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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Bothari wolle sie weiter foltern und missbrauchen und dabei ihn selbst nachahmen. In seiner Eitelkeit fühlte er sich geschmeichelt und ließ die beiden allein. Bothari manipulierte irgendwie seine Monitore. Niemand hatte die geringste Vorstellung, was er da drinnen trieb, jede Minute seiner dienstfreien Zeit. Aber er kam zu mir mit einer Liste von Medikamenten, die ich ihm heimlich besorgen sollte. Schmerzlindernde Salben, verschiedene Sachen für die Behandlung von Schocks, wirklich eine gut durchdachte Liste.
    Aufgrund seiner Kampferfahrung war er gut in Erster Hilfe. Da ging mir auf, dass er sie nicht folterte, er wollte nur, dass Vorrutyer das dachte. Er war verrückt, nicht dumm. Er war verliebt, auf eine seltsame Weise, und er hatte den Mutterwitz, Vorrutyer das nicht erraten zu lassen.«
    »Das klingt unter diesen Umständen ganz und gar nicht verrückt«, bemerkte sie und erinnerte sich an die Pläne, die Vorrutyer mit Vorkosigan gehabt hatte.
    »Nein, aber die Art und Weise, wie er es machte – ich bekam ein- oder zweimal einen kurzen Einblick.« Vorkosigan atmete heftig aus. »Er kümmerte sich um sie in seiner Kabine – fütterte sie, kleidete sie an, wusch sie –, und die ganze Zeit hielt er einen geflüsterten Dialog. Er stellte beide Seiten dar. Er hatte sich anscheinend eine wohldurchdachte Phantasie ausgearbeitet, in der sie in ihn verliebt war, tatsächlich verheiratet – ein normales, gesundes, glückliches Paar. Warum sollte ein Verrückter nicht davon träumen, geistig gesund zu sein? Es muss für sie während der Zeiten, wo sie bei Bewusstsein war, ein höllischer Schrecken gewesen sein.«
    »Gott! Ich habe mit ihm fast soviel Mitleid wie mit ihr.«
    »Nicht ganz. Er schlief auch mit ihr, und ich habe jeden Grund zu der Annahme, dass er diese Phantasie vom Verheiratetsein nicht bloß auf Worte beschränkte. Ich glaube, ich verstehe auch, warum. Kannst du dir vorstellen, dass Bothari unter normalen Umständen näher als hundert Kilometer an ein solches Mädchen herangekommen wäre?«
    »Mm, wohl kaum. Die Escobaraner haben ihre Besten gegen euch in den Kampf geschickt.«
    »Aber das ist die Sache, glaube ich, die er ausgewählt hat, um sie von dem ganzen Escobar-Krieg im Gedächtnis zu behalten. Es muss unglaubliche Willensstärke erfordert haben. Er war monatelang in Therapie.«
    »Puh«, hauchte Cordelia, der die Bilder nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten, die Vorkosigan mit seinen Worten heraufbeschworen hatte. Sie war froh, dass sie jetzt ein paar Stunden Zeit haben würde, um sich zu beruhigen, bevor sie Bothari wieder sah. »Also, jetzt gehen wir etwas trinken, okay?«

 
Kapitel 15
     
    Der Sommer war am Ausklingen, als Vorkosigan einen Ausflug nach Bonsanklar vorschlug. Sie hatten an dem für den Start vorgesehenen Morgen schon halb gepackt, als Cordelia aus ihrem Schlafzimmerfenster blickte und mit etwas Beklemmung sagte: »Aral? Ein Flieger ist gerade draußen auf der Vorderseite gelandet und sechs bewaffnete Männer steigen aus. Sie verteilen sich über das ganze Anwesen.«
    Vorkosigan war sofort hellwach, kam an ihre Seite, um hinauszuschauen, und entspannte sich dann. »Das ist in Ordnung. Das sind die Leute von Graf Vortala. Er kommt gewiss, um meinen Vater zu besuchen. Ich bin überrascht, dass er gerade jetzt die Zeit gefunden hat, sich aus der Hauptstadt zu entfernen. Ich habe gehört, dass der Kaiser ihn in Trab gehalten hat.«
    Ein paar Minuten später landete ein zweiter Flieger neben dem ersten, und Cordelia sah zum ersten Mal den neuen Premierminister von Barrayar.
    Prinz Sergs Beschreibung von ihm als einem verschrumpelten Clown war eine Übertreibung, allerdings eine zutreffende: er war ein hagerer Mann, vom Alter gebeugt, bewegte sich aber noch lebhaft. Er hatte einen Stock dabei, aber nach der Art, wie er ihn herumschwang, vermutete Cordelia, dass er ihn nur zur Schau trug. Kurzgeschnittenes weißes Haar umrahmte eine mit Leberflecken übersäte Glatze, die im Sonnenschein schimmerte, als er und zwei weitere Männer (entweder Berater oder Leibwächter, Cordelia war sich nicht sicher) unter ihrem Blick zur Vordertür gingen.
    Die beiden Grafen standen plaudernd im vorderen Flur, als Cordelia und Vorkosigan die Treppe herabkamen, und der General sagte: »Aha, hier kommt er schon.«
    Vortala schaute sie mit einem hellen, durchdringenden Augenfunkeln an. »Aral, mein Junge. Gut zu sehen, dass du so gut aussiehst. Und das ist deine betanische Penthesilea? Meine

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