Schattenwandler 04. Damien
Anspruch aufeinander.“
„Weil du von meinem Blut getrunken hast? Was ist das anderes für dich als Nahrung? Nur ein kleiner Leckerbissen, bevor der nächste kommt?“
„Hmm“, murmelte er.
Er ließ seine Augen langsam über sie gleiten und prägte sich ihre Gestalt ein, ihre Rundungen und ihre wohlgeformten Gliedmaßen. Seine sichtliche Bewunderung brachte sie dazu, sich anders hinzustellen, statt sich so zu bewegen, wie sie es eigentlich wollte. Wie konnte er sie nur so leicht durchschauen, mit einem einzigen Blick? Sie ging nackt durch die Welt, ohne sich darum zu scheren, doch ein Blick von ihm genügte, und sie fühlte sich wirklich nackt.
„Es gibt bestimme Nährstoffe, Syreena, die sind unübertroffen. Bist du noch nie auf die Idee gekommen, dass du der größte Leckerbissen von allen bist? Dass alle anderen dagegen vollkommen verblassen?“
„Ist es das, was du in mir siehst?“, fragte sie, und ihre Verwirrung war für beide ganz offensichtlich. „Ich muss zugeben, ich habe keine Vorstellung davon. Alles, was wir bisher erlebt haben, kam aus einer Notwendigkeit oder aus einem Impuls heraus. Du scheinst so viel zu wissen, wo ich verloren und ratlos bin.“
„Ist das dein Eindruck?“ Damien streckte die Hand aus und wischte ihr ein paar Wassertropfen von der Stirn über der linken Augenbraue. „Mir ist klar, dass es so aussehen muss, aber ich versichere dir, das trifft nicht immer zu. Du siehst, Syreena, ich greife auf die Erfahrungen zurück, die ich mein langes Leben lang mit meinen Instinkten gemacht habe. Sie haben mir immer gute Dienste geleistet. Was für dich so aussieht, als würde ich alles ganz leicht verstehen, ist bloß Vertrautheit mit den Vorgängen.“
„Vielleicht ist es genau das, wovor ich Angst habe“, sagte sie ruhig, entzog sich seiner Berührung und ging um ihn herum.
Er folgte ihr das kurze Stück zu ihren Gemächern. „Würdest du mir das bitte näher erklären?“
Sie beachtete ihn nicht und griff in ihrem Schrank nach einem kurzen Kleid aus olivgrüner Seide. Es schimmerte über ihrem Kopf und dann an ihr, als sie es mit einer leichten Hüftdrehung über ihren Körper gleiten ließ.
Damien nahm die Gelegenheit wahr, sich in dem Raum umzusehen, und bemerkte, dass die Einrichtung so spartanisch war, wie es einem Kloster entsprach. Sie hatte keinen Besucherraum oder Salon und keine Damen, die ihr zu Diensten waren, wie es ihre Schwester hatte. Siena genoss die Privilegien und den Luxus, und obwohl Kleinigkeiten wie die Stoffe, die Syreena trug, und der seidige Glanz ihres Bettes verrieten, dass Syreena ebenfalls einen gewissen Luxus genoss, war klar, dass sich dieser Luxus auf persönliche Dinge beschränkte.
Sie war eine zurückhaltende Person, so wie auch er es im Laufe der Jahre geworden war. Er nahm an, dass ihre Erziehung im Kloster mit ihrem Hang zum Alleinsein zu tun hatte. Sie war eine Denkerin, jemand, der nachdachte über das, was er tat, und der versuchte, sein Umfeld so klar wie möglich zu gestalten, um Verwirrung und Ablenkung zu vermeiden.
Wenn sie nicht der Typ gewesen wäre, der genau darüber nachdachte, was er tat, hätte sie ihn mit ihrer Eifersucht vielleicht überrannt, statt vorsichtig darum herumzugehen, so wie er um die heiße Quelle herumgegangen war.
„Bin ich bloß dein neuester Instinkt, Damien?“, fragte sie unvermittelt und strich sich dabei mit den Händen über die Hüften, was eine untypische Nervosität verriet, die der Prinz augenblicklich bemerkte.
„Der neueste? Ja. Bloß? Nein, Syreena. Bei dir kann es nie bloß sein.“
Sie seufzte, jedoch nicht vor Erleichterung. Es war mehr ein Zeichen von wachsender Unruhe. „Du kannst so gut mit Worten umgehen. Ich weiß nie, ob das nur Routine ist oder ob Gefühle dahinterstecken. Was ich weiß, ist, dass Vampire nicht so leicht zu beeindrucken sind und dass sie ihre Gefühle nicht zeigen. Trotzdem zögerst du nicht in diesem Punkt?“
„Nein. Das tue ich nicht.“
„Du musst mir erklären, warum“, beharrte sie und trat näher zu ihm. Sie war wärmer als sonst, erhitzt vom Schwimmen. Er vermutete, dass ihre wachsende Emotionalität ebenfalls dazu beitrug.
„Ich habe dir schon gesagt, ich bin mir nicht sicher. Es ist einfach so.“
„Und was wird morgen sein? Wirst du dann das Blut von jemand anders trinken und wieder nach deinem Instinkt handeln?“
Ah! Darum ging es also, dachte Damien und lächelte in sich hinein. „Sagen wir, so habe ich das bisher gemacht. Das
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