Schattenwandler 05. Noah
Tag freigenommen von meiner ausgelassenen Nichte. Leah durchläuft gerade die Dämonen-Druiden-Version dieses schrecklichen Zweiergespanns, und glaub mir, ich habe ein bisschen Zeit für mich verdient. Vor allem, wo Samhain vor der Tür steht. Sobald deine Vollstrecker ihre Arbeit aufnehmen, werde ich ziemlich viel babysitten.«
»Natürlich«, stimmte Noah zu, und sein Tonfall klang, ob bewusst oder unbewusst, ein wenig düster. »Und ich glaube, Leah ist ein Dämon. Obwohl sie zum Teil Mensch und zum Teil Druidin ist, wenn man die Abstammungslinie ihrer Eltern anschaut, können ihre Kinder … das heißt, jedes Kind von einem Dämonen und einem Druiden kann nur eines von beiden sein. Deshalb konnten die beiden Völker über Generationen getrennt voneinander sein. Natürlich wissen wir das erst dann sicher, wenn die Fähigkeiten eines Dämons in ihr erwachen … aber die Prophezeiung spricht von Leah als einer neuen Art von Dämon.« Noah brach ab, was Corrine nur noch neugieriger machte, während er auf eine Weise mit einer kleinen Statue herumspielte, die eigentlich nicht zu dem unerschütterlichen König passte. »Deine Schwester wird die nächsten Abende ziemlich beschäftigt sein. Ich habe mich schon gefragt, wem sie Leah wohl überlassen würde, wenn man bedenkt, dass einem Dämonen während Samhain nicht so recht zu trauen ist.«
Wieder brach er ab und kämpfte mit sich selbst. Corrine war natürlich vertraut mit den Problemen, die ein heiliges Fest wie Samhain und die Mondphasen davor und danach für die Dämonen mit sich brachten. Aber sie kannte auch die Chancen.
Es war ein Samhain-Vollmond gewesen, der sie und Kane zusammengeführt und ihr ein wunderbares neues Leben voller Leidenschaft und Liebe gebracht hatte. Doch dieser Vorgang hatte sie beinahe zugrunde gerichtet. Corrine verstand Noahs Furcht. Außerdem war der König nicht verheiratet oder geprägt, wie die Dämonen es nannten, und das machte es noch schwerer für ihn. Corrine hatte keine Anzeichen dafür festgestellt, dass Noah die Kontrolle verlor, doch war sie darin keine Expertin. Was sie allerdings sehen konnte, war, dass er beunruhigt wirkte.
Noahs Zurückhaltung war legendär und einzigartig, und Gelassenheit zeichnete ihn aus. Diese wurde nur erschüttert, wenn seine Familie in Gefahr war. Selbst eine Gefahr für die gesamte Gemeinschaft konnte ihn nicht so aus der Fassung bringen.
Trotz der sanften Warnung in ihrem Hinterkopf schob Corrine Geduld und Protokoll beiseite und seufzte. »Noah, kann ich dir irgendwie helfen?«
Noah sah von der kleinen Gestalt auf, die er betrachtet hatte, und der Blick seiner grau umwölkten Jadeaugen traf ihren auf eine Weise, wie es nur jemandem von königlicher Abstammung gelang. Noah war kein grausamer oder besonders strenger Monarch, doch war er jemand, der an die Privilegien gewöhnt war, die diese so schwer erkämpfte Position mit sich brachte. Dämonen wählten ihr königliches Oberhaupt nur nach dessen Verdiensten und nicht nach der Herkunft.
»Komm schon«, drängte sie den König sanft und trat in den Raum, damit ihre Körperwärme sich mit seiner Aura verband. Es war ein Trick, den sie von Kane gelernt hatte. Die beste Art, um das manchmal explosive Temperament eines Feuerdämons zu bezähmen, war, wie er ihr verraten hatte, ihre Wärmeenergie und ihre positiven Absichten so nah heranzubringen, dass sie eine beruhigende Wirkung entfalteten. »Mir ist bewusst, dass dir an Kane und mir genauso viel liegt wie an allen anderen, aber es ist nicht deine Art, einfach hereinzuschneien, um ein bisschen zu plaudern. Meine Schwester liebst du vielleicht so, aber nicht mich.«
Noah blickte auf seine Füße und lachte leise, ein kurzes Geräusch, dem ein reuevolles Kopfschütteln folgte. »Du beschämst mich«, sagte er leise. »Mir war nicht klar, dass es so offensichtlich ist, dass ich jemanden bevorzuge.«
»Um ehrlich zu sein, da bin ich lieber benachteiligt«, neckte sie ihn mit einem koketten Lächeln. »Wenn du jemanden liebst, Noah, bekommt er eine besondere Position in deinem Kreis von Beratern oder in deiner Verteidigungsarmee. Liebe von mir aus meine Schwester, Noah, aber lass mich bitte in Ruhe!«
Noah musste schließlich lachen. Er warf den Kopf zurück, und die rötlichen Strähnen in seinem ebenholzfarbenen, sanft gelockten Haar schimmerten in dem gedämpften Gaslicht, das den Raum erleuchtete.
Sein Lachen war ansteckend, und Corrine fiel mit ein. Es erleichterte sie auch, es zu hören,
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