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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sie das wissen wollte. Aber ihre Annahme erschien ihr sicher. »Alle Babies haben kleine Nasen. Man weiß nicht, wie Kinder letztlich aussehen werden, solange sie nicht achtzehn sind.«
    »Vielleicht wird sie wie ihre Mutter aussehen«, sagte er hoffnungsvoll.
    Cordelia schloss sich schweigend dieser Hoffnung an.
    Der Doktor war mit Vorkosigans Führung durch das Innenleben seiner Traummaschine am Ende, und Vorkosigan war es höflicherweise gelungen, nur wenig verunsichert auszusehen.
    »Willst du sie auch mal halten, Aral?«, bot Cordelia an.
    »Schon gut, schon gut«, winkte er hastig ab.
    »Du solltest ein bisschen üben. Vielleicht brauchst du es eines Tages.« Sie tauschten Blicke ihrer heimlichen Hoffnung, und er gab nach und ließ sich überreden.
    »Hm. Ich habe schon Katzen gehalten, die mehr wogen. Das ist wirklich nicht mein Fach.« Er sah erleichtert aus, als die Mediziner das Baby wieder an sich nahmen, um ihre Aufzeichnungen zu vervollständigen.
    »Hm, wollen mal sehen«, sagte der Doktor. »Das ist doch die, die wir nicht in das Kaiserliche Waisenhaus bringen, richtig? Wohin bringen wir sie nach der Beobachtungszeit?«
    »Ich bin gebeten worden, mich persönlich um dieses Baby zu kümmern«, sagte Vorkosigan sanft. »Um der Privatsphäre seiner Familie willen. Ich – Lady Vorkosigan und ich, wir werden es seinem gesetzlichen Vormund übergeben.«
    Der Arzt schaute äußerst nachdenklich drein. »Oh. Ich verstehe, Sir.« Er blickte Cordelia nicht an. »Sie sind der Mann, der die Verantwortung für dieses Projekt hat. Sie können mit ihnen machen, was Sie wollen. Niemand wird irgendwelche Fragen stellen, das … das versichere ich Ihnen, Sir«, sagte er ernst.
    »Schön, schön. Wie lang ist die Beobachtungszeit?«
    »Vier Stunden, Sir.«
    »Gut, wir können zum Essen gehen. Cordelia, Sergeant?«
    »Mm, darf ich hierbleiben, Sir? Ich bin – nicht hungrig.«
    Vorkosigan lächelte. »Sicher, Sergeant. Oberst Negris Männer können die Bewegung gebrauchen.«
    Auf dem Weg zum Bodenwagen fragte Vorkosigan Cordelia: »Worüber lachst du?«
    »Ich lache nicht.«
    »Deine Augen lachen. Sie funkeln ganz belustigt, wirklich.«
    »Ach, über den Doktor. Ich fürchte, unser gemeinsamer Auftritt hat ihn ganz unabsichtlich auf falsche Gedanken gebracht. Hast du das nicht mitbekommen?«
    »Anscheinend nicht.«
    »Er denkt, das Baby, das wir heute herausholten, sei meins. Oder vielleicht deins. Oder vielleicht von uns beiden. Ich konnte praktisch sehen, wie sich in seinem Gehirn die Rädchen drehten. Er denkt, er sei endlich dahinter gekommen, warum du nicht den Verschluss geöffnet hast.«
    »Gütiger Gott.« Er setzte an, noch einmal zurückzugehen.
    »Nein, nein, lass nur«, sagte Cordelia. »Du machst es nur noch schlimmer, wenn du versuchst, es abzuleugnen. Ich weiß das. Mir wurde schon vorher die Schuld für Botharis Sünden zugeschoben. Lass ihn einfach sich weiter wundern.« Sie verfiel in Schweigen.
    Vorkosigan betrachtete ihr Profil. »Was denkst du jetzt? Dein Funkeln ist verschwunden.«
    »Ich frage mich nur, was mit ihrer Mutter geschehen ist. Ich bin sicher, dass ich ihr begegnet bin. Langes schwarzes Haar, der Name Elena, auf den Flaggschiff – das konnte nur eine gewesen sein. Unglaublich schön. Ich kann verstehen, warum sie Vorrutyers Augen auffiel. Aber so jung schon mit dieser Art von Horror zu tun zu haben …«
    »Frauen sollten nicht an Kämpfen teilnehmen«, sagte Vorkosigan, grimmig und bedrückt.
    »Männer auch nicht, meiner Meinung nach. Warum haben eure Leute versucht, die Erinnerungen dieses Mädchens zu tilgen? Hast du das befohlen?«
    »Nein, das war die Idee des Sanitätsarztes. Er hatte Mitleid mit ihr.« Sein Gesicht war angespannt und seine Augen blickten in die Ferne.
    »Das war die allerfurchtbarste Geschichte. Damals habe ich es nicht verstanden. Jetzt verstehe ich es, glaube ich. Als Vorrutyer mit ihr fertig war – und bei ihr hatte er sich selbst übertroffen, sogar nach seinen Maßstäben –, da befand sie sich in einem katatonischen Zustand. Ich … – es war zu spät für sie, aber das war der Augenblick, wo ich beschloss, ihn umzubringen, falls so etwas noch einmal passierte, und dann, zum Teufel, mit dem Drehbuch des Kaisers. Erst Vorrutyer, dann den Prinzen, dann mich. Das hätte Vorhalas aus der Sache draußen gelassen …
    Wie dem auch sei, Bothari – erbettelte sozusagen ihren Körper von Vorrutyer und brachte sie in seine eigene Kabine. Vorrutyer nahm an,

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