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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Arbeit und für die Schweigepflicht formuliert hatte, war Lissi eben Lissi. Klein, rund, gewitzt und überströmend vor Energie – und mit einer gewissen Geschwätzigkeit. »Zwei Tote! Wahnsinn. Man kann ja nur froh sein, dass die Tiere nicht auch verbrannt sind.«
    »Na ja, der Stall war eigentlich nie gefährdet, das hatte die Feuerwehr gut im Griff«, sagte Kathi ziemlich scharf, die Lissi immer schon für eine Nervensäge und eine Ratschkathl gehalten hatte.
    »Aber ich rede doch gar nicht von den Kühen im Stall! Ich meine die Schafe und die Goaß in der Tenne!«
    Irmi horchte auf. »In der Tenne? Die Schafe und die Ziege waren doch auch im Stall.«
    »Blödsinn! Bei den Schmids haben die Schafe und die Goaß im Winter einen Laufstall, der in der Tenne untergebracht ist. Nur die paar Kühe und Hühner stehen im Kuhstall.«
    »Lissi, woher willst du das wissen?«
    »Na, von den Schmids. Ich hab im letzten Winter mal einen Bock von denen gekauft. Im Stall ist doch gar kein Platz für die Schafe. Die müssten sich ja in eine winzige Box quetschen.«
    »Aber in der Brandnacht waren sie definitiv da drin!« Kathi erinnerte sich an das Licht, den beißenden Geruch, die Menschen, die durch die Nacht geeilt waren, und vergaß völlig ihre Antipathie Lissi gegenüber. »Die Schafe wurden von einem Nachbarn aus dem Kuhstall geholt, und du hast recht: Die müssen in einer sehr kleinen Kälberbox gestanden haben. Sonst war ja kein Platz.«
    »Sag ich doch!«, meinte Lissi.
    Über Irmis Nacken krochen Ameisen. Sie fror. »Das heißt, jemand hat die Tiere in den Stall gebracht, weil dieser jemand wusste, dass die Tenne abbrennen würde?«
    »Wow!« Kathi sprang auf. »Wer kümmert sich bei den Schmids um die Schafe?«
    Lissi sah sie verwundert an. »Die Anna Maria. Alpine Steinschafe sind das. Obwohl sie im Hotel arbeitet, ist sie im Herzen ein Bauernmadel geblieben. Sie hatte es immer schon mit Schafen. Als kleines Madel hat sie jeden Jungzüchterwettbewerb gewonnen. Sogar auf dem Zentralen Landwirtschaftsfest in München. Ich müsste mal die alten Bilder raussuchen. Wir haben ja auch alpine Steinschafe, wie du weißt, Irmi«, sagte Lissi in einem tadelnden Tonfall, der andeutete, dass man sie ja mal früher dazu hätte befragen können.
    »Lissi, ich glaube, wir müssen los. Und du hältst dein Zuckerschnäuzchen. Keine Anrufe bei auch nur einer einzigen deiner Landfrauen!«, rief Irmi.
    »Was du wieder von mir denkst!« Lissi zog eine Schnute, aber Irmi und Kathi waren schon nach draußen gestürmt.
    Das Auto schlingerte vom Hof. Kaum waren sie in Oberau, wurde eine Totalsperrung des Ettaler Berges angezeigt.
    »Scheiße!«, rief Kathi und schoss nach Eschenlohe. Sie kam auf der eisglatten Strecke nach Grafenaschau mehrfach ins Schlingern.
    »Kathi, bitte! Wenn wir im Graben landen, ist keinem geholfen!«
    »Anna Maria hat die Mädchen getötet. Da hast du es: Schönheit schützt vor Morden nicht. Sie kannte das Testament. Sie wollte nicht teilen. Aber vorher hat sie ihre geliebten Schafe in Sicherheit gebracht. Das war ihr Fehler!«
    »Sieht fast so aus«, sagte Irmi, der es immer noch nicht eingehen wollte, dass ein Mädchen wie Anna Maria einer Katze den Schädel einschlug.
    Als sie im Hotel in Kohlgrub eintrafen, wo Anna Maria arbeitete, stand sie hinter der Rezeption. Irmi hätte gerne weniger Wallung gemacht, aber Kathi wollte sich eine fernsehreife Verhaftung nicht nehmen lassen. Das Wort »Mord« klang durch die Lobby, hinüber in die Lounge und an die Bar. Köpfe ruckten, Gäste tuschelten, und von irgendwoher kam der Direktor. Als der Streifenwagen vorfuhr, war Anna Maria noch immer völlig konsterniert und ließ alles mit sich geschehen.
    Irmi war in äußerster Anspannung, bis sie schließlich wieder die Polizeiinspektion in Garmisch erreicht hatten. In ihrem Kopf spielten die Wörter Domino und kippten immer wieder um. Es fehlten die Satzzeichen …
    Anna Maria trug ein Dirndl. Sie war so schön, dass es fast wehtat. Kaffee und Wasser lehnte sie ab und wollte zunächst auf ihren Anwalt warten. Nachdem sie sich mit ihm beraten hatte, wollte Anna Maria schließlich aussagen.
    Sie sei am Abend vor der Brandnacht in der Dunkelheit von der Arbeit gekommen und habe ihre Schafe versorgt, die, wie immer im Winter, in einem großen Laufstall in der Tenne untergebracht waren. Anna Maria erzählte, dass sie ausgemistet und den Tieren Heu gegeben habe. Weil das recht knapp gewesen sei, habe sie etwas Silage

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