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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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aufgegangen. Sie war so erleichtert. Rücklings warf sie sich aufs Bett, fingerte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an.
    Zuerst sah es nicht gut aus.
    Das hatte Sven gerade gesagt. Zuerst . Wie elektrisiert setzte sie sich auf. »Und dann?«
    Grinsend warf Sven sich neben sie aufs Bett. Sein Hoody roch nach Fritten, die Haare nach Rauch. »Hee. So schnell gebe ich nicht auf, mein Sternchen.« Er zog sie an sich und drückte seine Lippen auf ihre. Widerwillig ließ sie sich von ihm küssen, versuchte, dabei an Nils zu denken, doch Angst und Zweifel krochen aus ihren Eingeweiden wie Schlangen. Zuerst .
    Sie machte sich von ihm los. »Jetzt sag schon!«
    Seine Hand wanderte über ihren Bauch bis zur Brust. »Ich bin ihm nach, diesem Lehrer. Und er ist ihr nach. Die reinste Karawane.« Langsam öffnete er den obersten Knopf ihrer Bluse. Beinahe hätte sie geschrien. Sie schob seine Hand weg. »Nicht jetzt.«
    Schmollend verzog er den Mund. »Eine kleine Belohnung habe ich mir ja wohl verdient.«
    »Er ist ihr nach und du ihm… und dann?«
    »Er hat sie eingeholt. Sie haben sich versöhnt und wie blöd rumgeknutscht.«
    Ihr wurde beinahe schwarz vor Augen. Ihr Herz raste. Sie biss die Zähne aufeinander. Vibrierende Pulsschläge in ihrer Halsschlagader. Nein! Nein! Nein! Bitch! Bitch! Bitch! Wir hatten einen Deal! Und du verarschst mich, machst dich über mich lustig, ziehst zuerst die Trennungsshow ab, um mir dann zu zeigen, dass ich keine Macht über dich habe. Denkst du das wirklich? Wie dumm von dir! Du hast ja keine Ahnung!
    Inzwischen hatte Sven die Kamera aus seinem Rucksack geholt, eingeschaltet und hielt ihr nun das Display unter die Nase. »Da, guck selbst.«
    Sie musste sich beherrschen, um ihm den Fotoapparat nicht aus der Hand zu schlagen. »Super«, flötete sie, während das Blut in ihren Ohren rauschte.
    Okay, du willst es nicht anders.
    Plan B.
    Denn natürlich konnte sie Nils nicht ins Gefängnis bringen. Sandra hatte den Bluff durchschaut. Doch sie hatte keine Ahnung, was sie stattdessen erwartete. Nicht den Hauch einer Ahnung, keinen Schimmer.
    Svens Hand kehrte zu den Blusenknöpfen zurück. Einen nach dem anderen öffnete er.
    Okay. Das musste sie jetzt aushalten. Sie ließ sich von Sven küssen und stellte sich wieder einmal vor, er wäre Nils.
    Mittendrin stoppte Sven und sah sie besorgt an. »Glaubst du echt, dass das mit den Fotos was bringt? Dass sie dann aufhört, dir Kotztüten auf den Tisch zu legen und überall herumzuerzählen, du wärst magersüchtig?«
    Sie entspannte sich ein wenig. Das lief jetzt von ganz alleine in die richtige Richtung. Mit einem Augenaufschlag sah sie ihn an. »Was soll ich denn sonst machen? Sie wird nicht wollen, dass ich die Fotos von ihr und Joswig in der Aula aufhänge. Also muss sie mich in Ruhe lassen.«
    »Hee, schon. Aber sie muss nicht leiden. So wie du. Das ist nicht fair. Du machst es ihr viel zu leicht. Aug um Aug, Zahn um Zahn. So habe ich’s in Reli gelernt. Das ist eine vernünftige Einstellung. Echt. Du bist einfach zu lieb, mein Sternchen.« Er sah sie mit diesem Cockerspanielblick an, den sie schon ätzend gefunden hatte, als sie noch in ihn verliebt gewesen war. Sie presste die Zähne aufeinander, bis sie knirschten. Cool down. Es läuft alles in die richtige Richtung. Plan B. Du brauchst ihn.
    Und Action: Sie quetschte ein paar Tränen hervor, schlang ihre Arme um seinen Hals und begann, hemmungslos zu schluchzen. »Du hast ja recht. Ich bin zu lieb. Sie macht mich so fertig. Was soll ich denn nur tun?«
    »Hey, Sternchen.« Er fuhr ihr durch die Haare und dann mit der Hand in die Bluse. »Nicht weinen. Diese Schlampe machen wir fertig.«
    Sie schniefte an seiner Brust. »Neulich hat sie behauptet, ich hätte im Umkleideraum auf den Boden… gepinkelt. Alle glauben das. Alle.«
    »Was?« Fassungslos sah er sie an. In seinen dunklen Augen glommen Funken der Wut. »Dafür wird sie bezahlen«, stieß er hervor. »Lass mich das machen. Das ist nichts für dich. Ich schlag sie zusammen. Ich mach sie fertig. Hinterher wird sie einen Schönheitschirurgen brauchen.«
    Das war nicht das, was sie sich vorstellte. Plan B sah anders aus. Definitiv anders. Doch so weit war Sven noch nicht. Damit er ihr aus der Hand fraß, musste sie ihn jetzt machen lassen… wenn er sich dadurch stark und männlich fühlte… Okay, dann würde sie jetzt mit ihm schlafen und notfalls ewige Liebe und Treue schwören. Schließlich würde auch er ein Opfer

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