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Schattenwelten

Schattenwelten

Titel: Schattenwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Henz
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willst, Delandra, wenn es in meiner Macht steht, erfülle ich dir jeden Wunsch“, antwortete er eifrig. „An meinen Gefühlen hat sich nichts geändert. Ich liebe dich, ich würde alles für dich tun.“
    Sie nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. „Karelian hat meiner Familie Unsterblichkeit geschenkt. Und den anderen, die ihm seinen Sieg ermöglichten. Doch es war eine Farce, um uns in Sicherheit zu wiegen. Er vermählte alle Ark’ten’Aach mit Leuten seines Volkes. Dass er damit unser Blut auslöschen wollte, begriffen wir viel zu spät. Er hat meine Kinder rekrutiert und ihre Gesinnung verdorben. Sie verachten mich und alles, was mit den Ark’ten’Aach zu tun hat.“ Ihre Stimme zitterte und Garek unterdrückte den Impuls, sie in seine Arme zu nehmen. „Aber damit ist es nicht genug. Mein Vater und mein Bruder sind tot, wie viele andere auch. Offiziell sind sie einer Seuche erlegen, die nur unser Volk trifft und gegen die auch Unsterblichkeit nicht immun macht. Doch die Wahrheit ist ...“ Sie hielt inne und schluckte, ehe sie stockend weitersprach. „... er hat eine Tinktur anfertigen lassen, die uns von innen her vermodern lässt, wenn wir sie einnehmen. Es ist ein langer, grausamer Tod.“ Sie hob den Kopf und blickte Garek an. „Man mag es die gerechte Strafe für unseren Verrat nennen.“
    Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Aber wie ...“
    „ Mein Mann hat meinen Vater und meinen Bruder vergiftet. Er ist Karelian treu ergeben, und er hat zweifellos schon versucht, mir ebenfalls die Tinktur einzuflößen. Nur weil ich begonnen habe, meine Speisen selbst zuzubereiten, bin ich noch am Leben.“
    „ Ich soll deinen Mann töten?“, fragte Garek stirnrunzelnd. Er würde ihr diesen Wunsch erfüllen, wie er versprochen hatte und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann konnte er endlich mit Delandra zusammen sein.
    „ Nein, Garek“, sagte sie langsam. „Du sollst mich töten.“
    Sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus. „Dich?“
    „ Ja. Ich will ihnen nicht den Triumph geben, dass ihr Plan auch bei mir funktioniert hat. Und ich will einen schnellen Tod, kein Siechtum, keine Schmerzen, keine Entstellung.“ Sie senkte den Kopf. „Ich bin feige, ich weiß.“
    Er musste ihr diesen Wahnsinn ausreden, doch seine Gedanken liefen im Kreis. „Delandra, ich kann dich nicht töten, du bist unsterblich, keine Waffe ...“
    „ Doch. Es gibt eine Waffe. Eine einzige.“ Sie schob ihre Hand in die Falten des Umhangs und zog einen langen, schmalen Gegenstand hervor. Als Garek ihn erkannte, keuchte er auf. Das Zepter. Die Quelle der Kraft seines Volkes.
    „ Ich habe ihn gestohlen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man sein Fehlen bemerkt. Wenn man mich mit dem Zepter entdeckt, werden sie sich nicht damit begnügen, mir einfach den Trank zu verabreichen. Sie werden mich öffentlich foltern. Tage, Wochen, Monate lang – weil ich nicht sterben kann. Die Meute wird mich anstarren, steinigen und mein Blut wird den Boden tränken.“ Sie hielt ihm den juwelenbesetzten Stab entgegen. „Töte mich und das Zepter kehrt wieder zu deinem – unserem – Volk zurück. Und mit ihm die Macht.“
    Garek schüttelte stumm den Kopf.
    „ Du bist der Einzige, der es tun kann. Du sagst, du liebst mich ...“
    „ Ich sage es nicht nur, ich liebe dich wirklich“, schrie Garek voller Schmerz auf.
    „ Dann töte mich. Lass mich nicht leiden. Gib mir Würde.“
    Er sah sie verzweifelt an und las die Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Sie hatte sich entschieden, er konnte sie nicht überreden, gleichgültig, was immer er auch vorbringen würde.
    Mit dem Stab in der Hand machte sie einen Schritt auf ihn zu. Der Saum ihres Gewandes fiel auf seine Stiefelspitzen. „Wenn du mich liebst, ersparst du mir den Tod der Verräter.“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Garek, es war uns nie bestimmt, vereint zu sein. Vielleicht in einem anderen Leben, einer anderen Zeit ...“
    Er schüttelte ihre Hand unwillig ab und drehte sich um. In seinem Inneren tobte ein Tumult an Gefühlen, doch ein Gedanke schnitt scharf und klar in sein Bewusstsein. Sie liebte ihn nicht. Sie hatte nie geliebt und nicht einmal in diesem Moment spielte sie ihm Liebe vor. Stattdessen benutzte sie ihn und seine Liebe, um ihr Ziel zu erreichen. Sein Herz brach in tausend Stücke und er kämpfte darum, Haltung zu bewahren.
    Als er sich zu ihr umdrehte, war sein Rücken gerade wie ein Brett. „Was muss ich tun?“
    Erleichterung

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