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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Wäsche und verfaultem Stroh. Trotz der Unordnung wirkte die Hütte bewohnt, eine halb volle Kanne Wasser und ein leerer Weinkrug standen auf einem kleinen Tisch, daneben zwei leere Becher. In der Ecke stand eine Truhe. Brida ließ Simons Hand los und hob den Deckel. Ein Haufen Kleider, die einstmals sehr schön gewesen sein mussten, mittlerweile aber zerrissen und fleckig vor sich hin schimmelten.
    Ein weiteres sterbendes Haus, dachte Brida.
    Simon rief noch zweimal nach Johanna, spähte in jede Ecke.
    »Wir kommen zu spät«, sagte er. »Vermutlich sind sie längst geflohen.«
    »Das glaube ich nicht.« Brida dachte fieberhaft nach. Sie hatte sich nie am Klatsch über Afra beteiligt, aber es war nicht ausgeblieben, dass sie das eine oder andere Gerücht aufgeschnappt hatte.
    »Vielleicht sind sie bei Siewert. Der hat die Afra oft freigehalten.«
    »Und wo wohnt dieser Siewert?«
    »Hinterm Hafen an der Straße nach Ortmühle.«
    »Gut, versuchen wir es dort. Dann sind wir wenigstens auf dem richtigen Weg, die Elisabeth zu treffen.« Simon griff wieder nach ihrer Hand.
    Als sie die Straße betraten, zuckte Simon kurz zurück. Brida brauchte einen Augenblick, um zu begreifen. Dann sah sie es. Die ersten dänischen Schiffe hatten die Küste erreicht und ließen die Beiboote zu Wasser. Sie gehörten nicht zu der Flotte, deren Masten sie vom Fehmarnsund her gesehen hatte. Diese Schiffe waren kleiner. Vermutlich waren sie von der anderen Seite um den Belt herumgesegelt. Ob sie den Hafen einnehmen sollten?
    Die ersten feindlichen Boote erreichten Heiligenhafen. Dänische Söldner in Kettenhemden und Lederpanzern.
    »Komm, wir haben kaum noch Zeit!« Wieder zog Simon Brida unbarmherzig hinter sich her. Sie folgte ihm, so schnell sie konnte, auch wenn ihre Lungen brannten.
    »Über den Kirchhof ist’s schneller!«, keuchte sie.
    Simon nickte.
    Sie hörten die ersten Warnschreie. Der junge Mann hielt seine Fackel umklammert, entschlossen, die Lunte zu zünden. Alle schienen bereit zu sein.
    Jeden Moment erwartete Brida die erste Explosion, doch sie blieb aus. Noch.
    Sie hasteten den steilen Abhang zum Kirchhof hinauf. Das Stechen in Bridas Seite wurde immer schmerzhafter, aber sie ließ sich nichts anmerken. Nur keine Schwäche zeigen!
    Plötzlich verlangsamte Simon seinen schnellen Schritt und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Was ist?«, keuchte Brida, obwohl sie dankbar war, Atem schöpfen zu können.
    »Dort! Bei Annas Grab!«
    Brida folgte Simons ausgestrecktem Zeigefinger mit den Blicken. Auf dem frischen Grabhügel kniete ein Mann. Wie ein Hund im Erdreich wühlend, grub er sich Elle um Elle zum Sarg vor.
    »Claas!«, schrie sie. Der Mann blickte auf. In seinem sonst makellos rasierten Gesicht wucherte ein struppiger, ungepflegter Bart, seine Kleidung war fleckig. Am schlimmsten aber war der starre Blick seiner Augen. Sie erinnerte sich an Magnus’ Frage. Ob Claas schon immer so verrückt gewesen sei. Jetzt wusste sie, dass der junge Däne recht gehabt hatte. Irrsinn loderte in den Augen des ehemaligen Stadtrats.
    »Du!«, brüllte er und sprang auf. »Du hast sie umgebracht!« Brida wich zurück, doch nicht sie war das Ziel von Claas’ Zorn. Simon war gemeint.
    »Du hast sie getötet! Sie war nicht tot, aber ihr habt sie begraben! Damit ich sie nicht zurückholen kann!«
    »Sie war tot«, entgegnete Simon erstaunlich ruhig. »Und Ihr solltet sie ruhen lassen.«
    Seine Stimme klang sanft. Beinahe fürsorglich trat er auf Claas zu. Hatte er begriffen, dass der Witwer über seiner Trauer tatsächlich den Verstand verloren hatte?
    »Ich hätte sie retten können!«, wimmerte Claas. »Sie hat mir das Pulver gegeben. Ich hätte es Anna nur auf die Lippen streuen müssen. Aber du hast sie getötet!«
    »Wer hat Euch das Pulver gegeben?« Simon näherte sich Claas um einen weiteren Schritt.
    »Die heilige Hexe von der Insel!«, schrie der Stadtrat. »Aber du hast mich gehindert. Du hast sie getötet!«
    Der Schmerz wich aus Claas’ Augen. Helle Wutfunken sprühten Simon entgegen. Eine silberne Klinge blitzte auf. Schneller, als es dem verwirrten Mann zuzutrauen war, sprang er auf Simon zu. Brida schrie auf. Simon hatte keine Möglichkeit, dem Angriff auszuweichen. Seine Hände schnellten vor, so wie an jenem Tag, als er Hans zeigen wollte, wie man eine Weidenflöte schnitzt. Claas sank zu Boden, das eigene Messer bis zum Heft in der Brust.
    Simon fiel neben dem Toten auf die Knie.
    »Warum?«, flüsterte er. »Warum hat

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