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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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vieler Gespräche erzählte er uns seine Lebensgeschichte. In diesen Interviews erwähnte Lew die Briefe wiederholt, maß ihnen jedoch keinerlei Bedeutung bei, da er sie schlicht für Privatdokumente von geringem Allgemeininteresse hielt. Doch während er seine Memoiren schrieb und über die Vergangenheit nachdachte, sah er sich selbst allmählich aus einer anderen Perspektive: als Zeugen der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl beschlossen Lew Glebowitsch und Swetlana Alexandrowna erst2007 , nachdem sie viele Zweifel überwunden hatten, Memorial ihr Familienarchiv, einschließlich der Briefe an das und aus dem Lager, zu übergeben.
    Die Korrespondenz ist einzigartig hinsichtlich ihrer Größe und Qualität. Bemerkenswerterweise liegt hier eine vollständige Briefsequenz vor: von dem ersten, den Lew am 12. Juli 1946 aus dem Lager schrieb, bis zu dem letzten, den er am 23. November 1954 aus Kalinin versandte. Sämtliche Briefe waren von ihren Verfassern sorgfältig datiert und mit jedem Jahr neu nummeriert worden. Lew und Swetlana führten ein präzises Verzeichnis ihrer Korrespondenz und unterrichteten einander über den Empfang jedes einzelnen Briefes.
    Es ist nicht mehr möglich, zu unterscheiden, welche Briefe mit der normalen Post und welche durch offizielle Kanäle verschickt wurden (und damit der Zensur unterlagen), denn es gibt keine Markierungen oder Stempel der Zensoren. Die meisten Briefe umgingen zwar die Zensur, aber auch sie wurden nicht in aller Offenheit verfasst, denn Lew und Sweta vergaßen nie, dass die Post von den Behörden abgefangen werden konnte. Daher enthalten die Briefe zahlreiche Auslassungen sowie viele verborgene Bedeutungen und Anspielungen.
    Zur Aufbewahrung der Briefe, die Lew empfing, legte er ein kleines Versteck unter den Dielenbrettern seiner Baracke an. Wenn sich eine große Zahl angesammelt hatte, schickte er sie mit Hilfe der freiwilligen Arbeiter, die sie ihm ausgehändigt hatten, in einem Päckchen zurück an Swetlana in Moskau.
    Die aus dem Arbeitslager von Mischtschenko geschriebenen Briefe enthalten:
     
1. Informationen über das Leben im Lager: über die Beziehungen zwischen den Häftlingen, ihre Arbeit, die Lebensverhältnisse in den Baracken, ihre Kontakte zur Lagerverwaltung, Details über Fehden, Intrigen, Anzeigen und Verleumdungen.
2. Auskünfte über seine Mithäftlinge, ihre Lebensgeschichten, Schicksalsschläge und Freuden.
3. Die Gedanken und Gefühle von Mischtschenko: was ihn interessiert oder beunruhigt, seine Ansichten über die Wissenschaft und seine Arbeit, seine Meinungen über die Bücher, die Swetlana ihm geschickt hatte, und seine Reaktion auf Ereignisse außerhalb des Lagers.
     
    Die Briefe Swetlana Iwanowas erzählen von:
     
1. Ihrem täglichen Leben – ihrer Arbeit und ihren Studien, ihren beruflichen, materiellen, geistigen und emotionalen Sorgen, ihren Verwandten und Freunden.
2. Ereignissen in ihrem Leben und dem der Menschen, die ihr während des Krieges nahestanden.
3. Den Moskauer Bürgern in den Nachkriegsjahren – ihrer Rückkehr in die Hauptstadt nach der Evakuierung, ihren materiellen Sorgen, ihren Arbeitsbedingungen und Freizeitbeschäftigungen.
4. Dem Moskau der Nachkriegszeit – neuen Gebäuden, Geschäften, Verkehrsmitteln, Feiertagen, Theaterpremieren, neuen Filmen usw.
5. Öffentlichen Ereignissen und Swetas Teilnahme daran.
     
    Swetlana geht nicht nur auf Lews Bedürfnisse, sondern auch auf die seiner Mithäftlinge ein. Aus ihren Briefen geht hervor, dass viele ihrer Freunde und Verwandten daran mitwirkten, Lew zu helfen. Swetlana führt den Inhalt der Pakete auf, die sie ins Arbeitslager geschickt hat. Sie fürchtet, die Sendungen könnten verlorengegangen sein. Aus dem Paketinhalt erfahren wir mancherlei über die Bedingungen im Lager. Fußlappen, Unterwäsche, Kämme, Zahnbürsten, Kissen, Kleidung, Medikamente und Verbandsmaterial, Nadeln und Fäden, Federhalter und Bleistifte, Bücher und Zeitungen – all diese Dinge wurden Häftlingen zugestellt. Swetlana versandte auch Brillen, wissenschaftliche Lehrbücher, Frühstücksflocken und Vitamine. Ihre Briefe enthielten häufig leere Blätter Papier, Umschläge, Briefmarken sowie Bitten um Entschuldigung dafür, dass sie kein Päckchen habe schicken können, weil kein Karton verfügbar gewesen sei.
    Swetlanas Briefe liefern uns auch eine außergewöhnliche Darstellung des Alltagslebens in der sowjetischen Hauptstadt während der Nachkriegsjahre. Ihre kundigen

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