Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
Anteilnahme hatte er heute Morgen gegenüber Phoebe gezeigt? Er nippte an dem Whisky, fühlte das Brennen des Alkohols in seiner Kehle. Wann war er zu einem so hartherzigen, zynischen Lump geworden?
Jetzt, nachdem der erste Schock darüber, dass er Vater werden würde, abgeklungen war, konnte er wieder klar denken. Er hatte nie wirklich heiraten wollen, aber ihm war immer bewusst gewesen, dass er irgendwann in entfernter Zukunft ein Kind haben wollte – einen Erben für all das, was er erreicht hatte. Er selbst hatte eine glückliche Kindheit verlebt, mit zwei liebenden Eltern und einer Schwester. Das Verhältnis zu seinem Vater war dann nicht nur wegen des Geschäfts immer schwieriger geworden, sondern auch wegen der diversen Ehen seines alten Herrn nach dem Tod der Mutter.
Die jetzige Ehefrau seines Vaters – Nummer drei seit seiner Mutter, die verstarb, als Jed siebzehn gewesen war – war fünfunddreißig Jahre jünger als sein Vater und machte Jed jedes Mal unmissverständlich schöne Augen, wenn er nach Hause kam.
Jed trank sein Glas aus und griff nach der Flasche, um es nachzufüllen. Er misstraute den Frauen, mit Ausnahme seiner Mutter und seiner Schwester. Deshalb hatte er wohl auch nie an eine Ehe gedacht. Allerdings war er auch der festen Meinung, dass sein Kind nicht außerehelich geboren werden sollte.
Phoebe, die wunderschöne, reizende Phoebe … Wäre es denn so schrecklich, mit ihr verheiratet zu sein? Er war ihr Erster gewesen, und seltsamerweise gefiel ihm der Gedanke von Phoebe mit einem anderen Mann überhaupt nicht.
Er nahm noch einen Schluck Whisky. Er glaubte nicht an die Liebe. Aber er war Grieche, und damit glaubte er an den Fortbestand des Familiennamens. Wenn er sich unbedingt eine Ehefrau nehmen musste, wäre Phoebe eine gute Kandidatin. Die Chemie zwischen ihnen war auf jeden Fall fantastisch, und er hatte auch keine Lust, sie aufzugeben. Seit einem Jahr waren sie jetzt zusammen, und sie war schwanger mit seinem Kind.
Er leerte sein Glas und griff nach dem Telefon, um die Limousine vorfahren zu lassen. Ja, er würde sie heiraten. Erstaunlich, aber er fühlte sich gar nicht mehr so gefangen, wie er zuerst gedacht hatte.
Er würde Marcus anrufen und sich mit ihm zum Dinner treffen. Er vertraute Marcus, mit ihm konnte er offen reden. Auch wenn er im Grunde nicht glaubte, dass Phoebe ihm untreu gewesen war, konnte es nicht schaden, die Vaterschaft bestätigt zu bekommen.
Als er das Gebäude verließ und dem Portier eine gute Nacht wünschte, fühlte Jed sich sogar richtig gut. Er würde Phoebe sagen, wie er sich entschieden hatte, und freute sich schon auf das Strahlen in ihren blauen Augen, wenn er ihr sagte, dass er eine ehrbare Frau aus ihr machen würde.
Seine selbstzufriedene Hochstimmung dauerte während des Dinners mit seinem Freund an, den er über seine Heiratspläne informierte, auch noch auf der Fahrt zum Apartment, wobei er Marcus zuerst zu Hause absetzte, bevor er sich zu Phoebe bringen ließ …
Der Kater war das einzige Lebewesen in der leeren Wohnung, und auf dem Tisch in der Diele lag eine offiziell wirkende Nachricht.
Phoebe lag in dem nüchternen Krankenhausbett und starrte an die weiße Decke, ohne etwas zu sehen. Sie fühlte sich leer und ausgehöhlt. Die Geräusche und das hektische Gemurmel auf dem Gang hörte sie nicht wirklich, nur die Worte des Arztes hallten in ihrem Kopf nach.
Sie hatte ihr Baby verloren.
Der schon etwas ältere Dr. Norman hatte sie zu trösten versucht. Tausende von Schwangerschaften endeten noch im ersten Trimester. Sie sei doch noch so jung … und gesund … und sie könne später noch immer Kinder bekommen …
Sie wusste, er hatte nur nett sein wollen, doch für sie gab es keinen Trost. Vor zehn Tagen hatte sie bestätigt bekommen, dass sie schwanger war, und von der ersten Sekunde an hatte ihr mütterlicher Beschützerinstinkt eingesetzt.
Nun, jetzt nicht mehr. Ihr Baby war nicht mehr da, und mit ihm war auch ihr dummes vertrauensseliges Herz gestorben. Ihr Leben hatte sich auf einen Schlag geändert. Nie würde sie das Entsetzen, den Schmerz und die Verzweiflung des heutigen Tages vergessen.
„Phoebe.“
Sie erkannte Jeds Stimme und drehte langsam den Kopf zur Tür. Er stand da, noch immer im maßgeschneiderten Anzug, und schaute mit schockierter und abweisender Miene zu ihr hin. Es überraschte sie, dass sie nie erkannt hatte, wie kalt und mitleidlos er sein konnte.
„Ich habe schon mit dem Arzt gesprochen, er hat
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