Schattierungen von Weiß
„Mein Traum bist du, Levin“, sie küsste seine nackte Brust. „Schöner als das, was wir erlebt haben, kann Marokko nicht sein. Aber ich freue mich natürlich trotzdem.“
Levin seufzte auf, es ging nur langsam voran an den Ticketschaltern der Fährgesellschaft. Es war sehr heiß, die Fenster des Hanomags hatten Mia und er ganz hinuntergekurbelt, trotzdem kam kein Luftzug an.
Endlich waren sie an der Reihe, Levin hielt die Personalausweise von sich und Mia in seiner Hand und reichte sie dem Zöllner.
Der Mann blickte kurz in den Wagen, bat Mia, sich zu ihm hinzubeugen, sie lächelte ihm unsicher zu. Dann tippte er etwas in seinen Computer und griff zum Telefon.
„Was soll das denn?“, stöhnte Levin, dann warf er einen Blick hinüber zu Mia, die plötzlich kreideweiß im Gesicht wurde.
‚Hier stimmt etwas nicht’ , sie schluckte panisch – und sie wusste auch eigentlich genau, was das war. Nur bisher hatte sie die Gedanken daran gut verdrängen können.
„Bitte fahren Sie an die Seite“, der Mann machte jetzt ein strenges Gesicht.
„Was ist denn los?“, maulte Levin.
„FAHREN SIE AN DIE SEITE!“, herrschte der Zöllner ihn an.
„Schon gut, schon gut“, Levin hob entschuldigend die Hände, dann sah er, dass mehrere Grenzpolizisten ihn zu sich herwinkten.
„Wahrscheinlich wollen sie uns filzen“, erklärte er Mia. „Keine Angst, das ist nur lästig“, sagte er beruhigend.
„Aussteigen – alle beide“, tönte es ihnen laut entgegen, Levin registrierte, dass alle Männer sehr angespannt waren. Jetzt bekam er auch ein mulmiges Gefühl.
Mia kletterte mit zitternden Knien aus dem Hanomag.
„Mia Kessler? Sind Sie Mia Kessler?“, fragte ein Beamter sie auf englisch.
„Ja“, nickte Mia, ihre Stimme war nur noch ein Krächzen.
„Nach Ihnen wird europaweit gesucht. Bitte folgen Sie mir.“
„Wie bitte?“, Levins Herz schlag setzte für einen Moment aus. „Das kann ja nur eine Verwechslung sein!“
„Nein, ist es nicht“, schüttelte einer der Beamten entschieden den Kopf. Er und sein Kollege packten Mia jeweils am Oberarm und begannen , sie wegzuführen.
Mia drehte sich noch einmal zu Levin herum, der Ausdruck in ihren Augen ging ihm durch und durch. Er war so voller Traurigkeit, dass es ihm das Herz brach.
„Hören Sie, es muss da ein Irrtum vorliegen!“, Levin lief ihnen nach, ein anderer Beamter stellte sich ihm in den Weg, der Mann wirkte sehr entschlossen.
„Sie werden getrennt voneinander verhört, bitte folgen Sie mir“, nickte er Levin zu.
„Das lasse ich mir nicht gefallen, mein Vater ist Anwalt und wir werden gegen diese Behördenwillkür vorgehen!“
Mia war bereits mit den Beamten in einem Gebäude verschwunden, Levin schluckte hart.
„Ja, ja, das können Sie ja gerne tun, aber jetzt folgen Sie mir!“, herrschte der Mann ihn ungeduldig an.
16
Mia sah sich ängstlich um, man hatte sie in ein Büro gebracht, zwei der Beamten standen jetzt hinter ihr, vor ihr, hinter einem Schreibtisch, saß ein älterer Polizeioffizier. Es sprach sie in sehr gebrochenem Englisch an. „Frau Kessler? Sie wissen, warum wir Sie festgenommen haben?“
Mia nickte nur.
„Wir werden Sie jetzt hier behalten, bis Sie jemand nach Deutschland begleiten kann. Haben Sie das verstanden?“
Wieder war Mia außerstande, etwas zu sagen.
„Wer ist der Mann, mit dem Sie aufgegriffen worden sind? Hat er Ihnen bei Ihrer Flucht geholfen?“
Jetzt löste sich das erste Mal ihre Starre etwas, sie sah erschrocken auf. „Nein, Levin weiß nichts von mir und meiner Vergangenheit. Wir haben uns auf einer Autobahnraststätte kennengelernt, er ist absolut ahnungslos“, erklärte sie ihm mit fester Stimme. Wenn sie noch eines tun konnte, dann war es Levin zu schützen.
Sie durfte gar nicht daran denken, dass er jetzt ebenfalls verhört wurde. Was hatte sie ihm bloß angetan?
Tiefe Verzweiflung breitete sich in Mia aus, sie fühlte sich so unglaublich schlecht. Es war ihre Schuld, alles war ihre Schuld, wie hatte sie nur so egoistisch sein können?
Sie konnte nur hoffen und beten, dass Levin keinen Ärger bekam.
„Wir werden überprüfen, ob das stimmt“, dann wandte er sich an die beiden Beamten, die hinter ihm standen. „Bringen Sie sie in eine Zelle, Sie werden dort bleiben, bis jemand vom psychologischen Dienst mit Ihnen nach Deutschland fliegt.“
Mia wurde wieder an den Armen hochgezogen, sie ließ alles über sich ergehen, ihre Gedanken galten nur Levin.
„Das
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