Schattenwandler: Adam (German Edition)
amerikanische Touristin zu spielen.
»Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte jemand, der mit ihr zusammengestoßen war.
Corrine bemerkte sofort den Klang der englischen Sprache, nachdem sie beinahe eine halbe Stunde in das japanische Geschnatter der Leute um sie herum eingetaucht war, die in ihre Mobiltelefone sprachen oder sich unterhielten. Kane würde bald da sein, doch im Augenblick war es eine Erleichterung, eine vertraute Verbindung zu knüpfen.
»Sprechen Sie Englisch?«, fragte sie die athletisch aussehende Brünette. Sie hatte eine helle Haut und war gertenschlank, und sie trug die Haare kurz geschnitten, was die ausgeprägten Wangenknochen in ihrem schönen Gesicht betonte.
»Ja«, sagte sie mit einem Lächeln. »Zum ersten Mal in Tokio?«, fragte sie.
»Ja. Ich habe langsam Übung im Reisen, aber ich bin noch immer überrascht, was für ein Kulturschock es an manchen Orten bedeutet. Nicht im negativen Sinn. Sehen Sie sich das nur an! Hier ist so viel Licht.«
»Ich weiß.« Die Brünette schien nicht besonders beeindruckt zu sein. Sie war eindeutig weit gereist und bestens vertraut mit der Umgebung.
»Ach, es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht aufhalten«, sagte Corrine entschuldigend.
»Überhaupt nicht. Ich bin diejenige, die Sie beinahe über den Haufen gerannt hätte.« Sie trat näher und lächelte seltsam verkrampft. Es war das erste Anzeichen für Corrine, dass sie nicht ganz aufrichtig war. »Ich habe einen Augenblick Zeit«, sagte sie. »Kann ich Ihnen vielleicht beim Einkaufen behilflich sein? Ich liebe es, einzukaufen.«
»Nun, eigentlich warte ich auf meinen Mann«, sagte Corrine, während ihr Unbehagen wuchs. Sie hatte keine Ahnung, warum, doch sie hatte gelernt, sich auf ihren Instinkt zu verlassen.
»Es dauert nur ein paar Minuten. Wir können hier in dieses Geschäft gehen«, sagte die Brünette sanft.
Und einfach so schien sich die Tonlage ihrer Stimme zu verändern. Corrine sah ihr in die Augen, deren unergründliches Braun auf einmal etwas Verlockendes hatte. Corrine spürte, wie sie hineingezogen wurde, und fragte sich auf einmal mit einem inneren Lachen, warum sie auf das großzügige Angebot einer Fremden so verkrampft reagiert hatte. Sie war so hübsch und so reizend. Und völlig harmlos.
»Komm mit mir, Corrine«, sagte die Frau in einem sanften Tonfall, der den Lärm und das Gedränge um sie herum zurückzudrängen schien.
»Wie heißt du?«, fragte Corrine neugierig. Sie wollte plötzlich alles über sie wissen.
»Sana«, antwortete sie. »Wie hübsch du bist, Corrine«, sagte Sana und strich mit zwei Fingerspitzen über die Wange der Rothaarigen. »Du kommst doch gern mit mir, nicht wahr?«
»Oh ja«, stimmte Corrine zu.
Nein!
Die Warnung der Stimme in ihrem Kopf, die ihr so vertraut war wie ihre eigene, war kalt und schmerzhaft wie Eiswasser, das sich über ihre Sinne ergoss. Corrine wich ein Stück zurück und war überrascht zu sehen, wie nah sie Sana gekommen war. Sie hatten sich praktisch umarmt.
Nein, mein Liebling! Wende den Blick von ihren Augen ab, und schau nicht wieder hin, wies Kane sie bestimmt an. Sie ist eine Vampirin und versucht dich mit ihrem Verstand zu verzaubern. Und sie merkt gerade, dass du dich von ihrem Bann befreit hast. Du musst weg von ihr!
Corrine spürte, wie ihr Herz zu rasen anfing, als Sanas Körper eine aggressive Wandlung durchmachte. Corrine wandte den Blick von ihr ab und suchte verzweifelt irgendwo Schutz. Doch was für einen Schutz sollte es für eine wehrlose Druidin geben, die sich gegen eine mächtige Vampirin zu stellen versuchte? Und Corrine war nicht dumm. Sie wusste, dass es nur einen Grund gab, warum ein Vampir sie weglocken wollte.
Der einzige Grund, warum sie sie weglocken wollte, war, dass sie in einer Menschenmenge standen. Es war eine Regel, dass Vampire nichts taten, was den Menschen ihre wahre Natur verriet.
Doch abtrünnige Vampire kümmerten sich nicht besonders um die Regeln und Vorschriften der Vampire, und sie würde darauf wetten, dass es diese da einen Dreck scherte, ob sie die Aufmerksamkeit auf sich zog, wenn sie sie in der Öffentlichkeit angriff.
»Wenn du mich anfasst, werden dich der Dämonenkönig und alle seine Brüder zu Tode hetzen. Dich, Sana. Höchstpersönlich. Mein Mann wird dafür sorgen«, fauchte Corrine drohend.
Die Vampirin lächelte. Es schien sie nicht im Geringsten zu bedrücken, dass sie das Ziel sämtlicher Dämonen sein sollte.
»Ich werde dich verschlingen«, sagte sie mit
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