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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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gesprochen?«, fragte Irmi.
    »Ja, er ist beeindruckend. Er hat so viel Würde. Er sagt, dass sie in einem Strudel waren, der immer schneller wurde. Dass sie sich an den Händen gehalten haben und er es sich bis heute nicht verzeiht, losgelassen zu haben …«
    »Aber er musste loslassen«, unterbrach Irmi.
    »Ja, das weiß er auch. Aber er sagt, dass sie wie zwei Schiffbrüchige waren. Sie das Mädchen, das keine Norwegerin war. Er, der arme Bub, der immer Minderwertigkeitskomplexe gehabt hat. Er sagt, dass ihre Liebe ihn selbstbewusst gemacht hat und größer.«
    Irmi schluckte.
    »Und weißt du was? Sie hat seine Briefe eben doch beantwortet. Sie konnte viel besser Deutsch, als ich vermutet hätte. Ich habe ja sogar gedacht, sie könne nicht mal richtig schreiben. Aber Xaver hatte ihr Deutsch beigebracht. Ich habe nie darüber nachgedacht, woher meine Mutter das Geld für meine Kleidung hatte und für vieles andere. Einiges davon kam von Xaver. Doch irgendwann war sein Leben voll, er hatte neue Kinder, alles war fortgeschritten … Meine Mutter hat nicht mehr alle Briefe beantwortet, und irgendwann ist der Kontakt dann abgerissen. Sieh mal, er hat mir ein Foto gegeben.«
    Es zeigte ein Mädchen mit einem rundlichen Gesicht, einer Stupsnase und langen Zöpfen. Sie trug einen langen Rock und einen bestickten Poncho. Runa sah ihr ähnlich, auch sie hatte diese Nase und die ganz leicht mandelförmigen Augen.
    »Deine Mutter?«, fragte Irmi fast ehrfürchtig.
    »Ja, er hat das Foto all die Jahre aufbewahrt und immer bei sich getragen.«
    Irmi schniefte leicht, und Kathi nestelte unauffällig nach einem Papiertaschentuch.
    »Entschuldige, Åse, wir sind zwei sentimentale Weiber, wir …«
    Åse drückte Irmis Hand. »Ich danke euch!«
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Kathi wieder im alten Tonfall.
    »Na ja, ich hatte ja nun schon eine Art ungewolltes Treffen mit der Familie«, meinte Åse. »Die standen plötzlich alle da. Was soll ich sagen? Diese Rita hätte mich wohl am liebsten mit Blicken getötet, und ihr Mann hat gebrüllt: ›Das Testament fecht ich an!‹, und weg war er. Renate war kühl, aber immerhin nicht unfreundlich. Ich glaube, nur Vroni und Anna Maria konnten der Sache etwas abgewinnen. Anna Maria scheint mir die Souveränste von allen zu sein, auch die Cleverste. Thomas und Markus habe ich ja noch nicht kennengelernt …«
    Nun, die saßen ja auch noch in U -Haft. Irmi musste dringend ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft führen, wie man weiter verfahren sollte. Denn wenn die Baumaschinen nun nicht mehr das Mordmotiv waren, dann würden sie die gesamte Familie erneut durchleuchten müssen. Und Kathi war nach wie vor der Meinung, sie hätten die Richtigen, nur aus dem falschen Grund …
    »Nach einer gewissen Zeit hat Xaver dann alle rausgeworfen«, fuhr Åse fort. »Er hat plötzlich einen Joik ausgestoßen. Die waren alle wie vom Donner gerührt. Die Gesichter hättet ihr sehen sollen!«
    »Er hat was?«, fragte Kathi nach.
    »Ein Joik ist der traditionelle Gesang der Samen«, erklärte Åse. »Man kann ihn am ehesten mit einem Jodler vergleichen.«
    Kathi sah von der einen zur anderen. »Der Ammertaler Xaver jodelt samisch? Na, merci! Kein Wunder, dass die Familie geflüchtet ist.«
    »Ja, dann kam eine Pflegerin, die hat dann mich rausgeworfen, weil Xaver so husten musste. Aber ich werde morgen wiederkommen!«
    So schloss sich der Kreis zwischen Jodeln und Joiken, dachte Irmi und lächelte Åse zu.
    »Ich bring dich jetzt ins Hotel, Åse. Morgen früh rufe ich dich an. Ich möchte euch bitten, nichts ohne Absprache mit mir zu unternehmen«, sagte Irmi zögerlich.
    »Warum?«
    »Weil wir euch nicht in Gefahr bringen wollen. Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig, und wir wollen niemanden dazu verleiten, etwas Unüberlegtes zu tun.« War das neutral genug formuliert? Kathi und Åse waren klug genug, ihre Gedanken zu erahnen. Aber niemand sprach sie aus.
    Åse versprach, im Hotel zu bleiben, mit Runa etwas typisch Bayerisches zu essen und früh ins Bett zu gehen.
    Als die beiden Kommissarinnen allein waren, brach es aus Kathi heraus: »Du glaubst also, einer aus der Familie Schmid will beenden, was er angefangen und beim ersten Mal versemmelt hat?«
    »Zumindest sollten wir diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Wie ist denn die aktuelle Lage bei den Schmid-Burschen?«
    »Unverändert. Baumaschinen ja. Schmiergeld ja. Mord nein. Katzenmeuchelei nein. Ich habe dann doch noch

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