Schattierungen von Weiß
ihn in Schwierigkeiten gebracht. Ob er auch wusste, was sie getan hatte?
Levin betrachtete das Häufchen Elend, das da zitternd vor ihm stand. Sie tat ihm so schrecklich leid, sie hatte Angst und war völlig verzweifelt, das konnte man ihr deutlich ansehen.
„Mia, ist es wahr… also… dass man dich sucht und… und was du getan hast?“, fragte er sie mit heiserer Stimme.
Mia senkte den Blick, sie schämte sich so, fühlte sich schuldig und einfach nur schlecht. Sie konnte nur nicken. „Ja, ich habe ihn umgebracht“, flüsterte sie.
Im ersten Moment wich Levin entsetzt vor ihr zurück, das musste er jetzt erst einmal verdauen. „Und warum… warum bist du einfach abgehauen? Warum hast du die Auflagen nicht erfüllt? Mensch , Mia“, er ging mit raumgreifenden Schritten durch das Zimmer, fuhr sich dabei immer wieder mit beiden Händen durch die Haare.
„Ich… ich wollte doch so gerne nach Marokko“, sie schluchzte leise auf. „Levin, es tut mir so leid, dass du wegen mir Unannehmlichkeiten hast…“
„Was? Ach, das ist doch egal. Es geht hier um dich“, Levin blieb wieder vor ihr stehen, sie so weinen zu sehen , brach ihm das Herz.
Er wandte sich an den Beamten. „Bitte, darf ich sie nicht noch einmal in den Arm nehmen? Sie sehen doch, wie schlecht es ihr geht.“
„No“, kam es kategorisch. „Sie müssen sich auch jetzt trennen.“
Levin hätte diese m Kerl am liebsten eine verpasst, was allerdings wohl keine so gute Idee gewesen wäre.
„Mia, du weißt, dass ich Jura studiere , und mein Vater ist ein bekannter Anwalt in Berlin. Ich werde ihn sofort anrufen und ihn bitten, sich um den Fall zu kümmern. Vielleicht kann man ja was drehen, dass sich die Auflagen für dich nicht wieder verschärfen…“
‚Oder du wieder eingesperrt wirst’ , fügte er in Gedanken hinzu, aber das behielt er lieber für sich, inwieweit Mia ihr Handeln überblickte, konnte er nicht einschätzen, und zusätzlich ängstigen wollte er sie auch nicht.
„Was?“, jetzt sah Mia erschrocken auf. „Nein, Levin, bitte tu das nicht. Ich habe dich schon genug in Schwierigkeiten gebracht und das tut mir wahnsinnig leid. Aber ich möchte nicht auch noch deine Familie mit meinem Fall be helligen. Bitte tu es nicht, bitte…“
Sie streckte die Hand nach ihm aus und berührte ihn leicht an der Schulter, sofort riss der Beamte sie zurück und sah sie drohend an. Mia duckte sich ängstlich vor ihm zusammen.
„Sie wird mir nichts tun , jetzt machen Sie sich doch nicht lächerlich“, zischte Levin ihm zu.
„Vorschrift“, knurrte der Mann. „Die Zeit ist um.“
„Levin, bitte… Du musst mich vergessen, und wenn du doch mal an mich denken solltest, dann bitte versuche dich nur an die schöne Zeit mit mir zu erinnern. Bitte halte die Mia in Erinnerung, die du kennengelernt hast. Und nicht die, die sie wirklich ist“, ihre Stimme brach weg.
„Dich vergessen?“, Levin schüttelte energisch den Kopf. „Mia, ich liebe dich. Ich werde dich nicht vergessen, niemals, und ich werde alles daran setzen, dass du bald ein völlig freier Mensch bist.“
„Nein , Levin!“, sie schrie auf. „Tu das nicht. Leb dein Leben so weiter wie bisher und werde ein toller Anwalt. Versprich mir das, ja, Levin, ja?“
„Das kann ich dir nicht versprechen, denn das wäre eine glatte Lüge“, antwortete er heiser .
„Genug jetzt“, der Beamte griff nach Mias Oberarm und bedeutete ihr mitzukommen.
„Mia?“
„Ja?“
„Sag mir nur eines: Liebst du mich?“, Levin sah ihr direkt in die Augen.
„Ja, aber…“
„Kein Aber. Mehr muss ich nicht wissen“, er versuchte ihr beruhigend zuzulächeln, doch ob ihm das wirklich gelungen war, daran hatte er erhebliche Zweifel.
Mia wurde zurück in ihre Zelle gebracht, doch sie nahm die Umgebung um sich herum nicht mehr wahr. Ihre Gedanken waren nur bei Levin, er durfte das nicht tun, er durfte sich nicht weiter mit ihr und ihrem Fall befassen. Vielleicht würde er ja selbst einsehen, dass es so das Beste für ihn war.
Vielleicht hätte sie auch nicht sagen sollen, dass sie ihn liebt e, vielleicht war das ein Fehler. Aber Mia war nicht gut im Taktieren, und sie war auch schon mal gar nicht cool oder so etwas.
‚ Vergiss mich, Levin, bitte…‘ , bat sie ihn inständig in Gedanken.
Levin durfte gehen, als er hinaus ins Freie trat, lachte die Sonne ihm jetzt schon fast höhnisch entgegen. Nichts war mehr so, wie es vor ein paar Stunden noch gewesen war. Die Welt war
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