Schattenwandler 01. Jacob
Nekromanten weiteten sich. Elijah setzte sich, und sein Grinsen wurde noch breiter, während er die Füße vor sich auf den Tisch legte und auf den Hinterbeinen seines Stuhls schaukelte.
Elijah konnte Jacob für den dann folgenden Auftritt nur höchste Anerkennung zollen. Wie ein ausbrechender Vulkan schoss aus dem Lehmboden des Kellers eine Fontäne aus Erde und Dreck in die Höhe, und in der Mitte materialisierte sich ein ziemlich wütender Erddämon. Dann wurde jeder Krumen Erde zurück in das Loch gesaugt, und der Boden sah wieder aus wie zuvor.
Jacob schwebte einen halben Meter in der Luft, seine schwarzen Pupillen loderten vor Zorn. Seine bloße Anwesenheit schien die Luft im Raum zu verdrängen. Immer noch schweigend sank Jacob herab, bis seine Füße wieder den Boden berührten, und er musterte den Nekromanten von Kopf bis Fuß. Dann warf er Elijah über die Schulter einen Blick zu, ein stummes Zeichen für den Krieger, dass er bereits etwas Entscheidendes bemerkt hatte. Elijah ahnte es schon. Das war nicht der Nekromant, mit dem Jacob gerechnet hatte, es war nicht der aus dem Lagerhaus.
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass dieser Nekromant bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte.
„Ist das die Kreatur, die es gewagt hat, Hand an meine Frau zu legen?“
Natürlich war er das, aber Elijah mochte dramatische Szenen. Er nickte Jacob mit entsprechend düsterer Miene zu. „Ich habe ihm nichts getan. Ich wusste, das würdest du gern selbst übernehmen.“
Jacob wandte sich wieder dem Nekromanten zu. „Hast du die Waffe gefunden, mit der er mich niedergestreckt hat?“
„Nein. Noch nicht.“
„Ihr werdet sie auch nicht finden“, platzte der Nekromant heraus. Sein Ton war viel zu dreist für einen Idioten, der an die Wand gekettet und der Gnade von zwei unglaublich mächtigen Dämonen ausgeliefert war, von denen der eine in der Stimmung war, ihm den Schädel einzuschlagen.
„Das macht nichts. Du wirst nie wieder Gelegenheit haben, sie zu benutzen“, bemerkte Jacob ruhig.
„Tapfere Worte für einen Feigling, der zu viel Angst hat, sich mir im Kampf zu stellen“, zischte der Nekromant.
Nur den Bruchteil eines Wimpernschlags später stand Jacob direkt vor dem Magier und bleckte seine normalerweise eingezogenen Reißzähne.
„Ziemlich dumme Worte von einem Feigling, der versucht hat, eine Frau dazu zu benutzen, mir eine Falle zu stellen“, knurrte Jacob, der seine Wut nur mühsam unterdrücken konnte. „Hast du eine Ahnung, was einer von uns mit einem von euch macht, wenn der etwas bedroht, was uns wertvoll ist?“
„Was Monster eben so machen. Woher soll ich das wissen“, spie der Nekromant ihm entgegen. „Ihr nehmt unsere äußere Erscheinung an, aber darauf fällt niemand herein. Ich weiß, wie ihr wirklich ausseht, wenn man euch die Maske herunterreißt!“
Wieder warf Jacob Elijah einen kurzen Blick zu. Der Krieger nahm die Füße vom Tisch und stand so abrupt auf, dass der Nekromant vor Angst zusammenzuckte. Als sich der Feldherr wütend zu seiner vollen Größe aufrichtete, hätte es jedem Mann den Schweiß auf die Stirn getrieben. Der blonde Koloss sah aus, als könnte er die Welt zwischen seinen Händen zermalmen. Und in seinen hellen smaragdgrünen Augen brannte die Wut, die dazu nötig war.
„Würde es dir etwas ausmachen, uns zu erklären, wo du das gesehen haben willst?“, erkundigte sich Jacob, und sein aalglatter Ton verbarg die Drohung hinter der höflichen Frage.
„Ich habe eine Menge gesehen“, prahlte der Nekromant. „Ich habe Vampire gesehen, die in der Sonne verbrannt sind. Ich habe gesehen, wie ein Werwolf implodiert ist, nachdem er von einer silbernen Kugel getroffen worden war. Ich habe solche wie dich, gefangen in einem einfachen Pentagramm, sabbernd auf dem Boden kriechen sehen. Eure menschliche Maske löst sich sehr schnell auf, wenn man euch abberufen hat.“
„Da wir dich ohnehin töten werden, ist es egal, was du weißt. Dein Wissen wird mit dir sterben“, erklärte der Vollstrecker, zuckte die Schultern und lächelte offensichtlich zufrieden.
„Gut, aber ihr werdet uns niemals alle kriegen. Wir sind darauf vorbereitet, in Gefangenschaft zu geraten.“
„Also seid ihr eine Art Bund.“ Jacob verzog das Gesicht zu einem Lächeln, bei dem er wieder leicht seine Reißzähne zeigte. „Ich bin sechshundert Jahre alt, Nekromant. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was für ein Zeitraum das ist? Solche wie dich habe ich kommen und gehen
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