte die kleine hölzerne Figur wieder hin und wandte sich mit ihren zarten Fingern einer Figur nach der anderen zu. Mit sinnlicher Neugier ertastete sie alle Kurven und Oberflächen der einzelnen Stücke seiner Sammlung. Ihre sanften Finger strichen über die Platte des hohen Tisches und streiften fast seine Hand, die dort lag.
    Verlegen zog Jacob sie weg, und seine sonst so beeindruckende Eleganz war dahin, als er schnell einen unbeholfenen Schritt rückwärts machte, um ihrer Nähe zu entkommen.
    Zum Teufel, dachte er wütend, die Frau muss doch so viel Verstand haben, einem Mann, den sie kaum kennt, nicht so nah zu kommen! Besonders eine Menschenfrau. Sie besaß keine Macht, nichts Angeborenes, womit sie sich hätte schützen können, und doch war sie hier und begab sich vertrauensvoll in seine Reichweite.
    Auf der anderen Seite hatte sie erst vor ein paar Stunden einen seiner Artgenossen getötet.
    „Ich will nicht unfreundlich wirken“, brachte er trotz seiner aufgewühlten Gedanken einigermaßen höflich hervor. „Ich bin nur nicht an Gesellschaft gewöhnt.“
    Nun ja, das war zumindest die Wahrheit. Isabella legte den Kopf schräg, sodass ihr rabenschwarzes Haar nach vorn fiel und sich, während sie ihn musterte, wie schwarze Seide über ihre Brüste legte. Er spürte die Berührung ihres Blicks fast körperlich. Ihre neugierigen veilchenfarbenen Augen tanzten zunächst über sein Gesicht, strichen dann zart hinunter bis zu den Schultern und dann langsam über seine Brust. Überall, wo dieser Blick hinfiel, spürte Jacob, wie seine Haut zu brennen begann und wie sich die Muskeln darunter spannten. Seine Kleidung gewährte ihm keinerlei Schutz gegen ihren prüfenden Blick. Seine Bauchmuskeln zuckten und auch die Sehnen seiner Schenkel, während sie ihn unerbittlich musterte. Und seine riesige Erektion konnte sie unmöglich übersehen.
    Seine Kiefermuskeln mahlten, während sie ihn dieser gründlichen Musterung unterzog. War ihr eigentlich klar, wie sie aussah, während sie das tat? Hatte noch nie jemand sie gewarnt, dass die halb geschlossenen Lider, umrahmt von dicken Wimpern, pure Sinnlichkeit ausstrahlten?
    „Ein Einzelgänger“, sagte sie schließlich. Es war eine Feststellung, und sie nickte wissend. „Mir ist klar, dass hier keine sechs Kinder herumlaufen. Sonst würden nicht so viele unbezahlbare Werte herumstehen. Übrigens …“, sie sah ihm direkt in die Augen, und Jacob spürte, wie ihm buchstäblich die Luft wegblieb. „Hast du mich ausgezogen?“
    In diesem Moment wurde Jacob klar, dass sie kein Mensch sein konnte.

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