Schattenwandler: Adam (German Edition)
hastig, während sein Herz schneller klopfte und sein schlechtes Gewissen ihm Schauer über den Rücken jagte. »Ich finde, du solltest wissen, dass ich wahrscheinlich deine Gedanken lesen kann.«
»Wer’s glaubt!« Sie lachte schnaubend, was er, wie er feststellte, ganz reizend fand. »Und ich bin nicht reizend. Sieh mich an! Im Ernst, was soll daran bitte reizend sein?« Mit einer schwungvollen Handbewegung wies sie auf ihren Körper in der provozierend eng anliegenden Kleidung. »Du bist kein Telepath«, sprach sie weiter. »Du bist nur ein Wasserdämon. Und selbst wenn du ein Telepath wärst – ich bin wahrscheinlich die zweitbeste Telepathin auf diesem Planeten. Meine Abwehr ist ziemlich stark …«
»Außer als Ruth in deinem Verstand gewütet und Informationen gesammelt hat. Du könntest genauso gut ein Kind gewesen sein, so wie sie aus dir die Informationen herausgeholt hat, die sich für die Schattenbewohner als unheilvoll erwiesen haben.«
Das war fast wortwörtlich der schuldbeladene Gedanke, der Jasmine durch den Kopf schoss, nachdem sie ihm gegenüber so aufgetrumpft hatte. Er sagte es nicht, um Salz in die Wunde zu streuen, sondern um etwas zu beweisen.
»Oh mein Gott, du kannst tatsächlich meine Gedanken lesen!« Jasmine sah ihn entsetzt an. »Wie ist das nur möglich? Du musst damit aufhören! Ich verlange von dir, dass du damit aufhörst!«
»Ich weiß nicht, wie ich das mache. Wie du schon gesagt hast: Ich bin kein Telepath.«
»Aber dann … wie? Was zum Teufel …?«
Adam packte sie fest am Arm und brachte sie dazu, innezuhalten. Der Felsvorsprung war nicht groß genug, dass sie an ihm vorbeikommen könnte, und er wollte nicht, dass sie herunterfiel oder davonflog.
»Entspann dich«, sagte er so sanft wie möglich. »Erst einmal möchte ich sagen, dass du mit dir ein bisschen zu hart ins Gericht gehst, was die Begegnung mit Ruth betrifft.«
»Was weißt du darüber?«, fragte sie gereizt. »Du warst vierhundert Jahre lang weg.«
»Das stimmt«, bestätigte er mit einem Nicken. »Aber obwohl ich erst kurze Zeit hier bin, ist mir klar geworden, dass diese Ruth eine machtvolle Gegnerin ist. Eine Geistdämonin, die ihresgleichen sucht. Du kannst nicht erwarten, dass du immer stärker bist als die anderen.«
Sie legte die Stirn in Falten und senkte den Blick.
Leute sind gestorben, weil ich so schwach war.
»Leute sind gestorben, weil ich so schwach war«, sagte sie.
Adam zog die Mundwinkel hoch. Hatte er je gedacht, dass sie doppelzüngig war? Oh, er zweifelte nicht daran, dass sie das sein konnte, wenn sie einen Grund dazu hatte, doch im Moment sah es nicht danach aus. Es gefiel ihm und gab ihm ein plötzliches Gefühl von Intimität. Schon wieder. Es war eigenartig, wie sich dieses Gefühl scheinbar aus dem Nichts heraus einstellte, und dann auch noch mit solcher Intensität.
»Leute sind gestorben, weil jemand wollte, dass sie sterben. Sie hätte die Informationen so oder so bekommen, Jasmine. Du kannst dir nicht die Schuld geben an Ruths sadistischer Art.«
»Wer sagt das?«, fragte sie ägerlich. »Ich will mir aber die Schuld geben. Ich will mich dazu bringen, es besser zu machen. Stärker zu werden. Ich will verhindern, dass sie mich je wieder auf diese Weise missbraucht.«
»Das kann ich verstehen«, sagte er zu ihr. »Aber pass auf. Es ist eine Sache, wenn man sich auf diese Weise motiviert, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man blind um sich schlägt.« Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die Worte stockten ganz plötzlich in seinem Kopf. Sie blinzelte ihn fragend an, mit Augen so grün wie Jade.
Sie waren genauso grün wie seine eigenen.
Die Wahrheit traf ihn wie eine donnernde Lawine, ließ ihn erstarren und nahm ihm den Atem. Er fühlte sich gefangen und von allen Seiten niedergewalzt, als müsste er ersticken.
Heiliger Himmel, die Prägung , dachte er laut und deutlich.
Und sie hörte es. Vielleicht weil sie Vampirin und Telepathin war, doch wahrscheinlich weil sie mitten in der Entstehung einer Prägung steckten, und gebundene Partner entwickelten eine eigene telepathische Verbindung miteinander. Sie nisteten sich im Verstand des anderen ein. Sie kannten alle Gedanken des anderen. Und es gab keine Möglichkeit, den anderen auszuschließen.
»Wer’s glaubt!«, stieß sie mit vor Panik geweiteten Augen hervor. »Vampire gehen keine Bindung ein, und selbst wenn wir es könnten, würde ich keine Bindung
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