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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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selbstverständlich, als würde er die Frau schon sein Leben lang kennen. Ein instinktives, drohendes Knurren stieg in seiner Kehle auf und Daphne riss entsetzt den Kopf hoch. Aber bevor sie den Mund öffnen und losschreien konnte, war Reagan schon über ihr und hielt ihr seine Hand auf den Mund. Mit dem freien Arm hob er sie mühelos hoch und drehte sie, bis sie zwischen der Tür in ihrem Rücken und ihm eingeklemmt war.
    „Nicht schreien, Daphne … Ich tu dir nichts“, sprach er mit beruhigender Stimme.
    „Ich brauch deine Hilfe, okay?“
    Er fühlte ihren rasenden Herzschlag, sah die wild flatternde Halsschlagader und nahm die Panik wahr, die sie lähmte. Er schmeckte sie beinahe, schmeckte, wie der Adrenalinstoß ihr Blut versüßte.
    Reagan hob ihr Kinn an und nahm ihren angstgeweiteten Blick mit seinen dunklen Augen gefangen. „Okay, Daphne?“, wiederholte er eindringlich.
    Sie reagierte mit einem kaum merklichen Nicken, woraufhin er seine Hand sinken ließ.
    „Reagan?“
    Ihre Stimme zitterte und er bemerkte mit einem Hauch von Anerkennung, dass sie versuchte, sich zusammenzureißen und sich nicht von ihrer Furcht überwältigen zu lassen.
    „Erkannt.“ Er trat einen Schritt zurück und ließ ihr Luft zum Atmen.
    „Daphne, hör zu. Ich muss hier bleiben. Bis heute Abend.“
    Er fixierte sie nachdrücklich, fast schon beschwörend, bis sie sich gezwungen fühlte, wegzuschauen.
    „Hier? Warum? Sind Sie etwa doch verletzt?“, stammelte sie verstört und schüttelte leicht mit dem Kopf, wobei einige Haarsträhnen nach vorne fielen.
    Reagan ballte seine Fäuste so fest zusammen, bis seine Venen deutlich hervortraten, um den Impuls zu unterdrücken, ihre Haare zu berühren.
    „Nein, ich bin nicht verletzt“, knurrte er. „Es ist bloß eine Art Sonnenallergie.“
    Die Standardausrede eben.
    „Ich kann nicht raus, nicht jetzt. Erst, wenn die Sonne untergeht. Ich hätte es nicht bis zu mir nach Hause geschafft.“
    Daphne wusste nicht, was sie tun sollte. Ihre Wangen waren noch feucht von den Tränen, die sie geweint hatte, und den Kloß in ihrem Hals konnte sie nicht so einfach herunter schlucken. Und nun stand plötzlich dieser Mann vor ihr. Dieser Mann, den sie nicht kannte, der plötzlich in ihrem Haus auftauchte und der ihr Angst einjagte. Dennoch verlieh seine Anwesenheit ihrer Wohnung etwas, was vorher nie da gewesen war: Sicherheit.
    Sie wusste selbst, wie naiv und absurd diese Vorstellung war. Immerhin hatte sie nicht einmal die leiseste Ahnung, wie er überhaupt in ihr Haus hatte eindringen können, ohne, dass sie es bemerkt hatte.
    In ihrer Hilflosigkeit lehnte sie sich an die Tür und schlang die Arme um sich. Sie wog ihre Möglichkeiten ab. Hätte Reagan ihr etwas antun wollen, hätte er es bereits getan. Ihr Instinkt versprach ihr, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte. Aber Daphne hatte gelernt, mehr auf ihren Verstand als auf ihr Bauchgefühl zu hören. Deshalb wäre es am vernünftigsten, diesen vielleicht gefährlichen Mann so schnell wie möglich loszuwerden.
    „Gehen Sie bitte“, wisperte sie vorsichtig und dennoch entschlossen. Der Kerl war ein Einbrecher! Diese ominöse Ausrede mit der Sonnenallergie würde sie ihm ganz bestimmt nicht abkaufen.
    „Sonst rufe ich auf der Stelle die Polizei!“, fügt sie drohend hinzu, innerlich darauf hoffend, dass das ausreichen würde, um ihn zu vertreiben.
    Seine dunklen Augen blitzten selbst in der Schwärze der verdunkelten Wohnung kampflustig auf.
    „Tut mir Leid, Daphne. Aber das ist unmöglich.“
    Mit nur einem Schritt hatte er die Distanz zwischen ihnen überwunden und umfing sie mit seinen Armen. Er neigte den Kopf und hielt seinen Mund dicht an ihr Ohr, bis sein Atem diese empfindliche Stelle streifte.
    „… und wir werden nicht den ganzen Tag im Flur stehen bleiben“, flüsterte er dunkel und hob sie hoch.
    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie so unvorbereitet an seinen stahlharten Körper gedrückt wurde und die Hitze spürte, die von ihm ausging.
    Sie wollte sich wehren, ihn anschreien und auf ihn einprügeln, aber kein Zentimeter ihres Körpers gehorchte ihr.
    Stocksteif ließ sie ihn gewähren. Er spazierte mit ihr auf den Armen so selbstsicher durch ihre Wohnung, als wäre er hier zuhause. Als würde ihm alles gehören.
    Im Wohnzimmer gab er sie frei. Sofort wich sie zurück, bis sie gegen das Sofa stieß und ungeschickt darauf fiel.
    „Was soll das?“, fragte sie wütend. Wütend darüber, dass er sie

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