Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwelten

Schattenwelten

Titel: Schattenwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Henz
Vom Netzwerk:
ihm einige ungestörte Momente der Zwiesprache mit seinem Vater zu gönnen.
    Garek löschte das Feuer und blickte dem Rauch nach, der gen Himmel stieg. Leere breitete sich in ihm aus. Er fröstelte und rieb seine Oberarme. Als er sich umwandte, um zum Tor zurückzugehen, sah er sie.
    Sie stand am Waldrand, eingehüllt in einen dunklen Umhang. Wäre das helle Haar nicht gewesen, er hätte sie nicht bemerkt. Vorsichtig blickte er sich um, konnte aber keinen Hinterhalt entdecken. Also ging er zu ihr.
    Schweigend standen sie sich gegenüber. Delandra begann als Erste zu sprechen. „Er war ein guter Mann. Ihr werdet ihn bestimmt vermissen, Hoheit.“
    „ Das werde ich, Delandra. Und ich bin keine Hoheit, ich bin Garek nichts weiter.“
    Sie zupfte an ihrem Umhang. „Ich musste kommen. Ich habe ihn sehr gemocht, auch wenn Ihr ... du mir das nicht glaubst.“
    Garek zuckte die Schultern. „Es ist doch unwichtig, was ich glaube, oder?“
    „ Vermutlich, ja.“ Sie ging an ihm vorbei, blieb dann aber stehen. „Niemand weiß, dass ich hier bin. Mein Vater wurde zum Säckelwart ernannt und mein Bruder ist General. Karelian hat uns in seiner großen Gnade Unsterblichkeit gewährt.“
    Garek schwieg.
    „ Ich bin einem Minister des Kronrats versprochen und werde ihm am Tag des Feuermonds angetraut werden.“
    „ Ich kann dir kein Glück wünschen, Delandra. Ich liebe dich noch immer“, sagte er langsam und streckte die Hand aus.
    Sie wich zurück. „Lass mich gehen, Garek.“
    „ Dein Wunsch ist mein Befehl.“ Er verbeugte sich, wie er es vor einem König getan hätte und sah ihr nach, wie sie zwischen den Bäumen verschwand.
    Garek . Sein Name von ihrer Stimme ausgesprochen. Sie hatte ihm ein Geschenk gegeben, dessen Wert sie sich nicht bewusst war. Aber er würde es hüten wie seinen Augapfel. Er träumte von ihr, sobald er sich auf seinem Lager ausstreckte. Immer wieder küsste er sie und schließlich erwiderte sie seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft, die in ihm brannte. Sie murmelte seinen Namen voller Sehnsucht und schmiegte sich willig in seine Arme.
    Seine Vertrauten beschworen ihn, sich eine Gefährtin zu wählen, doch er konnte nicht. Er sah die Mädchen an, die sie ihm vorschlugen, aber keine hatte Augen wie Delandra, keine sprach seinen Namen aus, wie sie es getan hatte.
    Er erließ ein Dekret für den Fall, dass er ohne Nachkommen sterben sollte und wies seine Vertrauten an, dass das Thema damit erledigt sei. Die unterirdischen Stätten vergrößerten sich und der Handel mit den Edelsteinen war eine sichere Einnahmequelle, ebenso wie die Felle der erlegten Tiere.
    Eine Generation wuchs heran, die den Tagesstern nur aus Erzählungen kannte und mit staunenden Augen den Geschichten über warmes, helles Licht, das vom Himmel fiel, lauschte. Garek unterwies sie mit den anderen Alten während der Vollmondnächte in den bewehrten Kampftechniken. Sie lernten schnell und ihre Jugend machte sie ausdauernd und wendig. Als ihm das erste Mal ein Recke das Schwert aus der Hand schlug, dachte er noch an einen Zufall. Doch es blieb nicht bei einem Mal. Er wurde alt und durch sein Haar zogen sich bereits so viele silberne Fäden, dass es grau schimmerte.
    Oft, wenn er alleine an einem Baum gelehnt in die dunkle Nacht starrte, dachte er an Delandra. Seine Sehnsucht war einem ziehenden Schmerz gewichen, der ihn ohne Unterlass begleitete. Ob sie wohl glücklich war? Ob die Unsterblichkeit ihren jugendlichen Schmelz bewahrte?
    „ Garek.“
    Er fuhr herum. Diese Stimme ... Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf die mondbeschienene Lichtung. Eine verhüllte Gestalt kam auf ihn zu. Garek stand schwerfällig auf und hielt sich an einem Baumstamm fest.
    Delandra blieb vor ihm stehen und ihre Schönheit trieb ihm Tränen in die Augen. Sie schlug die Kapuze des Umhangs zurück. Silbriges Haar floss über ihre Schultern.
    Seine Lippen formten wortlos ihren Namen, noch immer konnte er nicht glauben, dass sie keinen Tag älter aussah als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Schließlich riss er sich zusammen. „Delandra, deine Schönheit raubt mir den Atem. Also hat Karelian Wort gehalten.“
    „ Das hat er“, erwiderte sie. Trotz ihres jugendlichen Aussehens lag ein Ausdruck tiefster Verzweiflung auf ihrem Gesicht. „Garek, ich komme zu dir, weil du der Einzige bist, der mir helfen kann.“
    Sein Herz schlug schneller und Hoffnung regte sich in ihm. Vielleicht hatte sie nach all den Jahren erkannt ... „Was immer du

Weitere Kostenlose Bücher