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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Mittagszeit gerade erst vorbei war. Noch einmal drehte sie sich zu der Frontscheibe mit den Fotos im Schaufenster um, drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe und versuchte, im Inneren des Ladens etwas zu erkennen, vielleicht ein mögliches Zeichen zu erhaschen, dass er doch da war. Aber die Realität blieb unumstößlich. Alles war dunkel, niemand war dort.
    Unzufrieden drehte sie sich um und lehnte sich an die verschlossene Tür. Unter keinen Umständen wollte sie zurück in ihre kleine Wohnung, die wie ein kleiner Mann in ihrem Ohr damit drohte, sie zu ersticken. Nur langsam spürte Vanessa, wie allmählich die Realität in ihren Verstand zurückkehrte. Immer machte sie sich selbst alles kaputt! Vermutlich hatte sie es sich mit dem Praktikum verbockt, obwohl sie eigentlich darauf angewiesen war. Wahrscheinlich musste sie nun wieder des Nachts in einer dieser Lokale auf der Reeperbahn Getränke servieren. Resigniert schloss sie die Augen und kämpfte gegen Druck in ihrem Kopf an, der stets Unheil ankündigte. Wie kam es nur, dass von einer guten Ausgangssituation stets nichts als Trümmer zurückblieben?
    Doch als Vanessa die Augen wieder öffnete, traf sie beinahe der Schlag. Erschrocken drückte sie ihre Hände auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Vor ihr stand ein Mann und sah sie an. Vanessa hatte ihn einfach nicht kommen h ören. Es dauerte einige Momente, bis sie erkannte, wer da vor ihr stand und amüsiert auf sie herab lächelte.
    Jonas Hoffmann, verteufelt blauäugiger Lakai von Friederike Munter. Ausg erechnet der!
    »Bitte liefern Sie mich nicht aus!«, kam es Vanessa erschr ocken in den Sinn, und zu ihrem eigenen Entsetzen war ihr dies in Form von Worten aus dem Mund gepurzelt.
    Jonas Hoffmann zuckte erheitert mit den Schultern. »Okay.«
    Vanessa war plötzlich seltsam verlegen und versuchte, seinem intensiven Blick auszuweichen. Als sie jedoch keine Möglichkeit mehr sah, seinen einnehmenden Augen auszuweichen, hob sie ihren Kopf.
    »Was machen Sie überhaupt hier? Müssten Sie nicht bei der Arbeit sein?«
    Er grinste und ging etwas in die Knie, um ihren erneut flüchtenden Blick abzufangen. »Das Gleiche könnte ich dich fragen!«
    Vanessa fühlte sich ertappt und merkte, wie sich der Trotz in ihr regte. Und überhaupt, was fiel ihm ein, sie einfach zu d uzen? »Ich schwänze, na und?! Nach dem, was gestern passiert ist, habe ich das emotionale Recht dazu.«
    »Du nutzt also dein emotionales Recht zu schwänzen und gehst auf die Reepe rbahn?«
    Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wo sie sich eigentlich befand. Denn obwohl der Tag jung und die seltsamen Gesta lten von St. Pauli noch in ihren dunklen Löchern schlummerten, war die Reeperbahn kein Ort für einen besinnlichen Spaziergang. Die Überreste der vergangenen Nacht machten eine gemütliche Atmosphäre unmöglich.
    Vanessa sah ihn herausfordernd an.
    » Ich habe heute einen Tag Urlaub und eine Bekannte besucht. Sie wohnt hier in der Nähe«, erklärte er gelassen.
    »Oh … ich …«, hörte Vanessa sich selbst stammeln und ve rachtete sich dafür. Doch das war ein vertrautes Gefühl, mit dem sie gelernt hatte, umzugehen.
    Beruhigend legte er eine Hand auf ihren Oberarm, als wäre es eine simple Selbstverständlichkeit. Vanessa war übe rrascht, wie bereitwillig sie seine Berührung annahm.
    »Werden Sie mich jetzt bei Frieda und ihrem Papa verraten?«
    »Ich glaube nach dem gestrigen Tag werde ich beide A ugen zudrücken.«
    Vanessa empfand echte Erleichterung. »Danke.«
    Er hielt ihr seine Hand hin, mit der er eben noch ihren Arm berührt hatte. »Ich bin Jonas.«
    Etwas zögerlich nahm sie schließlich seine Hand. »Vane ssa.«
    Eine Zeit lang hielt Jonas sie fest, als wolle er sie nicht wi eder hergeben, und nahm Vanessas Blick gefangen. Sie konnte es sich nicht erklären, was sie plötzlich so an ihm fesselte. Er war ohne Zweifel gutaussehend, auf eine faszinierende Art und Weise, doch das war nicht alles. Zwischen ihnen bestand eine körperliche Anziehung, die über das normale physische Verständnis hinausging. Als ahnten ihre Körper, dass sie einander perfekt ergänzen könnten.
    Jonas war es schließlich, der seine Hand zurückzog, und V anessa ließ den Blickkontakt abreißen.
    »Ich muss jetzt weiter, ein wichtiger Termin.«
    Vanessa nickte, vermutlich hatte sie sich doch getäuscht, und bereits an Sex mit ihm zu denken war ein wenig übereilt gewesen. »Verstehe …« Es wäre ohnehin nicht gut gegangen, dachte sie bitter,

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