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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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glaubte.
    Und hier war der Beweis. Carol lächelte in sich hinein und beschloss, eine Kleinigkeit zu kaufen, ein Taschentuch oder ein anderes Mitbringsel aus Spitze, damit Rosie wusste, dass der Reiseführer doch recht hatte.
    Carol ging um das Haus herum. Vor der Tür saß eine alte Frau, ganz in Schwarz gekleidet, auf einem Holzschemel, mit einer Klöppelarbeit beschäftigt. Der Anblick erschien Carol wie eine lebendig gewordene Illustration der Bekanntmachung im Fenster.
    Die alte Frau sah hoch und lächelte, als Carol herankam. „ Merhba“, begrüßte sie sie und fragte: „Möchten Sie sich meine Spitzen ansehen? Dann kommen Sie herein. Ich habe viele verschiedene Sorten, und sie sind alle erlesen. Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.“
    Im Innern des Hauses war es kühl und dämmrig, beinahe dunkel nach dem gleißenden Sonnenlicht draußen. An einer Wand standen zwei Tische nebeneinander, auf denen die alte Frau Muster ihrer Arbeit ausgelegt hatte. Säuberliche Stapel von Deckchen und Servietten; Taschentücher, deren Ecken so gefaltet waren, dass man die Spitzenverzierungen mit ihren Blumen und Blättern und Vögeln sehen konnte. An der gegenüberliegenden Wand war ein prächtiges Tischtuch angeheftet.
    „Wie schön!“, sagte Carol bewundernd.
    Die alte Frau lächelte. „Für das da“, sie deutete auf das Tischtuch an der Wand, „habe ich zwei Jahre gebraucht. Deshalb ist es sehr teuer. Hundert Pfund. So viel Geld wollen die Leute nicht ausgeben.“
    Hundert Pfund für zwei Jahre Arbeit erschienen Carol ein bescheidener Betrag. Kein Wunder, dass die jungen Frauen auf der Insel lieber strickten.
    „Warten Sie einen Moment“, sagte die alte Spitzenklöpplerin. „Ich habe noch etwas viel Schöneres, das ich Ihnen zeigen kann.“ Sie verschwand hinter einem Perlenvorhang, der vor der Tür zu einem Nebenraum hing. Als sie zurückkam, trug sie eine flache Pappschachtel auf ihren ausgestreckten Armen und setzte sie behutsam auf einem der Tische ab.
    Carol fragte sich, was so Wertvolles in dem Karton sein konnte, das eine solche Vorsicht notwendig machte. Eine Altardecke? Es war jedenfalls etwas sehr Besonderes, das da in so viel Seidenpapier eingehüllt lag. Sie sah ein schimmerndes Gespinst, als die alte Frau schließlich ein fein gearbeitetes Spitzentuch auseinanderfaltete. Es war ein Brautschleier.
    Carol hielt den Atem an. Der Schleier war traumhaft, hauchzart wie Spinnweben, aber von einem cremigen, satten Perlweiß. Die alte Frau hielt ihn hoch und sagte: „Legen Sie ihn an.“
    Liebevoll, aber unbeirrbar drapierte sie ihr den Schleier auf den Kopf, heftete ihn mit Nadeln fest und drehte Carol zu einem Spiegel um, der an der Querwand hing.
    Es war ein alter Spiegel, gelbstichig und mit blinden Flecken in der Silberbeschichtung, sodass der Hintergrund verschwamm und der Schleier sich fließend und schimmernd vor ihm abhob. Carol hatte kaum Zeit, den Anblick in sich aufzunehmen. Sie hörte, wie eine Tür aufflog, dann Schritte und einen barschen Ausruf, der in der Stille des Raumes zu explodieren schien.
    Hinter ihrem eigenen Spiegelbild tauchte der Mann auf, der vor der Villa gestanden hatte. Carol zuckte zusammen. Ihr war, als sähe sie eine Erscheinung aus irgendeiner dunkleren Region der Welt, und irgendetwas im Gesicht des Unbekannten machte ihr Angst. Für einen kurzen Moment schien Leidenschaft darin aufzuflammen, dann war der Ausdruck verschwunden, und nur der Zorn, der schon vorher darin gewesen war, blieb.
    „Da sind Sie also“, fuhr er sie an, „und gehen Ihrem Vergnügen nach.“ Bevor Carol ein Wort sagen konnte, packte er sie beim Handgelenk und riss sie zu sich herum.
    „Sie tun mir weh!“, rief Carol empört.
    Die alte Frau ließ ihren Blick bestürzt zwischen ihnen hin und her wandern. Dann verschwand sie in den Raum nebenan.
    Als er ihre Stimme hörte, ließ der Fremde Carol los und trat einen Schritt zurück. Er musterte sie, nunmehr ohne jeden Zorn. Stattdessen lag ein Ausdruck von Sarkasmus in seinen Zügen.
    „Ich fürchte, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte er mit der Miene eines Menschen, dem Reue fremd war.
    Carol reckte ihr Kinn. Sie musste zu ihm hochschauen, um seinem Blick zu begegnen, und das ärgerte sie.
    „Kann ich eine Erklärung erwarten?“, fragte sie kalt. „Oder habe ich es mit einem Verrückten zu tun?“
    Sie bedauerte es, dass sie nicht größer war, und fühlte sich ihm auf lächerliche Weise unterlegen mit dem Brautschleier, den die alte

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