Scheiss dich nicht an - Lebe
peng!
Hasenscharten-Ulf
Einigermaßen begeistert von sich und der Welt, von seinen Schießkünsten und den durch sie verursachten Tränen der hinterbliebenen alten Weiberln und versoffenen Staatsschauspieler, die nicht und nicht über den Tod von ihren armen Viecherln hinwegkommen werden, verblättert der Biermösel dann den weiteren frühen Morgen im regionalen Teil vom Ländlichen Boten und sucht vielleicht eine Spur zu optimistisch nach einem Tatsachenbericht über sich, der ihn schon jetzt als den Superhelden ausweist, der die Anni heuer packen wird, über den wilden Hund, der nicht nur angekündigt, sondern auch vollendet hat.
Er sucht vielleicht eine Spur zu befeuert vom Osterbock nach einer Vorschau darüber, wie und wo er sie packen wird, und nach einer genauen Beschreibung von den Salven, die er auf sie abzufeuern gedenkt. Und er sucht letztendlich natürlich auch vergeblich nach einem mehrteiligen Fotoroman über seine zu erwartende Rückkehr aus Kaprun, wenn er mit der Anni am Sozius in Aussee einreiten wird wie früher der John Wayne nach den Indianerkriegen ins schmucke heimelige Westerndorf, hühott! Aber nach der Wahrheit sucht der Mensch in dem Drecksblatt natürlich sowieso vergeblich, der Biermösel und seine vergangenen und zukünftigen Heldentaten sind der Lois Lehn einfach wieder keine Meldung wert.
Lieber verdirbt ihm die rasende Reporterin seine frühlingshaft gute Laune und wärmt in großen Lettern den alten Brei wieder auf – das Verschwinden vom Hasenscharten-Ulf nämlich, dem Glöckner aus der Bruchbude vom Pfarrer Hein drüben, oder besser gesagt: dem ehemaligen Glöckner.
„WEISS DENN DER BIERMÖSEL NICHT, WOHIN DER HASENSCHARTEN-ULF VERSCHWUNDEN IST?“, fragt sie ebenso wörtlich wie deppert, und der Biermösel täte ihr gern zurückschreiben, dass sie ihn doch bitte kreuzweise soll. Aber weil er im Schreiben so schlecht ist, im Schreien aber recht gut, lässt er es mit dem Schreiben lieber bleiben und spart sich den Schrei für später auf, für den Augenblick nämlich, wenn er die Anni packen und die Rakete zünden wird, das wird dann sicher nicht leise.
Das Verschwinden vom Hasenscharten-Ulf aber ist natürlich schon ein Problem, muss auch der Biermösel zugeben. Nicht so sehr aus kriminaltechnischer Sicht, auf die scheißt er. Ihm ist es nämlich wurscht, wohin wer verschwindet, solange er auch verschwunden bleibt und nie wieder auftaucht. Aber das Problem mit den ganzen Verschwundenen und Abgängigen ist ja, dass sie immer doch alle im Kanal wieder irgendwann auftauchen.
Seit der Biermösel die Fenster von seinem Erlebnispark zum Glockenturm vom Pfarrer Hein hin ausgerichtet hat (er Extremtrottel!), leidet ja er selbst am meisten unter dem Verschwinden vom Hasenscharten-Ulf, der vergleichsweise ein sehr guter Glöckner war. Verglichen jedenfalls mit dem Pfarrer Hein selbst, der ein elendiglich schlechter Glöckner ist, seit dem Verschwinden vom Ulf aber immer selbst läuten muss, weil er keinen Rotzbuben für die Nachfolge vom Ulf finden kann.
So wie die umsichtige Köchin mit dem Schürhaken in der schönen Buchenholzscheiterglut schürt und damit das Schöne und Gute hervorbringt, schürt der Pfarrer Hein da drüben in seiner Bruchbude mit seinem furchtbaren Läuten das schlechte Gewissen in den armen Seelen von den ängstlichen Rotzbuben, die sich vor ihm in die Hosen scheißen, hinterhältiger und verschlagener als der Pfarrer Hein mit seinen depperten Glocken hat der schlitzäugige Vietcong nicht angegriffen, „Nein! Nein! Nein!“, jammert selbst der Biermösel mit jedem Tag schwächer und haut sich mit den Riesentrümmerfäusten jeden Tag stärker gegen die Ohrwascherl, „hör endlich auf zu läuten!“
Aber der hört natürlich nicht auf!
Wie wenn er es speziell auf ihn abgesehen hätte, klopft der Pfarrer Hein ihn weich wie ein Schnitzel und drischt auf dem Amboss seiner Mieseisucht auf ihn ein:
„Nehmen wir den Satansbruder drüben in Amerika!“, schreit er in jeder Predigt von seiner Kanzel herunter. „Selbst der ist ein Heiliger gegen den gottlosesten aller gottlosen Gesellen da drüben in seinem Erlebnispark, gegen den Schweinefresser und Biervernichter, gegen den Feind alles Schönen, gegen den Biermösel! Zombie, Zorro und Zsa Zsa Gabor – alle sind sie Heilige gegen ihn, Prostmahlzeit, äh, ich meine: Jubilate Deo!“
So predigt der Pfarrer Hein.
Wie eine viel zu enge und steife Lederhose – nass vom Regen und dann zu schnell getrocknet in der
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