Schattenwandler 03. Elijah
während sie darauf wartete, dass er sich ihr wieder zuwandte und seinen Gedankenfaden wieder aufnahm.
„Ja, schon gut“, seufzte er und sah ihr endlich ins Gesicht, als er ihre Wissbegier bemerkte.
„Es passt nicht zu dir, dass du nicht sagst, was du denkst“, half sie ihm auf die Sprünge.
„Es ist wirklich kein Geheimnis, was ich denke. Du hast auch schon so etwas Ähnliches gedacht.“ Elijah ließ sich auf dem Bett nieder, dann streckte er eine Hand nach ihr aus und zog sie zu sich her, bis sie zwischen seinen Knien stand und er seine Arme um ihre Taille legen konnte. „Wir sind verheiratet, Kätzchen, und trotzdem wissen wir kaum etwas voneinander. Wie wollen wir da die Montagues und die Capulets friedlich um einen Tisch versammeln?“
Sie nickte knapp, dann fuhr sie ihm mit den Händen beruhigend über die Schultern. Wen von ihnen beiden sie damit beruhigen wollte, hätte sie selbst nicht auf Anhieb sagen können.
„Dabei haben wir das Thema Kinder noch nicht einmal angedacht“, ergänzte sie.
„Keine von unseren beiden Spezies hat etwas gegen Kinder, aber ich bin nicht für Kinder, solange die Eltern sich noch in mancherlei Hinsicht fremd sind.“
„Falls wir biologisch überhaupt so weit übereinstimmen, dass wir besagte Kinder bekommen können“, betonte sie.
„Und noch etwas“, sagte er ernst. „Deine Thronfolge …“
„… ist bei Syreena auf jeden Fall in guten Händen“, vollendete sie den Satz für ihn. „Wir haben alle Zeit der Welt, um Lösungen zu finden. Du brauchst nicht die ganze Liste unserer zukünftigen Aufgaben auf einmal abhaken. Sei mir nicht böse, aber du denkst fast wie ein Mensch. Menschen sind anders, Elijah, weil sie nicht den unwiderstehlichen Drang haben wie die Prägung. Und dieser unwiderstehliche Drang hat uns zusammengeführt, obwohl wir eigentlich fast Fremde sind, aber das ist nicht schlimm. Es geht mir eher darum, dass wir beide mehr voneinander erfahren, als darum, möglichst rasch meiner Pflicht nachzukommen und Thronfolger in die Welt zu setzen.“
„Das sehe ich genauso“, sagte er ruhig.
Als er den Blick abermals von ihr abwandte, seufzte Siena verzweifelt auf und kniete sich zu seinen Füßen hin, legte ihre Hände auf seine Oberschenkel und drückte sie, als wolle sie sich so seiner ungeteilten Aufmerksamkeit versichern.
„Elijah, kannst du endlich aufhören, um den heißen Brei herumzureden?“, fragte sie mit Bestimmtheit.
„Verflucht“, brummte er und verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln.
„Ja, schon klar, es ist schrecklich, wenn man eine Frau im Kopf hat.“
„Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.“ Elijah fasste sie mit den Fingern unter dem Kinn. „Ich muss wissen, ob du einen Hausstand führen willst, der gefühlsmäßig innig verbunden ist, in dem aber unterschiedliche Traditionen herrschen“, sagte er schließlich.
„Zunächst einmal“, antwortete sie sanft, „ist unser Haus längst innig verbunden. Du hörst das vielleicht nicht gern, aber ich sage es dir jetzt trotzdem: Ich liebe dich, Elijah.“ Ihre Stimme versagte, allerdings vor Rührung, nicht etwa, weil sie unsicher war. „Es ist mir egal, wie lange es dauert, bis wir all die unwichtigen Einzelheiten voneinander wissen, die dir manchmal solche Sorgen machen. Ich habe deinen Geist gesehen. Ich habe gespürt, wie er mit meinem verschmolzen ist. Ich weiß jetzt, dass wir zwei Hälften eines einzigen Lebewesens sind.“ Sie ergriff eine seiner riesigen Hände, zog sie an ihren Mund und drückte einen Kuss auf die Handfläche, und ihre Goldaugen flackerten durchdringend. „Und ich bitte dich um Verzeihung, dass ich in unserer Hochzeitsnacht, als du es so sehr gebraucht hättest, zu feige war, dir das alles zu sagen.“ Ihre sonst so klangvolle Stimme war heiser vor Qual. „Bei dem Gedanken, ich hätte dich verlieren können, ohne dass du das weißt, schäme ich mich, und ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses kostbare Geschenk überhaupt verdiene.“
„Siena.“ Er wiederholte seufzend ihren Namen und zog sie fest an sich. Elijah hatte sich noch nie so freudetrunken gefühlt wie in dem Moment, als sie ihm ihre Liebeserklärung gemacht hatte.
Sie schlang die Arme um ihn und schmiegte sich noch fester an ihn.
„Du bedeutest mir so viel“, flüsterte er an ihrem Hals. „Du bist das Herz, das in meiner Brust schlägt, und die Seele, die in meinen Gedanken wohnt.“
Sie versuchte zu schlucken, doch ihre Kehle war wie
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