Schattenwandler 01. Jacob
Hoffnung, Jacob zurückhalten zu können. Der Dämon verwandelte sich einfach in Staub, um ihm auszuweichen, und materialisierte sich dann wieder mit einem wütenden Brüllen, packte die Kehle des Nekromanten und schlug ihm den Kopf gegen die Steinmauer hinter ihm.
„Sie kennt meinen Namen nicht, Nekromant! Unsere Partnerinnen kennen unseren Namen nie, und zwar genau aus diesem Grund. Und ich schwöre dir, du wirst grausam büßen für das, was du ihr angetan hast. Merk dir meine Worte, Magier. Jeden weiteren Atemzug tust du nur, weil ich es so will. Vergiss das nicht, wenn du das nächste Mal über meine Frau sprichst.“ Damit ließ Jacob den nach Luft schnappenden Nekromanten los, verwandelte sich in Staub und ließ die Erdplatten gegeneinanderkrachen, dass der Keller und das ganze Haus über dem Gefangenen fast zusammenbrachen.
Isabella seufzte leise und rekelte sich zwischen den Laken. Sie reckte sich, gähnte heftig und tastete blind nach dem warmen männlichen Körper, doch der lag aus irgendeinem Grund nicht neben ihr. Als ihre Suche zu nichts führte, zog sie ihren Kopf unter dem Kissen hervor und blinzelte ins Sonnenlicht, das in den Raum strömte. Sie stöhnte und bedeckte mit einer Hand ihre Augen.
„Wie ich sehe, hast du dich schon an die Nacht angepasst.“
Isabella schnappte nach Luft, setzte sich auf und drehte sich nach der Stimme um. Eine Sekunde später fiel ihr ein, was sie am Körper trug, oder vielmehr, was sie nicht trug, und sie riss das Laken vor ihre Brüste, während sie Gideon anfunkelte.
„Was machst du hier drin?“
„Ein Körperdämon kann gehen, wohin er will.“ Er ließ seinen kristallenen Blick langsam über sie gleiten. „Und versuche nicht weiter, mich zu spüren, wie du es mit den anderen von uns tust. Ich bin viel zu weit weg.“
Isabella blinzelte und versuchte herauszufinden, was er mit zu weit weg meinte, da er doch in einem Stuhl am Fußende ihres Bettes saß.
„Man nennt das Astralprojektion“, erklärte Gideon. „So reisen wir. Die Seele trennt sich vom Körper und ist zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten. Aber im Gegensatz dazu, wie Menschen sich Astralprojektionen vorstellen, kann ich alles fühlen, sehen, riechen, hören und schmecken, was ich will.“
„Das erklärt aber noch nicht, warum du … ich meine … in meinem Schlafzimmer sitzt.“
„Ich musste dich sehen.“
„Sagt wer?“
„Niemand. Noch nicht. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bevor Noah und die anderen sich an mich wenden und mich bitten, dich zu beurteilen.“
„Noch mal: Du meinst also, das musstest du in meinem Zimmer tun, während ich geschlafen habe? Unpassend gekleidet, möchte ich noch hinzufügen. Das wird nicht unbedingt dazu beitragen, das Zerwürfnis zwischen dir und Jacob zu kitten.“
Der Dämon sah sie aus schmalen Augen an, und sie unterdrückte ein zufriedenes Lächeln.
„Was genau hat er dir darüber erzählt?“
„Eigentlich …“, gestand sie, „… gar nichts. Das hast du selbst getan.“
„Ich?“ Irritiert hob er eine silbrige Braue.
„Ja. Erinnere dich. Du hast gesagt, es sei gut, dass er bewusstlos war, denn es würde ihm wahrscheinlich nicht gefallen, dass du ihn heilst. Woran er übrigens keinen weiteren Gedanken verschwendet hat, als er es erfahren hat.“
„Nicht?“
„Nein. Wenn ich sein Gefühl in dieser Sache beschreiben sollte … Er schien es zu akzeptieren.“
„Ich verstehe.“
Gideons Blick glitt langsam über sie. Sie war viel zu klein für eine Druidin. Aber er sah, dass sie das Zeichen in sich trug. Für ihn war es nicht zu übersehen. Und ihre Kraft nahm mit jeder Minute zu. Selbst in diesen paar Stunden hatte sie sich verändert, sie war mächtiger geworden in Bereichen, die ihr schon vertraut waren, und in anderen, die sie erst noch entdecken musste.
Außerdem konnte Gideon die Spuren erkennen, die Jacob bei ihr hinterlassen hatte. Er konnte ihn riechen, denn er war nun für alle Zeit mit ihr verschmolzen. Gideon war das früher noch nicht aufgefallen, aber die Verbindung der beiden war nicht zu übersehen. Der Vollstrecker hatte genau das Tabu gebrochen, das er zu schützen geschworen hatte. Das er früher sogar über seine Freundschaft zu den Ältesten gestellt hatte. Natürlich hatte Gideon damals, vor acht Jahren, gewusst, dass Jacob mit allem, was er getan hatte, vollkommen im Recht gewesen war. Der Vollstrecker hatte nur seine Pflicht erfüllt. Er hatte Respekt und Freundschaft hintangestellt, hatte
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