Schattenwandler 04. Damien
Gedanken beschäftigt. Er wusste, dass Siena versucht hatte, Syreenas Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken und sie zumindest in ihrer Rolle als Beraterin heranzuziehen. Doch Sienas Schwester hatte die Königin unter dem Vorwand abgewimmelt, dass sie sich nicht wohlfühle oder dass sie anderweitig beschäftigt sei, nur um allein sein zu können.
Der Krieger versuchte, nicht böse auf die Prinzessin zu sein wegen der Sorgen, die sie seiner Frau machte. Es war eher Sienas Problem als das von Syreena, wie er ihr bereits gesagt hatte. Doch wenn sie sich verletzt fühlte, war er es auch. Das lag in der Natur ihrer Bindung. Doch dieses kleine Manko konnte er leicht verschmerzen, angesichts der vielen positiven Punkte, die eine so tiefe Verbindung mit sich brachte.
Er war versucht gewesen, selbst auf Damien zuzugehen. Nur um zu verstehen, was da vor sich ging. Oder vielleicht, weil Siena es sich so inständig wünschte. Manchmal waren ihre Wünsche so stark, dass er sie mit seinen eigenen verwechselte. Umgekehrt war es genauso. Deshalb hielt er an seinen Vorstellungen fest, in der Hoffnung, sie würden auf Siena abfärben.
„Ich würde nicht das Schloss darauf verwetten“, erwiderte sie scharfzüngig.
Elijah schmunzelte und gab ihr einen Kuss auf ihr lockiges Haar.
„Ich bin ein Optimist, Siena, kein Idiot“, teilte er ihr belustigt mit.
In Gedanken versunken ließ Jasmine ihre Finger über die Buchrücken gleiten und las langsam die Titel, die sie verstehen konnte. Sie hielt nach etwas Ausschau, nach irgendetwas, das ihr bei der Suche helfen würde.
Ihr Zuhause war in Aufruhr, weil sein Herrscher es ebenfalls war. Obwohl er diesmal viel mehr darum bemüht war, es für sich zu behalten, war Jasmine sich fast sicher, dass er wegen irgendeiner Laune eine Zurückweisung durch die Lykanthropenprinzessin erfahren hatte.
Zur Hölle mit ihr, dachte Jasmine gehässig. Damien war weder Widerspruch noch die Zurückweisung durch eine Frau gewohnt. Wenn sie bedachte, wie viel Hoffnung und was für einen ungewohnten Idealismus der Prinz in dieses undankbare Ding investierte, konnte sie sich gut vorstellen, wie schmerzhaft und demütigend es für das Ego des Vampirs sein musste, zurückgewiesen zu werden.
Solange sie nicht wusste, weshalb das alles so unbefriedigend verlaufen war, war sie auf Vermutungen angewiesen. Aus Sorge um das Wohlergehen des Prinzen musste sie einen unwiderlegbaren Beweis finden, um ihren Prinzen in seinen Bestrebungen, was diese fremde Person betraf, an der er so einen Narren gefressen hatte, zu unterstütze n – auch wenn sie davon überzeugt war, dass diese kleine Wichtigtuerin es nicht verdiente. Es war der einzige Weg, die Situation wieder ins Lot zu bringen. Wenn Jasmine beweisen konnte, dass Damiens Theorien eine Grundlage hatten, dann musste die Schattenwandlerin zumindest zuhören und die Möglichkeiten abwägen.
Sie wünschte nur, sie könnte schneller lesen.
Damien streifte durch seine dunklen Gärten, die Gedanken ganz auf eine entmutigende Frau auf der anderen Seite des Erdballs gerichtet. Sie hätte genauso gut auf seinem Schoß sitzen und ihm all ihre Zweifel und ihre Unsicherheit ins Ohr flüstern können. Er war nicht mehr auf der Jagd gewesen, seit er sie zuletzt gesehen hatte, und die Kälte seines Körpers passte zu der Eiseskälte in seiner Seele. So abgelenkt, wie er im Augenblick war, wäre es nicht klug, in der Welt umherzulaufen und sich unzähligen Gefahren auszusetzen, die ihn vielleicht erwarteten. Und am Ende würde er noch getötet werden, wenn er sich nicht vorsah.
So wie es aussah, huschten hier zahlreiche machtvolle Wesen umher, die seinem Wohnsitz und seinem Territorium zu nah kamen. Es waren Vampire, zwei, und sie lungerten herum und warteten auf eine Gelegenheit, ihn anzugreifen. Normalerweise hätte er sich ihnen umgehend entgegengestellt, doch er hatte im Moment kein Interesse und keine Lust. Lass sie kommen, und lass sie ihre Chance ergreifen, dachte er erschöpft. Wofür lebte er, außer um gelegentlich seine Gier zu befriedigen? Sollten sie doch seine Position begehren, seinen Besitz und sein Zuhause, wenn sie wollten.
Sie konnten alles haben in diesem Augenblick, seinetwegen. Jasmine würde allein klarkommen. Sie hatte ihm oft genug gesagt, dass sie ihn nicht brauchte als Beschützer oder als Ratgeber. Und sie hatte recht gehabt. Er hatte sie wahrscheinlich als Vorwand gebraucht, um so viele Jahrhunderte lang auf der Erde zu bleiben. Er hatte sie viel
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