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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Arm um seine Schultern. Nyls Wangenknochen begannen zu arbeiten, er vermochte es nicht zu unterdrücken. Amys Finger fuhren sanft über seinen Nacken, den Hinterkopf hinauf. Die hauchzarte Berührung ihrer Haut mit seinen Haarspitzen rieselte ihm wie erotisches Sprudelwasser durch den Kopf, floss den Rumpf hinab und schwappte in jede Ecke seines Körpers, um zurückzurollen und von vorn das verführerische Knistern zu verbreiten. Er würde sie nicht ansehen, er würde seinen Blick starr nach vorn gerichtet lassen, sich nicht vom Weg abwenden.
    In ihren großen, schwarzen Augen glänzten winzige helle Punkte, schienen sich mit seinem Blick zu verankern, unwiderstehlich zu verbinden. Er blieb stehen. Obwohl die hinter ihr liegende Tortur sie sichtlich zeichnete, war sie die schönste Frau, die er nach Elisabeth je gesehen hatte. Er verlor sich in dem endlosen, sternenleuchtenden Weltall, bis ihr anziehender, süßlicher Duft seine gierigen Fänge packte und daran zog, bis sie ausfuhren und er sich hinabbeugte. Sein Blick glitt den geraden Nasenrücken über die zierliche Nase hinab und verweilte an ihren voluminös geschwungenen Lippen. Einer der Männer musste sie im Gesicht getroffen haben. In einem kleinen Riss in der Unterlippe sammelte sich Blut. So winzig, dass sie es vermutlich nicht einmal spürte.
    Nyl schloss die Augen. Er kannte sich zu gut, er war seiner Sucht bereits unterlegen. Zurückhaltung bei weiblichem Blut existierte nicht. Er sah sich bereits seinen Oberarm anspannen, ihren Kopf mit dem Bizeps seinem Mund entgegenheben. Er neigte sein Gesicht langsam hinunter, bis sich seine warmen Lippen auf ihre kühlen legten. Die ausgefahrenen Spitzen seiner Fänge berührten ihre zarte Haut, schickten zweierlei Gier durch seine Adern. Amy rührte sich nicht, aber ihr Puls raste. Er intensivierte den Druck seines Mundes, saugte zärtlich an ihrer Unterlippe und fuhr dann genüsslich, sanft und doch energisch mit der Zungenspitze immer wieder über die sich rasch prickelnd erwärmende Haut. Es kostete ihn seine allerletzte Beherrschung, sich von ihren vollen Lippen zu lösen.
    „Dich hat es erwischt.“
    Nyl öffnete die Lider. Er sah den Riss in ihrer Unterlippe, ihren fragenden Blick. Nyl brauchte einen Augenblick, um sich bewusst zu werden, dass er sich nicht gerührt hatte. Er stand still wie schockgefroren und starrte sie an. Ohne Zweifel gierig, lüstern, bedrohlich. Er hatte den Kuss nur ersehnt. Wie gut, sein Geheimnis von der Sonnenbrille bewahrt zu wissen. „Nur ein Kratzer“, brachte er rau hervor.
    „Dein Hals blutet recht stark.“
    „Das verheilt gleich.“
    „Soll ich nicht vielleicht …?“
    „Nein!“
    „Okay, okay. Aber du siehst wirklich schlecht aus und außerdem …“
    „Außerdem was?“, fauchte er viel zu heftig. Es tat ihm sofort leid, doch es bedurfte seiner vollsten Konzentration, die sowieso völlig im Eimer war, seit er täglich in Whiskey badete, sich seiner Gier nach ihrem Blut nicht hinzugeben. Allein, ihr nicht mehr ins Gesicht zu sehen, folterte ihn.
    Amys Stimme wandelte sich von zärtlich-besorgt in zornig-verletzt: „Du stinkst wie eine ganze Brauerei.“
    Ny’lane richtete den Blick strikt nach vorn und rannte los. „Ich muss nicht schön gekleidet sein oder gut riechen, um deinen Arsch zu retten.“ Amy schwieg und er huschte schnell mit ihr durch die Häuserschluchten. Er war so ein arroganter Prolet.
    Erst als er in eine Reihenhaussiedlung gelangte, fiel er in ein Normalsterblichentempo und sah Amy kurz an. Dass der Riss in ihrer Lippe bereits ohne sein Zutun am Verheilen war, entlockte ihm einen kurzweiligen erleichterten Impuls, der jedoch in seinem Höllenfeuer rasch verpuffte.
    „Danke.“ Amy hatte Mühe, ihre Lider offen zu halten.
    Den nur in seinen Gedanken vollzogenen Kuss meinte sie wohl nicht. Er nickte knapp. Bevor er vor seinem kürzlich erstandenen Reihenendhaus, von dem niemand wusste, zu stehen kam, schenkte er ihr eine leichte Trance, trug sie ins Obergeschoss und deckte sie mit einer Daunendecke zu. Ein wenig ratlos stand er vor dem großen Bett, stopfte immer mal wieder noch einen Zipfel unter ihren Körper, bis sie wie eine weiße Wolke aussah, aus der ein Kopf herausragte. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Es gab nur eine.
    Nyl raste drei Stockwerke hinab in den Keller des Einfamilienhauses und ließ sich an der vertäfelten Wand hinabrutschen. Er witterte drei Häuser weiter eine schwarze Besitzerin allein zu Hause, die bügelte

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