Scheidung auf Griechisch
ließ sich nicht leugnen, wie sie feststellte, nachdem er ihr die Kette angelegt hatte. Der Smaragd harmonierte auf eine wundersame Weise mit der Farbe des Kleids, als hätte sie es eigens dafür ausgewählt. Genau diesen Eindruck wollte sie allerdings lieber nicht erwecken.
“Deine Familie muss es doch als Schlag ins Gesicht empfinden, wenn ich beim ersten Wiedersehen nach drei Jahren den Familienschmuck trage”, wandte sie deshalb ein.
“Das lass getrost meine Sorge sein.” Anstatt auf ihre Bedenken einzugehen, legte Leandros ihr das passende Armband an. Schließlich trieb er ihre Verlegenheit auf die Spitze, indem er ihr behutsam die goldenen Ohrringe abnahm und sie durch zwei mit Smaragden besetzte Stecker ersetzte.
Dabei kam er ihr zwangsläufig so nah, dass Isobel versucht war, sich an ihn zu schmiegen. Dadurch könnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – ihre Sehnsucht nach seiner Nähe stillen und ganz nebenbei dem unerfreulichen Abend entgehen.
Warum sie sich anders entschied, war ihr selbst nicht klar. Vielleicht lag es daran, dass er plötzlich eine zweite Schatulle in der Hand hielt.
Dass zu dem Schmuck auch ein Ring gehörte, hatte sie völlig vergessen. Mit einem unguten Gefühl ließ sie zu, dass Leandros ihn auf denselben Finger steckte, auf dem bereits ihr Ehering steckte.
“Endlich ist er wieder da, wo er hingehört”, sagte er ernst und küsste ihr die Hand, auf der nun inmitten vieler kleiner Diamanten ein Smaragd von unvergleichlicher Reinheit prangte. “Und da soll er auch für immer bleiben.”
So gerührt Isobel auch war, vor der Reaktion seiner Familie bekam sie immer mehr Angst. “Wem hat der Schmuck ursprünglich gehört?”, erkundigte sie sich, in der Annahme, dass Thea oder Chloe mit demselben Recht Besitzansprüche auf die Erbstücke erheben konnten wie Leandros.
“Die Smaragde haben früher einem alten Piraten als Zahnersatz gedient”, erklärte Leandros mit einem jungenhaften Lächeln, ehe er sich herunterbeugte und ihre Bedenken mit einem Kuss zerstreute.
Dass sie neuen Lippenstift würde auftragen müssen, war ihr egal. Wichtig war einzig, dass er ihr mit dem zärtlichen Kuss in Erinnerung rief, dass sie beide ein ganzes Leben vor sich hatten. Was konnten ihr da wenige Stunden anhaben, auch wenn diese noch so unangenehm sein würden?
Als sie Hand in Hand die Eingangshalle erreichten, erwartete Silvia sie bereits ungeduldig. Sie hatte sich für ein schulterfreies blaues Kleid entschieden, und man sah ihr die Vorfreude auf den ersten Ball seit Jahren deutlich an. Sie war fest entschlossen, sich zu amüsieren, und lehnte es strikt ab, sich in den Rollstuhl zu setzen. Selbst die Krücken nahm sie nur nach gutem Zureden mit.
Nach einer halbstündigen Autofahrt erreichten sie die prunkvolle Villa von Nikos’ künftigen Schwiegereltern. Als sie die wenigen Schritte bis zum Eingang zurücklegten, drohte der Mut Isobel zu verlassen, so dass sie unwillkürlich Leandros’ Hand suchte.
In der Halle wurden sie bereits von Mr. und Mrs. Santorini und deren Tochter Carlotta erwartet, die jeden Gast persönlich begrüßten. Alle drei empfingen sie überaus freundlich. Trotzdem konnten sie die Neugierde auf die junge Engländerin, die sie bislang nur vom Hörensagen kannten, kaum verbergen.
“Isobel!”, rief Nikos begeistert, als er seine Schwägerin sah. “Schön, dass du gekommen bist! Ich bewundere dich für deinen Mut”, fügte er leise hinzu und beugte sich herunter, um sie auf die Wange zu küssen.
Wie gut sie die Aufmunterung gebrauchen konnte, wurde Isobel klar, als sie Thea in der Menge erblickte. Leandros’ Mutter wirkte alles andere als erfreut darüber, dass ihre Schwiegertochter zurück war, und entsprechend kühl fiel die Begrüßung aus. Immerhin gelang es ihr, die Abneigung nicht auf Silvia zu übertragen, die sie herzlich willkommen hieß und nicht nur aus Pflichtgefühl nach ihrer Gesundheit fragte.
“So schlimm, wie du befürchtet hast, war es doch gar nicht”, sagte Leandros aufmunternd, während er Isobel in den Festsaal führte.
“Aber nur, weil du ihnen genaue Anweisungen erteilt hast”, erwiderte Isobel skeptisch, denn die eigentliche Prüfung stand ihr noch bevor. Hunderte von Menschen drängten sich in dem großen Saal, und kaum hatten sie das Paar gesehen, setzte ein Getuschel ein, über dessen Grund Isobel sich keine Illusionen machte.
Als Silvia sich schließlich zu ihnen gesellte und jeder sehen konnte, dass sie sich auf
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