Schattenwandler 03. Elijah
Amos kamen hinter ihr her. Amos hatte den Puffer gebildet, den Isabelle brauchte, um wieder zu Atem zu kommen und gesund zu werden. Aber dem Dämon war deutlich anzumerken, dass das Verfahren seinen Preis hatte. Er wirkte erschöpft und verabschiedete sich schnell, nachdem er Isabella wieder in die Obhut ihres Mannes und ihrer Freunde gegeben hatte. Legna würde Bella im Auge behalten und sich melden, wenn sie Hilfe brauchten. Aber im Augenblick sah Jacobs kleine Frau rosiger und gesünder aus als seit Monaten.
„Ist alles gut mit dir?“, fragte Jacob. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und musterte sie eingehend, wie er das unzählige Male getan hatte, seit sie am Vortag von ihren Visionen heimgesucht worden war.
„Jetzt schon“, versicherte sie. Sie reckte sich zu ihm hoch, um ihn zu küssen und um ihm zu zeigen, wie sehr seine Nähe ihr gefehlt hatte.
Sie hatte ihn immer tief im Innersten berührt. Ihre Küsse und ihre Berührungen erregten ihn auf verschiedenste Weise. Doch sie brauchte ihn nur mit ihren wunderbaren veilchenfarbenen Augen belustigt anzusehen, um ihn sofort in ihren Bann zu schlagen.
Wegen ihrer Schwangerschaft und ihrem geschwächten Zustand waren sie schon eine ganze Zeit lang nicht mehr intim miteinander gewesen, und der Einfluss des zunehmenden Samhain-Mondes machte sich dahingehend bemerkbar, dass er seine Finger tief in ihr weiches Fleisch grub und dass sie leidenschaftlich in seinem Haar wühlte.
Das alles gehörte zur Prägung zwischen ihnen. Ihre Seelen waren für immer miteinander verbunden. Darum erlebten sie alles, was den anderen berührte, immer intensiv mit. Das würde immer so bleiben. Und obwohl es Momente gab, wo er es bereute, dass er sie in die ihn umgebenden Gefahren und Ränke hineingezogen hatte, war Jacob, seit er sie zum ersten Mal berührt hatte, jeden Tag dankbar für das kostbare Geschenk, das sie für ihn war. Sie war Balsam für seine Seele. Sie war die Einzige, die ihm helfen konnte, die Last der Verantwortung zu tragen, die er sich durch seine strengen ethischen Grundsätze aufbürdete.
Ein Beispiel war der tödliche Unfall eines männlichen Druiden, des auserwählten Partners von Ruths Tochter Mary. Man konnte Jacob nicht eigentlich die Schuld daran geben, da sie die wahren Hintergründe erst verstanden hatten, als es schon zu spät war. Aber Jacob hatte ein besonders ausgeprägtes Gewissen. Er, den seine Partnerin – das erste druidische Hybridwesen, von dessen Existenz seine Spezies erfahren hatte – mit so viel Glück erfüllte, konnte zutiefst nachempfinden, wie sehr Mary unter dem Verlust des Mannes litt, der ihr künftiger Partner hätte werden sollen.
Allerdings rechtfertigte der Vorfall in seinen Augen nicht den Vernichtungsfeldzug der beiden Frauen gegen ihr eigenes Volk. Besonders seit Isabella das Ziel eines solchen Angriffs geworden war und dabei ebenso wie ihre gemeinsame Tochter fast ihr Leben verloren hätte.
Erst die Liebe seiner Frau und ihre sanfte Unterstützung hatten ihm geholfen, mit seinem Gewissen ins Reine zu kommen. Sie war immer da, um ihm Einhalt zu gebieten, wenn er sich wieder für alles die Verantwortung und die Schuld gab.
Dennoch hatte er oft Angst wegen der Gefahren für seine Familie, die damit zusammenhingen, dass er Vollstrecker war. Dabei vergaß er manchmal, dass seine Frau über bemerkenswerte Kräfte und Kampftechniken und über eine große Klugheit verfügte, die von ihren menschlichen Anlagen kam und von dem Leben, das sie geführt hatte, bevor sie ihre druidische Gestalt angenommen hatte. Jacob wusste, dass seine falsche Wahrnehmung ihrer Fähigkeiten daher rührte, dass sie während ihrer Schwangerschaft schwer verletzt und geschwächt gewesen war. Es war eine lange, quälende Zeit voller Sorgen gewesen, und er hatte fast vergessen, wie stark sie tatsächlich sein konnte.
Aber ihre Haut, die jetzt wieder ganz rosig aussah, die Wärme ihres Körpers und die Heftigkeit ihrer Umarmung zeigten ihm zu seiner Erleichterung, dass sie sich sehr schnell erholte. Sie würde sich schon bald wieder so um ihre Familie kümmern und ihre Pflichten wahrnehmen können, wie sie das wollte. Eine unbändige Freude stieg in ihm auf, und er lachte laut heraus.
Bellas Gedanken wanderten zu ihrer kleinen Tochter, und sie löste sich aus seiner Umarmung, um zur Wiege zu gehen, bei der Noah saß. Sie blickte auf ihre Tochter hinab, die, nachdem sie ordentlich gestillt worden war, nun schlief. Bella lächelte den König an und
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