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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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kannten wir uns, und so unglaublich es auch klingen mag: In diesen sieben Jahren hatten wir einander nie angerufen. Diese Regelung war Teil des Paktes, der unsere Beziehung im Alltagsleben quasi für nicht existent erklärte. Unser Austausch funktionierte nur über den toten Briefkasten am Schuppen auf dem Gelände meiner Zuflucht, oder er funktionierte eben nicht, woran in letzter Zeit ausschließlich ich schuld war. Als ich mich in Roland verliebte, hatte ich mir geschworen, Max und die Zuflucht aufzugeben, sobald ich mit Roland zusammen wäre. Dieser Verzicht sollte den Beginn eines neuen, glücklichen Lebens markieren, aus dem keine Fluchten mehr nötig wären. Ich ignorierte die Zettel von Max, in denen er mich darauf hinwies, wann er auf dem Grundstück anzutreffen sei und mied die Zuflucht an diesen Tagen. „Das Ende einer Beziehung im verflixten siebten Jahr“, ging es mir amüsiert durch den Kopf. Sobald ich bei Roland eingezogen wäre, würde ich meine Sachen abholen und den Schlüssel hinterlegen. Damit würde ich das eigenartige Mietverhältnis wie vereinbart beenden.
    Dass es dann doch nicht so kam, hing mit Rolands reservierten Verhalten zusammen. Ich hielt es für ratsamer, zunächst keine zusätzlichen Taschen und Kartons in sein makellos aufgeräumtes Heim zu schleppen. Also hinterlegte ich nochmals die vereinbarte Miete und enthielt mich weiterhin jedes Kontaktes zu Max.
    Kurz vor meiner ersten Begegnung mit Roland hatten Max und ich einmal wieder eine äußerst intensive Zeit miteinander gehabt. Mindestens zweimal in der Woche war ich damals abends zerschunden, zerkratzt und erschöpft aus der Gartenpforte geschlüpft. Seitdem war fast ein dreiviertel Jahr vergangen. Nun bereute ich es, Max seitdem so schnöde ignoriert und dadurch eventuell verärgert zu haben.
    Lange feilte ich an den richtigen Worten, überlegte, wie ich ihm die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit meiner Bitte übermitteln könnte, bevor ich endlich entschlossen zum Handy griff und in der Schule anrief, in der er als Hausmeister tätig war. Zu meiner Erleichterung meldete sich Max sofort. „Ach die Frau Doktor? Oder muss ich jetzt schon die Frau Professor sagen?“ Seine Stimme triefte vor Ironie. Er wusste also von Roland und mir, und irgendwie gefiel mir das überhaupt nicht.
    „Max, es ist sehr ernst“, sagte ich. „Ich muss dich dringend sprechen, am gewohnten Ort, heute noch. Nenne mir bitte eine Zeit.“
    Er schwieg so lange, dass ich befürchtete, die Verbindung sei unterbrochen. „Halb sechs, vielleicht etwas später“, erwiderte er dann äußerst zögerlich.
    „Bis dann, alles andere dort“, beendete ich das Gespräch.
    Meine Verabredung mit Ulrike war mir vor Aufregung völlig entfallen und ich hatte nun nicht mehr die geringste Lust, sie einzuhalten. Als ich versuchte sie anzurufen und abzusagen, meldete sich nur ihre Mailbox. Auch ein Anruf zu Hause bei Mutter brachte mich nicht weiter. Angeblich war Ulrike bereits unterwegs, um vor der Abreise noch einige Arzttermine wahrzunehmen. Mutter war besorgt, ob es Probleme mit meiner Festvorbereitung gebe, und erkundigte sich lang und breit nach Dietrich. Ich hatte Mühe, sie abzuwimmeln. Nachdem ich Ulrike bis 15 Uhr nicht erreicht hatte, war es für eine Absage zu spät. Jetzt würde sie bereits im Zug sitzen. Vielleicht war ihr Besuch doch gar nicht so schlecht für meine Pläne, ich musste sie nur richtig einbauen. Es war mein erster Tag ohne eigenes Auto, und ich fühlte mich wie amputiert. Alle Wege waren mit einem Mal lang und beschwerlich geworden. Dass ich Ulrike aufgefordert hatte, mit einem Taxi zu kommen, kam mir nun recht gut zupass. Wenn sie um 17 Uhr hier ankäme, würde ich zuerst mit ihr zu einem Restaurant fahren und sie dort absetzen. Dann würde ich zu meiner Zuflucht fahren, Max treffen und das Notwendigste besprechen. Ulrike würde eben so lange warten müssen. Ich wollte mich ohnehin nicht mit ihr auf lange Diskussionen einlassen und das Thema der Geldverteilung zwischen uns zügig abhandeln. Danach könnte sie nach Bödersbach zurückfahren oder sich ein Hotelzimmer nehmen, es war mir gleich, wie sie das halten würde.
    Ich hatte Roland von dem geplanten Treffen mit Ulrike erzählt und es erschien mir nun – so lästig es mir im Grunde war – als willkommenes Alibi. Meine größte Sorge war damals, Roland könnte in letzter Sekunde noch von meinem quasi schon beendeten Verhältnis zu Max erfahren. Welche Ironie des Schicksals! Inzwischen

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