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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sich sogar in höchste Lebensgefahr begeben, nur um die Menschenfrau zu beschützen, die zum Ziel von Gideons spontan verzerrter Realität geworden war. Gideon hegte keinen Groll gegen den Vollstrecker, aber sein Stolz war verletzt, und zum ersten Mal seit tausend Jahren fürchtete er sich vor etwas.
    Es hatte ihn sehr bedrückt, als er erkennen musste, dass man auch mit fast unüberwindlichen Kräften, jahrtausendealtem Wissen und jahrtausendealter Erfahrung noch den Urinstinkten unterlag. Er hatte geglaubt, für immer über solchen Dingen zu stehen. Jetzt fürchtete er sich vor sich selbst wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er hatte sein Einsiedlerdasein gewählt, um andere vor sich zu schützen. Nicht um Jacob zu bestrafen. Es war beruhigend zu wissen, dass Jacob nicht wütend auf ihn war. Verstörend war nur, dass diese ungeheuer intuitiv begabte kleine Mischlingsfrau irgendwie geahnt hatte, dass er das gern wissen wollte.
    „Ich bin hier, um mit dir über dein Wesen zu sprechen. Ich entschuldige mich für das, was du offenbar als Unhöflichkeit empfunden hast. Aber denk bitte daran, dass wir aus unterschiedlichen Kulturen kommen. Obwohl Privatsphäre in unserer Kultur durchaus einen hohen Stellenwert hat, ist sie nicht heilig. Wir benutzen nicht eure Technologien wie Telefon, Auto und so etwas. Ich bin sicher, das ist dir schon aufgefallen.“
    „Ja, das ist mir aufgefallen“, erwiderte sie.
    „In unserer Kultur haben wir andere Möglichkeiten. Die meisten von uns kommen mit der Fähigkeit auf die Welt, große räumliche Abstände zu überwinden und über große Entfernungen hinweg zu kommunizieren.“ Gideon deutete auf sich. „Du könntest unsere mangelnde Wertschätzung der Privatsphäre als eine Schwachstelle in unserer Kultur ansehen, wenn du so willst. Womit wir bei dir wären. Du scheinst das Zeichen für eine neue Schwachstelle zu sein.“
    „Wie bitte?“ Er dringt nicht nur in meine Privatsphäre ein, jetzt beleidigt er mich auch noch?
    „Ja. Es ist uns immer geweissagt worden, dass es schwerwiegende Folgen haben wird, wenn sich ein Dämon mit einem Menschen paart.“
    „Das waren Legenden“, entgegnete Isabella. „Ich habe eine Prophezeiung entdeckt …“
    „Ja, das weiß ich alles. Es sind keine Legenden. Nicht ganz. In allem steckt ein Körnchen Wahrheit. Das sage ich dir als jemand, der es wissen muss.“
    Isabella nickte. Sie konnte nicht bestreiten, dass er viel mehr wusste als sie. „Dann erklär mir, was so schrecklich daran ist? Wird es Jacob wehtun?“
    Gideon entging nicht, dass sie mit keinem Wort nach sich selbst fragte, auch nicht nach den drastischen Veränderungen, die sie an sich erlebt hatte.
    „Bevor wir darüber sprechen, musst du dich darauf einstellen, dass das, was ich dir sage, die Wahrheit ist. Es sind keine Spekulationen oder Vermutungen. Was ich dir sage, weiß ich. Sonst spreche ich nicht darüber. Das ist meine Art.“
    „Also, ich bin jetzt fünfzehn Minuten mit dir im selben Raum, und in dieser Zeit habe ich dich als sehr aufrichtig erlebt. Als klug. Oder weise, wenn dir das lieber ist. In jedem Fall als alt genug, um zu wissen, wovon du redest. Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“
    „Das ist bedeutungslos.“
    „Oh.“ Isabella verdrehte die Augen. „Okay, dann lass es uns hinter uns bringen, damit du wieder in deinen eigenen Körper zurückkehren kannst. Ich nehme also das, was du sagst, als Tatsache an, solange ich nichts anderes höre.“
    „Mich wird niemand anfechten.“
    „Wir werden sehen.“
    Das musste reichen, begriff Gideon. Sie war unglaublich stur. Eigensinnig. Es war ein Wunder, dass Jacob sie ertragen konnte. Gideon beschloss, gleich einmal ihren Mut zu testen.
    „Du bist unsterblich.“ Isabella öffnete den Mund, um zu widersprechen, besann sich dann aber eines Besseren und spitzte nur verwirrt die Lippen. „Wieso?“, fragte sie.
    „Druiden sind unsterblich. Du bist eine halbe Druidin. Deshalb bist du unsterblich.“
    „Ich bin als Kind fast gestorben, als man mir die Mandeln rausgenommen hat.“
    „Ich habe nicht gesagt, dass man dich nicht umbringen kann. Für uns bedeutet unsterblich, dass man sehr lange lebt, nicht, dass man unzerstörbar ist. Obwohl ich dir versprechen kann, es wird nicht ganz einfach sein, dich zu töten.“
    „Und wieso bist du dir da so sicher?“
    „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du nicht infrage stellst, was ich sage“, seufzte Gideon und klang, als fühle er sich ziemlich

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