Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
wegen des Testaments nachgefragt. Davon wissen beide angeblich gar nichts. Markus gibt an, dass es ja schließlich eine gesetzliche Erbfolge gebe, er argumentiert also wie seine Frau. Und Thomas weiß angeblich nicht mal, dass der Opa Testamente schreibt.«
»Und wie ich dich kenne, hast du höchst diplomatisch auch mal nachgefragt, wer denn alles in der Milchkammer des Seniors zugange war?«
»Jawohl, das waren vor allem Renate und Anna Maria! Rita hasst Kühe, sie melkt nicht, und die Männer haben auch Besseres zu tun, behauptet Tommilein.«
»Wenn das stimmt, wüssten also am ehesten Markus’ Damen von dem Safe?«
»So sieht es aus«, meinte Kathi.
13
Auf Irmis Hof bot sich das gewohnte Bild: Der kleine Kater freute sich wie ein Schnitzel, als sie kam, und der große markierte sein Revier – diesmal auf Irmis Jacke, die von der Stuhllehne gerutscht war.
»Du Unglücksvieh!«, schrie Irmi und ließ die Jacke sofort in die Waschmaschine wandern.
In dieser Nacht schlief sie tief und traumlos und wachte erst um acht Uhr morgens auf. Kein Wunder, hier kamen frühmorgens ja auch keine piepsenden Pistenraupen vorbei. Am Fußende ihres Betts lagen die beiden Kater und schliefen. Bernhard hatte Kaffee gekocht und sich schon mit dem Auto auf den Weg gemacht. Diesmal gab es keinen »Wellcom«-Zettel.
Irmi rief im Hotel an, doch die beiden Norwegerinnen waren nicht in ihrem Zimmer. Vielleicht beim Frühstück? Als Irmi es eine halbe Stunde später probierte, waren die beiden noch immer nicht in ihr Zimmer zurückgekehrt, aber die Dame in der Rezeption konnte sie auch im Frühstücksraum nicht entdecken. Unter Runas Mobilnummer meldete sich nicht mal die Mailbox. Auf dem Weg ins Büro probierte Irmi es mehrfach – vergeblich.
»Runa und ihre Oma sind verschwunden!«, verkündete Irmi, als sie die Polizeiinspektion betrat.
»Wie verschwunden?«, fragte Kathi.
»Sie sind nicht im Hotel, und ich erreiche sie auch nicht auf dem Handy. Runas Gerät ist ausgeschaltet.«
»Das muss gar nichts heißen. Vielleicht sind sie früh ins Altersheim. Sie haben mit Xaver sicher viel zu bereden.«
»Ja, aber ich bin beunruhigt.«
»Glaubst du wirklich, der Mörder probiert es noch mal?«
»Das fragst gerade du? Du hast die Schmids doch immer verdächtigt. Und wenn du von einem ›Mörder‹ sprichst, bliebe eigentlich nur noch Franz. Markus und Thomas sitzen ja in U -Haft. Aber was ist mit den Frauen der Familie Schmid? Die haben wir nie in Betracht gezogen«, sagte Irmi leise. »Eine Frau kann leicht jemanden in ein Silo schubsen.«
»Traust du denen zu, dass sie eine Katze erschlagen? Vroni war doch ganz narrisch wegen dem Viech. Die würde niemals eine Katze töten«, meinte Kathi.
»Was macht dich so sicher? Könnte eine Frau, die in der Lage wäre, einen Menschen zu ermorden, nicht auch eine Katze töten?«
»Ich weiß nicht. Jemanden ins Silo zu schubsen ist weniger hautnah, anonymer irgendwie. Einer Katze den Schädel einzuschlagen ist doch viel schwerer.«
Kathi hatte recht. Einen Menschen zu schubsen war weniger aggressiv, als ein Tier zu töten, das einen mit vertrauensvollen Augen ansah. »Dann fällt Vroni aus«, sagte Irmi.
»Der bösen Rita traue ich alles zu. Und was ist mit Anna Maria? Sie hat sogar erzählt, dass sie das Testament gesehen hat. Ist man automatisch unschuldig, bloß weil man schön ist und klug reden kann?« Kathi schnaubte. »Und dann wäre da noch Renate. Was ist mit ihr? Ich finde sie auch sehr merkwürdig.«
»Alles schön und gut, aber wir haben keinerlei Beweise. Wie willst du eine der Damen festnageln?«
Es klopfte an der Tür, und Irmis Nachbarin Lissi streckte den Kopf herein. »Hallo! Oh, störe ich? Arbeitet ihr gerade?«, fragte Lissi, die zwar im versprengten Schwaigen ein Stück von Irmi entfernt wohnte, aber doch die nächste Nachbarin war. »Ich war grad beim Arzt. Da dacht ich, ich schau mal rein.«
»Lissi, wir arbeiten eigentlich immer. Wobei wir im Moment ziemlich ratlos sind.«
»Ihr weiß schon, ihr dürft mir nix sagen. Krieg ich trotzdem einen Kaffee?«
»Klar. Ich hol dir einen.«
Als Irmi mit einer Tasse Kaffee zurückkam, sank Lissi stöhnend auf einen Stuhl. »Ich hab den ganzen Morgen Schnee geschaufelt. Mir reicht’s mit Winter. Wie gut, dass der Brand bei den Schmids im Winter war. Im Sommer wäre das sicher schlimmer ausgegangen. Mitten im Dorf! Stell dir das mal vor!«
Und wiewohl Lissi ja gerade noch ihr Verständnis für Irmis und Kathis
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