Schattenwandler 04. Damien
gibt“, sagte Siena.
Syreena beachtete sie nicht. Stattdessen hatte sie das unbezähmbare Bedürfnis, Damien zu treffen, ihn an ihrer Seite zu haben. Doch sie versuchte, diesen Drang wegzuschieben, als sie bemerkte, dass es lächerliche Eifersucht war, zu der sie kein Recht hatte.
Doch es gelang ihr nicht.
Ohne ein weiteres Wort an ihre Familie zu richten, verwandelte sie sich in einen Wanderfalken, und ihr Kleid glitt vor den überraschten Blicken der anderen zu Boden, als sie es am Kragen löste und sich in die Lüfte erhob.
„Syreena!“
Syreena wirbelte herum, senkte entschuldigend einen Flügel und verschwand in den Höhlengängen.
Damien ließ seine schläfrige Beute zu Boden gleiten.
Der Hund, der geduldig hinter ihm saß und mit dem Schwanz auf den Betonfußboden schlug, blickte erwartungsvoll zu Damien auf, der seinen Hunger an dessen Herrchen gestillt hatte.
„Guter Junge“, lobte der Prinz das Tier freundlich. „Leck deinem Freund ein paarmal übers Gesicht, wenn ich fort bin, das wird ihn wach machen. Es ist nicht empfehlenswert, ihn allzu lange in der Kälte liegen zu lassen. Die Menschen haben kein so warmes Fell wie du.“
Damien wusste, dass der Hund ihn verstand. Der Verstand eines Tiers unterschied sich sehr vom Verstand eines Menschen, konnte jedoch mit ein wenig Geschick genauso angesprochen werden. Abgesehen davon kannte ein Hund den Kreislauf der Natur und damit das Prinzip von Jäger und Beute. Solange Damien dem Mann keinen Schaden zufügte, würde das Tier ihn ebenfalls in Ruhe lassen.
Der Vampir verschwand im Schatten des Gebäudes, das der Mann und dessen Hund bewacht hatten. Mit einem starken, durchdringenden Gedanken schuf er in dem Mann, von dessen Blut er getrunken hatte, eine veränderte Wahrnehmung. Sie sollte die Wirklichkeit verwischen, damit er und alle anderen die Wunden an seinem Hals nicht entdeckten, bis sie verheilt waren. Damien überprüfte die Umgebung mit seinen Sinnen, um sich zu vergewissern, dass der Mann und sein Hund nach seinem Verschwinden noch eine Zeit lang in Sicherheit waren.
Zu seiner eigenen Überraschung spürte er, dass Syreena auf dem Weg zu ihm war.
Es war erstaunlich, wie schnell sie war. Vielleicht würde er diese Anmut und diese Schnelligkeit mit etwas Übung auch in der Rabengestalt erlangen. Es war einfach, sich in einen Vogel zu verwandeln, doch es war nicht ganz so einfach, ein Vogel zu sein. Zum Beispiel passten die kalten russischen Nächte und Flügel nicht gut zusammen, ein wichtiges Detail, das ihm normalerweise nicht aufgefallen wäre.
Syreena veränderte ihre Gestalt noch in der Luft, landete jedoch mit erstaunlicher Anmut und Balance auf ihren Fußballen. Sie warf das Haar zurück, das sich nach der Verwandlung wieder gebildet hatte.
Sie bot einen bemerkenswerten Anblick, dachte der Vampir und spürte einen leichten Schwindel. Sie stand barfuß auf dem eisigen Boden. Tatsächlich war sie ganz nackt und offensichtlich durchgefroren, dachte er, während ein kleines hinterhältiges Lächeln um seinen Mund spielte.
„Ein bisschen kalt zum Herumfliegen“, bemerkte er und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sein Versteck. Mit der Zeit würde sie lernen, ihn in der Dunkelheit zu erkennen. Für einen Moment trat er zu ihr ins Licht der Straßenlaterne.
„Komisch, dass du das weißt“, erwiderte sie.
Er würde nicht so tun, als merkte er nicht, dass sie auf seine Rabengestalt anspielte, die sie vor Kurzem entdeckt hatte. Es musste ein ziemlicher Schock gewesen sein, obwohl sie gleichmütig und sachlich zu sein schien.
„Ach ja. Du hast es mitbekommen.“
„Ich müsste schon so stumpf sein wie ein Pfosten, wenn ich das übersehen hätte. Ich kann mir die Theorie vorstellen, die dahintersteckt. Ich wüsste gern mehr darüber.“
„Ein Gespräch können wir an einem angenehmeren Ort führen als diesem hier.“ Er packte sie beim Ellbogen und zog sie dicht an seinen warmen, soeben genährten Körper. „Du siehst aus, als würdest du jeden Moment vor Kälte sterben. Deine Lippen sind ganz blau.“
Er fuhr ihr mit dem Fingerknöchel über die Unterlippe. Dann ließ er die Hand wieder herabgleiten, doch auf dem Weg strich er ihr über den Hals, das Schlüsselbein und über die Brust und berührte dabei ihre Brustwarze. Obwohl es ihr gelang, jedes Geräusch zu unterdrücken, ließ sich der Schwall Atemluft, den sie ausstieß, in der Kälte nicht unsichtbar machen. Er bildete augenblicklich eine Wolke.
Damien war vollkommen
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