Schattenwandler: Adam (German Edition)
und ihre rasenden Gedanken.
Adam trat neben sie und legte ihr seine große Hand auf die Wange. Trotz ihres Widerstands zwang er sie, ihn anzusehen.
»Ich werde nichts verbergen, und ich werde nicht lügen. Ich will nicht«, sagte er leise zu ihr. »Es darf nur Wahrheit zwischen uns geben, auch wenn wir uns selbst gerne belügen würden.«
Ihr Atem stockte.
»Ich liebe dich nicht«, brach es aus ihr heraus, und die Äußerung war schmerzhafter, als er geahnt hatte.
»Die Liebe stellt sich ein, wenn du bereit dazu bist, Jasmine.«
Doch ich weiß, dass sie bereits da ist.
»Hör auf! Ich liebe dich nicht!« Sie packte die Kugel mit einer Hand und warf sie nach ihm, so fest sie konnte. Sie traf ihn am Brustbein, und er knurrte auf vor Schmerz. Sie nutzte die Situation, um sich an ihm vorbeizudrängen und aus dem geschwärzten Fenster zu hechten.
»Jasmine!«, brüllte Adam, während er auf das Fenster zustürzte und ihr hinterhersprang, noch bevor er ihren Schrei hörte.
Sonnenlicht.
Überall, ganz plötzlich. Verzweiflung und Schmerz hatten ihren Instinkt betäubt, sodass sie vergessen hatte, dass die Sonne hoch am Himmel stand. Nicht eine Wolke war zu sehen, doch sie bildeten sich, als er ihr hinterherstürzte und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit an den massiven Festungsmauern hinuntersauste. Schneller als je zuvor ließ er Wolken aufziehen, doch nicht schnell genug, um ihre Haut und ihr Haar davor zu bewahren, in Flammen aufzugehen. Er streckte die Hände nach ihr aus, und obwohl er wusste, dass er sie nicht erreichen konnte, wollte er unbedingt irgendetwas tun. Egal, was.
Doch plötzlich spürte er, wie vor ihm eine Wasserquelle auftauchte. Jasmine, und doch mehr als Jasmine. Das Feuer auf ihrem Körper erlosch, als ihre Haut sich verflüssigte und auf ihn tropfte.
Als heftiger Wasserschwall schlugen Jasmine und er auf dem Boden auf. Adam wusste, wie er erneut feste Gestalt annehmen konnte, doch Jasmine wusste es nicht, weshalb er sämtliche Wassermoleküle, in die sie sich verwandelt hatte, aufsammeln musste, um sie langsam in seinen Armen wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zu verwandeln.
Ihr Haar war verbrannt und ihre Haut ebenfalls, doch sie war wieder Jasmine. Jasmine, seine Gemahlin. Jasmine, die Schöne. Jasmine, die Vampirin.
Jasmine, die sich in Wasser verwandeln konnte.
Die Wolken verdunkelten die Sonne, und Regen fiel, um sie zu kühlen und zu beschützen, während er sie zum nächstgelegenen Eingang der Zitadelle brachte und endlich eine schützende Tür hinter ihr schließen konnte. Sie stöhnte vor Schmerzen, zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, und sie taumelte, weil er sie zuerst nicht berühren wollte. Doch das ging nicht, weshalb er sich in Wasser verwandelte und sich um sie legte wie ein kühlendes, schützendes Tuch. Er stützte sie beim Gehen. Er wollte ihre Gestalt nicht wandeln, während sie so verletzt und mitgenommen war, weil er nicht wusste, welchen Schaden das anrichten würde. Wenn Dämonen verletzt waren, richtete es großen Schaden an, wenn man ihre molekulare Struktur veränderte.
Er fand ganz in der Nähe ein Bad, führte sie hinein, und nachdem er Wasser in die Wanne eingelassen hatte, half er ihr vorsichtig hinein. Die Wanne war breit und tief, sodass sie im Wasser schweben konnte, ohne die harten, kalten Wände zu berühren.
»Ich werde wieder gesund«, krächzte sie, da ihre Stimme gelitten hatte wegen der Flammen, die sie beim Schreien geschluckt hatte.
»Ich weiß. Ich weiß, dass es eine Weile dauert, einen Vampir in der Sonne zu töten. Es ist … die beste Möglichkeit, einen Vampir zu foltern. Man bindet ihn draußen in der Sonne an einen Pfahl und lässt ihn stundenlang schmoren.«
»Und du bist mit der Technik vertraut«, keuchte sie. »Wie kannst du etwas lieben, das du so viele Jahre lang gehasst hast?«, wollte sie von ihm wissen.
Adam erkannte, dass sie nicht an seinen Gefühlen zweifelte. Sie wollte wissen, wie es ihm gelungen war, sich in so kurzer Zeit zu ändern. Sie wollte wissen, ob sie selbst jemals dazu in der Lage wäre, sich zu ändern.
»Für mich geht es nicht um Vampire oder Dämonen. Nicht wenn es um dich geht. Ich habe versucht, dich in meinen tiefsitzenden Hass auf deine Spezies einzubeziehen, doch ich bin immer wieder gescheitert. Ich habe mich nicht in die Vampirin verliebt. Sondern in Jasmine«, sagte er leise zu ihr, und strich ihr mit den Fingerspitzen, die sich in Wasser verwandelten, über die Schläfe.
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