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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nach der neuesten betanischen Ausrüstung auftauchen würde.
    »Wie steht es mit Ihnen? Haben Sie eine Familie?« Ihr wurde plötzlich klar, dass diese Redewendung auch eine höfliche Methode war zu fragen: »Sind Sie verheiratet?«
    »Mein Vater lebt noch. Er ist Graf Vorkosigan. Meine Mutter war halbe Betanerin, müssen Sie wissen«, gestand er zögernd.
    Vorhin hatte Cordelia noch den Impuls gehabt, das Gespräch abzuwürgen, aber jetzt siegte ihre Neugierde. »Das ist ungewöhnlich. Wie kam das zustande?«
    »Mein Großvater mütterlicherseits war Prinz Xav Vorbarra, der Diplomat. Er hatte eine Zeitlang den Posten des Botschafters auf Kolonie Beta inne, in seinen jungen Jahren, vor dem Ersten Cetagandanischen Krieg. Ich glaube, meine Großmutter arbeitete in Ihrem Büro für Interstellaren Handel.«
    »Kannten Sie sie gut?«
    »Nachdem meine Mutter gestorben war und Yuri Vorbarras Bürgerkrieg vorbei, verbrachte ich einige Schulferien im Haus des Prinzen in der Hauptstadt. Er befand sich allerdings im Streit mit meinem Vater vor und nach diesem Krieg, weil sie verschiedenen politischen Parteien angehörten.
    Xav war zu seiner Zeit die führende Persönlichkeit der Liberalen, und mein Vater war – ist – natürlich Teil des letzten Aufgebots der alten Militäraristokratie.«
    »War Ihre Großmutter glücklich auf Barrayar?« Cordelia schätzte, dass Vorkosigans Schultage vielleicht dreißig Jahre zurücklagen.
    »Ich glaube, sie hat sich nie richtig an unsere Gesellschaft angepasst. Und natürlich, Yuris Krieg …« Er brach ab, begann dann von neuem. »Außenseiter – besonders die Betaner – haben diese seltsame Vorstellung von Barrayar als einem Monolithen, aber wir sind eine grundlegend gespaltene Gesellschaft. Meine Regierung kämpft immer gegen diese zentrifugalen Tendenzen.« Vorkosigan beugte sich vor und warf ein neues Stück Holz ins Feuer.
    Funken wirbelten auf wie ein Schwarm kleiner orangefarbener Sterne, die heimwärts in den Himmel flogen. Cordelia empfand ein heftiges Verlangen, mit ihnen wegzufliegen.
    »Zu welcher Partei halten Sie?«, fragte sie, in der Hoffnung, das Gespräch auf eine Ebene zu bringen, die weniger irritierend persönlich war. »Halten Sie zu Ihrem Vater?«
    »Solange er lebt. Ich wollte immer ein Soldat sein und allen Parteien aus dem Weg gehen. Ich habe eine Abneigung gegen Politik. Sie hat meiner Familie immer Unglück und Tod gebracht. Aber es ist höchste Zeit, dass jemand es einmal mit diesen verdammten Bürokraten und ihren gehätschelten Spionen aufnimmt. Sie bilden sich ein, sie seien die Woge der Zukunft, aber sie sind nur ein Abwasser das den Hügel hinabfließt.«
    »Wenn Sie diese Meinungen so nachdrücklich zu Hause vertreten, dann ist es kein Wunder dass die Politik Sie heimsucht.« Sie stocherte mit einem Stock im Feuer herum und schickte noch mehr Funken auf die Reise.
    Dubauer, der mit dem Schmerzmittel sediert war schlief schnell ein, aber Cordelia lag lange wach und wiederholte das beunruhigende Gespräch in ihren Gedanken. Doch was kümmerte es sie, wenn dieser Barrayaraner sich dafür entschied, seinen Kopf in irgendwelche Schlingen zu stecken? Es gab keinen Grund, warum sie sich da einmischen sollte. Überhaupt keiner. Bestimmt nicht. Selbst wenn die Form seiner rechteckigen starken Hände ein Traum von Macht in Gestalt …
    Sie wachte tief in der Nacht plötzlich auf. Aber es war nur das Feuer, das hoch aufloderte, als Vorkosigan eine ungewöhnlich große Armladung von Holz darauf warf. Sie setzte sich auf, und er kam zu ihr herüber.
    »Ich bin froh, dass Sie wach sind. Ich brauche Sie.« Er drückte ihr sein Kampfmesser in die Hand. »Dieser Kadaver scheint irgendetwas anzulocken. Ich werde ihn in den Fluss werfen. Halten Sie mir eine Fackel?«
    »Aber sicher!« Sie streckte sich, stand auf und wählte einen passenden Feuerbrand aus. Dann folgte sie ihm hinab an den Wasserlauf und rieb sich dabei ihre Augen. Das flackernde orangefarbene Licht erzeugte unruhige schwarze Schatten, in die zu sehen fast schwieriger war als ins gewöhnliche Sternenlicht. Als sie den Rand des Wassers erreichten, sah sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung und hörte etwas zwischen den Felsen umherkriechen und dazu ein wohlbekanntes Zischen.
    »Huh! Da ist eine Schar von diesen Aasfressern genau flussaufwärts links.«
    »Genau!« Vorkosigan warf die Überreste ihres Abendessens in die Mitte des Flusses, wo sie mit einem schwachen Glucksen verschwanden. Es gab ein weiteres,

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