Schattenwandler: Adam (German Edition)
hinausging. Als sie ihre Fangzähne das zweite Mal in ihn schlug, hätte es eigentlich schmerzhaft sein müssen, nachdem er so ausgelaugt war. Doch das war es ganz und gar nicht. Wenn überhaupt, dann stieß es ihn erneut in die Ekstase, die ihn mitgerissen hatte. Sie rangen beide nach Luft und stöhnten vor Lust, einer Lust, die wohl niemand auf der Welt je verstehen oder gar erleben würde.
Wie traurig, dachte er, als sich ihr Mund schließlich von seiner Haut löste. Adam rief sich in Erinnerung, dass ein Vampir stets zweimal zubiss. Das erste Mal, um die Wunden zu öffnen, und das zweite Mal, um das Sekret mit dem Blutgerinnungsmittel und den Antikörpern abzusondern, damit die Wunde sich wieder schloss und gut verheilte. Doch er hatte keine Ahnung gehabt, wie es sich anfühlen würde. Dass es eine solche Glückseligkeit gab. Eine solche überwältigende Glückseligkeit.
»Weil es sich eigentlich nicht so anfühlen sollte«, murmelte sie leise dicht an seinem Ohr. »Ich glaube nicht, dass sich jemals ein Vampir so gefühlt hat während des …«
»Blutsaugens«, ergänzte er.
»Ich kann es gar nicht so nennen«, flüsterte sie dicht an seinem Ohrläppchen, während sie ihn mit den Händen packte. »Es war so weit entfernt von etwas so Grundlegendem und Elementarem wie dem Blutsaugen. Adam … Adam, es war unglaublich«, hauchte sie. Sie hob den Kopf und starrte mit ihren Jadeaugen auf ihn hinunter. »Mein Gott, ist es das, was Damien fühlt, wenn er seine kleine Lykanthropin liebt?«, fragte sie sich. »Nun, dann ist es kein Wunder … kein Wunder …«
Sie seufzte und legte ihre Wange an seine Brust, das Ohr an seinem Herzen, obwohl sie mit ihren Vampirsinnen seinen rasenden Puls auch so ausmachen konnte. So musste es wohl sein, wenn man bekifft war, hatte sie immer gedacht. Es war das erstaunlichste Hochgefühl, das man sich vorstellen konnte. Würde es sich für jeden Vampir so anfühlen, wenn er das Blut eines anderen Schattenbewohners trank? Wenn das so war, konnte sie verstehen, warum ein paar von ihnen versucht waren, abtrünnig zu werden und sich an einer Vielzahl von Schattenbewohnern zu laben, nur um zu sehen, wie jeder Einzelne schmeckte … und wie es sich anfühlte.
Sie hob den Kopf und hielt ihn so, dass sie ihm in die Augen schauen konnte, während sie ihm mit den Händen über das Gesicht strich. »Glaubst du, ich bin gern so kühl und so gefühlsarm? Kannst du dir vorstellen, wie das Leben irgendwann aussieht, wenn die Jahre vergehen und nichts einen interessiert? Nichts einen stimuliert?« Sie legte einen Finger auf seine Lippen und fuhr damit die Konturen nach. »Alles, was ich empfinden kann, ist körperlicher Genuss … sind Sinnesfreuden … und vielleicht noch intellektuelle Herausforderungen. Doch mein Herz ist kalt. Für mich gibt es kein echtes Tageslicht. Keine Lebensfreude.
Aber das hier«, hauchte sie, während sie mit ihrem Mund ganz flüchtig den seinen berührte, »das ist Leben in seiner ganzen Fülle. Das ist intensiver Geschmack und erblühte Sinnlichkeit und … oh mein Gott …« Sie stieß ein leises Stöhnen aus, bevor sie seinen Mund mit einem tiefen Kuss verschloss. Adam ließ sie gewähren, ließ sie den Rhythmus und die Intensität vorgeben. Er begriff, dass es der erste Kuss war, den sie nach Jahrzehnten jemandem gab. Vielleicht nach beinahe einem Jahrhundert.
Es ist mehr als das. Ich küsse Damien mit Zärtlichkeit und Zuneigung, aber niemanden sonst. Ich habe noch nie mit solcher Leidenschaft geküsst …
Das genügt mir völlig , antwortete er auf ihre Gedanken.
Sie löste sich von seinem Mund und lachte.
»Siehst du? Du bist wirklich ein Neandertaler.«
»Ich bin hungrig. Auf dich.« Er schob eine Hand in ihr Haar und zog sie herunter zu seinem Mund. Diesmal bestimmte er den Kuss, und Erregung explodierte zwischen ihnen wie eine Bombe, die sie süß und schmerzvoll und so voller Feuer traf. Er schwelgte in ihrem Geschmack auf seiner Zunge, während er mit ihr spielte. Er küsste sie, bis sie stöhnende Laute von sich gab, die sein Ego bestärkten.
»Mmm … nein. Nein!« Sie löste sich von ihm. »Wir müssen eine böse Hexe jagen.« Sie versuchte sich aufzusetzen, doch er packte sie bei den Schultern und zog sie wieder an seinen Mund.
»Die Hexe hat so lange gewartet. Bestimmt macht es keinen großen Unterschied, wenn es noch ein bisschen länger dauert.«
Jasmine seufzte wohlig, und ihr Körper schmolz dahin, als sie die Arme um seinen Hals schlang.
Weitere Kostenlose Bücher