Schenk mir diese Nacht
sie den Pub durchquerte, wandten sich immer mehr Köpfe zu ihr um. Das goldblonde Haar fiel ihr offen über den Rücken, ein bezauberndes Lächeln umspielte ihre sinnlichen Lippen, und ihre grünen Augen leuchteten.
Sie ist wunderschön, dachte Jonathan wohl zum hundertsten Mal. Es war ihm unbegreiflich, dass sie nicht verheiratet oder anderweitig gebunden war. Sie hatte es jedoch behauptet, und er hatte keine Veranlassung, daran zu zweifeln - abgesehen von dem vagen Gefühl, dass sie etwas vor ihm verbarg und ihn offenbar unbedingt von ihrem Haus fern halten wollte. Und das behagte ihm absolut nicht.
Er erhob sich, als sie den Tisch erreichte. "Ich freue mich, dass Sie es einrichten konnten", meinte er herzlich.
"Ich sagte doch, dass ich kommen würde", erwiderte sie, während sie sich setzte. Ihre Stimme hatte jenen verführerischen Klang, den er so aufregend fand. "Dachten Sie, ich würde nicht Wort halten?"
Nun ja, ganz sicher war er sich wirklich nicht gewesen. Ihr plötzliches Einlenken vorhin hätte genauso gut ein Versuch gewesen sein können, ihn loszuwerden. Andererseits wäre sie dann Gefahr gelaufen, dass er vor ihrem Haus aufgetaucht wäre
- und das hatte sie bislang mit allen Mitteln verhindern wollen.
Lächelnd ließ er sich ihr gegenüber nieder. "Ich habe Ihnen Weißwein bestellt, ich hoffe, das ist okay?"
Gaye trank einen Schluck und lehnte sich entspannt zurück.
"Sehr schön, danke. Wie ich sehe, ist es hier immer noch gemütlich. Ich hatte schon befürchtet, ,The Swan' könnte sich verändert haben." Neugierig blickte sie sich um.
Es handelte sich um einen jener altmodischen Pubs, die sich derzeit größter Beliebtheit erfreuten: weiche Teppiche, bequeme Stühle, Tapeten an den Wänden, keine tief dekolletierte Barfrau hinter der Theke, sondern eine mollige, mütterliche Wirtin und ein älterer Zapfer, der offenbar ihr Mann war.
Jonathan war jedoch nicht an seiner Umgebung interessiert.
"Wie lange ist es her, seit Sie zuletzt hier waren?"
Bereits diese harmlose Frage schien Gaye zu beunruhigen.
"Eine Weile", erwiderte sie ausweichend.
Sehr hilfreich! "Ich dachte nur, Sie wären vielleicht häufiger..."
"Ich gehe nur selten in Gaststätten", unterbrach sie ihn kühl.
Damit hatte sie ihn nachhaltig in die Schranken verwiesen!
"Ob Sie es glauben oder nicht", konterte er trocken, "ich auch nicht."
Sie unterzog sein Äußeres - zartgelbes Hemd, braunes Sakko und beigefarbene Hose - einer eindringlichen Musterung. "Ich glaube Ihnen", stellte sie schließlich fest.
Auf einmal fühlte er sich hoffnungslos overdressed.
Gaye betrachtete ihn noch immer, und auf einmal brach sie in Lachen aus, jenes glockenhelle, melodische Lachen, das er bislang nur ein einziges Mal von ihr gehört hatte. Es hatte sich gelohnt, darauf zu warten. Der Klang war zauberhaft, ihre Augen funkelten wie kostbare Smaragde, und ihr Gesicht schien vor kindlicher Freude zu leuchten. Jonathan war viel zu hingerissen, um sich daran zu stören, dass sie offenbar über ihn lachte.
"Sie sind absolut richtig angezogen", versicherte sie und trank noch einen Schluck. "Und der Wein ist genau so, wie ich ihn mag - kühl und trocken."
"Seien Sie vorsichtig, Gaye", warnte er sie leise. "Wenn Sie zu nett zu mir sind, könnte ich das als Ermutigung auffassen."
Spöttisch schüttelte sie den Kopf. "Ich denke, dazu sind Sie viel zu intelligent."
Er zuckte die Schultern. "Meiner Meinung nach versagt jegliche Intelligenz, wenn ein Mann eine Frau attraktiv findet."
Obwohl Gaye sich nicht von der Stelle rührte, spürte er, wie sie sich innerlich von ihm zurückzog. Verdammt! Der Abend war bis zu diesem Moment völlig normal verlaufen. Er war ein Narr! Diese Frau war nicht so wie die anderen Frauen, mit denen er sich im Lauf der Jahre verabredet hatte. Sie war für Flirtversuche - oder besser gesagt, die Wahrheit - nicht empfänglich.
"Sehen Sie jetzt, was ich meine?" fragte er selbstironisch.
"Ziemlich dumm von mir, oder?"
Zu seiner grenzenlosen Erleichterung lachte sie erneut. "Ich bezweifle, dass Ihnen das allzu häufig passiert."
In ihrer Nähe sogar viel zu oft! Jordan wäre beispielsweise entsetzt gewesen, wie wenig Fingerspitzengefühl sein Bruder bei Gaye bewies. Dabei galt Jonathan in der Familie doch als der charmante Überredungskünstler - so viel also zum Charme.
Gegenwärtig hatte er wohl eher Chancen bei ihr, wenn er sich zum Narren machte!
"In letzter Zeit viel häufiger, als Sie ahnen", erwiderte er.
"Ach
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