Schattenwandler: Adam (German Edition)
»Immer in Jasmine. Und sobald mir klar geworden ist, dass meine vorgefasste Meinung auf dich nicht zutrifft, sind die Vorurteile verschwunden. Sie haben sich ursprünglich gegen alle Vampire gerichtet. Vampire sind dieses, und Vampire sind jenes. Doch irgendwann habe ich begriffen, dass ich so über eure Art nicht denken kann. Und mir ist klar geworden, dass ich einfach an meinen Vorurteilen festhalten wollte.
Und jetzt erzähl mir einmal, kleiner Vamp, woran du festhältst und was nicht so ganz auf mich zutrifft?«
Jasmine wandte das Gesicht ab und ließ sich für eine Weile schweigend vom Wasser umspülen. Er spürte, wie in ihrem Kopf die Gedanken wild durcheinanderwirbelten.
»Gefühle haben mich immer enttäuscht«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang schon wieder weicher. Sie hatte sich die Brauen und die Wimpern versengt, und ihre Haare brachen im Wasser. »Fünfhundert Jahre lang habe ich mich danach gesehnt, mehr zu fühlen, doch ich habe mich nie geändert. Egal, was ich unternommen habe. Also habe ich es aufgegeben. Ich habe einfach … aufgegeben. Dann hat Damien mir erzählt, er hätte die Antwort gefunden. Aber wie sollte er?«, fragte sie gereizt. »Ich hatte es bereits abgeschrieben. Es war vorbei. Und ich wollte es nicht darauf ankommen lassen, dass Damien sich irrte. Natürlich hat die Liebe bei ihm das ihre dazugetan, doch wer konnte mir garantieren, dass es bei mir genauso funktionieren würde?
Hast du nicht gesagt, ich sei eifersüchtig auf Syreena gewesen? Doch das war ich nicht«, sagte sie leise.
»Du warst eifersüchtig auf Damien«, stellte Adam sanft fest.
Jasmine begann zu schluchzen und versuchte, mit der Hand ihr Gesicht zu bedecken, doch es war zu empfindlich, sodass sie es nicht berühren konnte. Sie war in mehr als einer Hinsicht verwundet und schutzlos. Adam stieg in die Wanne und umschlang sie sanft, vermischte sich mit dem Wasser, um sie zärtlich zu umspielen. Doch er ließ seine Schultern, seine Brust und seinen Hals in festem Zustand, um ihr Halt zu geben. Er berührte mit Fingern aus Wasser ihr Gesicht und nahm jede salzige Träne in sich auf, sobald sie herunterlief, damit sie nicht brannte.
»Jasmine«, flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr. »Ich werde nicht weggehen, und ich werde dir weder meine Liebe wegnehmen noch deine Liebe noch all die wunderbaren Gefühle, die du schließlich empfinden wirst. Das alles bleibt. Du musst dir erlauben, sie zu genießen. Du hast so lange darauf gewartet.« Er holte tief Atem. »Ich weiß. Ich weiß, dass ich dich damals verlassen habe. Aber wenn ich gewusst hätte …«
»Du wärst trotzdem gegangen, um deinen Bruder zu retten«, sagte sie. »Und weder du noch ich werden je erfahren, wie viele Leben du dadurch verändert hast, Adam. Ruth ist weg. Endlich besiegt. Ich denke, ich bin ganz froh, dass ich ein paar Jahrhunderte lang ein ödes Leben geführt habe, wenn ich es mir recht überlege. Kannst du dir vorstellen, wie ich in zehn Jahren gewesen wäre, wenn Jacob durch Ruths Hand gestorben wäre? Oder in zwanzig Jahren? Kannst du dir vorstellen, wie viel Macht Ruth mit Nico an ihrer Seite gewonnen hätte? Wie vielen Leuten sie Schaden zugefügt hätte?
Ich habe die Augen des Mädchens gesehen, Adam«, sagte Jasmine leise. »Es war innerlich tot. Es war … es sah aus, als hätte es vierhundert Jahre darauf gewartet, diesen einen Moment zu erleben.«
Sie drehte sich in seiner wasserförmigen Umarmung um und blickte ihn an.
»Das sollte mir eine Lehre sein. Die Gegenwart ist so kostbar. Sie sollte nicht verschwendet werden. Oh mein Gott, sieh mal, was ich gerade fast getan hätte!« Sie hob ihre verbrannte Hand an sein Gesicht und berührte seine raue Wange, die eine Rasur gebrauchen konnte. Diese Kleinigkeit, die Tragweite dieser Kleinigkeit, was sie bedeutete, machte ihr die Brust weit vor innerer Bewegung.
»Du wolltest dir nicht selbst wehtun«, sagte er und bedeckte ihre Hand, wo sie ihn berührte. »Nur weglaufen.«
»Noch nie in meinem Leben habe ich den Sonnenstand vergessen. Wie ist das überhaupt möglich?«
»Angst kann uns ziemlich blind machen. Wie Vorurteile auch. Ich hätte dich genauso gut töten können, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Ich hätte mein eigenes Herz zerstört, ohne es zu merken.«
»Ich frage mich, wie viele von uns genau das getan haben. All die Jahre mit den verschiedenen Kriegen, die wir gegeneinander geführt haben. Wie viele Schattenwandler haben ihr eigenes Glück
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