Scheidung auf Griechisch
gar nicht, dass die beiden verwandt sind”, meinte Isobel überrascht.
“Hier ist doch jeder mit jedem verwandt”, erwiderte Eve abfällig. “Ohne Frauen wie uns wäre die feine Gesellschaft längst an Inzucht eingegangen.”
Auch wenn das Thema dafür zu ernst war, musste Isobel lachen.
“Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.” Leandros hatte sich unbemerkt genähert und legte ihr den Arm um die Taille. “Darf man erfahren, worüber?”, fragte er, eher er ihr zärtlich den Nacken küsste.
“Frauen haben manchmal Dinge zu besprechen, die nicht für Männerohren bestimmt sind, lieber Cousin”, erklärte Eve bestimmt. “Aber eins lass dir gesagt sein”, fügte sie mit einem herzlichen Lächeln an Isobel gewandt hinzu. “Wenn du mich fragst, hattest du mehr Glück als Verstand.”
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging ihrem Mann entgegen, der sie schon zu suchen schien.
“Der arme Ethan ist ihr ins Netz gegangen, ohne es zu merken”, erklärte Leandros, der die beiden beobachtete. “Manchmal habe ich das Gefühl, dass er bis heute nicht begriffen hat, wie ihm das passieren konnte.”
“Er soll froh und glücklich sein, dass er so eine Frau hat”, widersprach Isobel entschieden.
“Das gilt für mich wohl genauso”, erwiderte er und wandte sich wieder ihr zu.
“Nicht hier”, bat sie ihn, als er sich zu ihr herunterbeugte. “Es fällt mir schon schwer genug, mich zusammenzureißen.”
“Ich finde, du spielst deine Rolle ausgezeichnet”, lobte er sie. Ihre Bitte hatte er jedoch entweder nicht gehört oder nicht hören wollen. Ehe Isobel sich’s versah, hatte er sie gegen die steinerne Balustrade gedrängt, so dass ihr keine Möglichkeit zur Flucht blieb. Wie sein zufriedener Blick verriet, war genau das seine Absicht gewesen.
Allerdings nahm sie es ihm nicht übel – im Gegenteil. Sie musste Leandros nur in die Augen sehen, um zu wissen, wie glücklich sie war. Deshalb nahm sie es als Wink des Schicksals, dass in diesem Moment Musik aus dem Haus drang und den festlichen Rahmen für das Versprechen bildete, das sie sich allein durch ihre Blicke gaben.
“Ich liebe dich”, sagte Isobel spontan.
Was möglicherweise ein Fehler war, denn Leandros war sichtlich überrascht, wenn nicht gar überfordert. Zumindest war er eine Weile sprachlos. “Musst du das ausgerechnet jetzt sagen?”, fragte er sie schließlich.
Trotz seines schroffen Tons entging ihr nicht, dass ihr Geständnis ihn überwältigt hatte. Genauso klar war sie sich darüber, was für ein großes Risiko sie eingegangen war. Jemanden zu lieben, war eine Sache, es ihm zu sagen eine völlig andere. Indem sie es ausgesprochen hatte, hatte sie zugleich eine Grenze überschritten. Von nun an wäre sie ihm schutzlos ausgeliefert, und der Gedanke daran, was das bedeutete, ließ sie ihren Übermut fast bereuen.
Erschwerend kam hinzu, dass Leandros nicht in der Lage war, ihr diese Ängste zu nehmen. Er schien mit sich und der Welt zu hadern, weil ihm die einzige Antwort, die ihm einfiel, versagt bleiben musste. Schließlich waren sie nicht allein, und den Eklat, seiner Frau in aller Öffentlichkeit die Sachen hinunterzureißen, wollte selbst er nicht riskieren.
Doch fürs Erste hätte sie sich auch mit Worten zufrieden gegeben. Ein Satz wie “Ich liebe dich auch” hätte ihr unendlich gut getan. Dazu konnte sich Leandros aber offenbar nicht durchringen.
“Ich wollte dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht …”
“Pst”, unterbrach er sie und legte ihr den Finger auf den Mund. “Merkst du nicht, dass ich nachdenke?”
Was gibt es da lange nachzudenken?, hätte Isobel ihn am liebsten gefragt. Entweder du liebst mich oder nicht. Dass sie nun leiden musste, war allerdings nicht zuletzt ihre Schuld. Warum hatte sie mit ihrem Geständnis nicht gewartet, bis Leandros und sie wieder zu Hause waren? Dort hätte er ihr sicher schon längst eine Antwort gegeben – auf welche Art auch immer.
So aber musste sie sich damit abfinden, dass sie es mit einem Sturkopf zu tun hatte, der nicht über seinen Schatten springen konnte. Umso überraschter war sie, als Leandros unvermittelt ihre Taille umfasste und sie so heftig an sich zog, dass ihr einen Moment der Atem stockte. Erregt, wie er war, rechnete sie jeden Moment damit, dass er sich vergessen und ihr das Ergebnis seines Nachdenkens auf jene Art und Weise mitteilen würde, auf die er sich wesentlich besser verstand als aufs Reden.
“Den anderen kannst du
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