Scheibenwelt 02 - Narren Diebe und Vampire
bekannt, dass diese Angelegenheit nicht überall auf Zustimmung stößt. Allerdings bezahlt die Familie Chrysopras das neue Alchimie-Laboratorium, und ich habe den jungen Troll kennengelernt. Seine sehr ausgeprägte Neigung zur Gewalt braucht nur in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden, um ihn zu einem nützlichen Gildenmitglied zu machen.
Mir ist aufgefallen, dass immer mehr Jungen die Hände nicht in den Hosentaschen haben, wenn sie in der Stadt unterwegs sind. Manche von ihnen gehen sogar hoch aufgerichtet. Für Assassinen – selbst wenn sie sich in der Ausbildung befinden – kommt so etwas nicht in Frage. Mitglieder der Gilde gehen betont lässig oder schleichen . Gelegentlich lehnen sie sich gegen Dinge und gähnen auf eine wissende Art und Weise. Jungen, die mit geradem Rücken und hoch erhobenem Kopf sitzen, sollen sofort zu mir geschickt werden. Jeder Schüler unserer Gilde ist wie ein Herr der Schöpfung. Die Leute erwarten Stil bei Assassinen. Ohne Stil sind wir nur teure Schurken.
Es freut euch sicher alle zu erfahren, dass nicht weniger als 1.100 Ankh-Morpork-Dollar für eine Gedenktafel, die Herrn Daniel »Touché« Danebennie gewidmet ist, gesammelt worden sind. Sein sauberer Tod – herbeigeführt von P. Phelps, fünfte Klasse – war uns allen eine Lektion in Stil und Pflicht. Die Gedenktafel soll Danebennies letzte Worte tragen: »Sehr gut, Junge. Viel besser als letztes Jahr. Aargh.«
Zur Orientierung
B ei deinem Eintreffen in der Gilde begrüßt dich das Haus-Oberhaupt und bestimmt dann einen älteren Schüler, der dich während der ersten Tage im CS begleiten soll. Hier folgen nun kurze Beschreibungen einiger wichtiger Gildenbereiche, mit denen du dich sofort vertraut machen solltest.
Ein kurzer Spaziergang um den Hauptplatz
Übersieh nicht das Pförtnerhaus, in dem du den Pförtner Stippler antreffen kannst. Sein Vater war ebenfalls Pförtner, so wie der Vater seines Vaters. Er hat alles gesehen, und die wenigen Dinge, die seiner Aufmerksamkeit entgangen sind, kann er sich gut vorstellen. Versuch nicht, ihn zum Narren zu halten. Er wird sich an dein Gesicht erinnern, und ein Pförtner kennt viele subtile Möglichkeiten, einem Schüler das Leben sehr schwer zu machen. Wenn du ihm gelegentlich eine Münze zusteckst, kannst du so manchem Problem aus dem Weg gehen.
Vom Pförtnerhaus gelangst du auf den großen Hof mit der Statue des Studenten Ellis Wilminius Nettlich: Beim Mauerspiel nahm er den Ball und warf ihn mit solcher Wucht, dass ein gegnerischer Spieler vom Fenstersims des zweiten Stocks fiel. Man zog ihm dafür das Fell über die Ohren, aber seiner Initiative ist es zu verdanken, dass aus einem recht banalen und langweiligen Spiel ein aufregendes, blutiges Spektakel wurde.
Auf der einen Seite des Platzes kennzeichnet neues Mauerwerk die Stelle, wo die Wand des Museums nach einem bedauerlichen Zwischenfall, der die Amtsenthebung des früheren Schulleiters Professor Kreuz betraf, ausgebessert werden musste. Du wirst sicher bald mehr darüber erfahren. Im Augenblick soll der Hinweis genügen, dass Professor Kreuz in Versuchung geriet, eine der wichtigsten Gildenregeln zu missachten.
Wenn du nach oben blickst, so wirst du den Glockenturm bemerken. Ganz oben siehst du die Wetterfahne in Gestalt eines Assassinen, der ein Messer hält – bereit zuzustoßen (bekannt als »Wackliger Willi«). Oft trägt er einen Nachttopf und Frauenunterwäsche, was er schalkhaften Studenten während der Schalktage verdankt.
Wir kehren zum Kreuzgang zurück und gehen dort an Gemälden und Büsten berühmter Inhumierter vorbei. Die erste Büste zeigt einen früheren Kronprinzen von Brindisi, aber er ist kaum mehr zu erkennen, weil Generationen von Studenten immer wieder auf seine Nase geklopft haben – angeblich bringt das Glück. Auf der Tafel steht: »Verließ dieses Jammertal am 3. Gruni im Jahr des seitlichen Blutsaugers, mit Hilfe des Ehrenw. K. W. Dobson (Viper-Haus).«
Wir erreichen jetzt den Gemeinschaftskorridor, der am Museum vorbeiführt. Das Museum ist sehr lehrreich, und wer dort Stunden mit ernstem Nachdenken verbringt, hat seine Zeit nicht vergeudet. Ein Ausstellungsstück beschäftigt die Fantasie der Jungen viele Nächte lang: der einarmige Teddybär namens Wuggel. Croydon Minimus verwendete ihn im Jahr 1687, um den Baron von Wendeltreppe-Steckenpferd zu inhumieren. Seit jenem verhängnisvollen Tag erlauben die Wendeltreppe-Steckenpferde keine weichen Spielzeuge in einem Umkreis von
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