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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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umgestürzten Baumstamm.
    Ein letzter Ruderschlag. Männer, die ins Wasser stiegen. Magnus erhob sich. Simon glaubte schon, sein Vetter gehe ihnen entgegen, da bemerkte er, dass dieser ihm und Kalle etwas zuraunte.
    »Es gibt Schwierigkeiten«, flüsterte er. »Sie sind heute zu fünft.«
    »Verdammt, fünf können wir nicht lebend fassen!«, zischte Kalle. »Das hast du gewusst, ne? Du hast uns absichtlich was vorgemacht!«
    »Nein«, widersprach Magnus heftig. »Sie waren noch nie zu fünft da.«
    »Dann müssen sie sterben«, zischte Kalle. »Anders geht’s nicht.«
    Simon atmete tief durch. »Es sind Magnus’ Leute.«
    »Mach dir darum keine Sorgen«, entgegnete Magnus. »Ich helfe euch.«
    »Was?« Beinahe hätte Simon laut die Stimme erhoben. Gerade noch rechtzeitig dämpfte er sie.
    »Hör zu, ich nehme Sven, ihr die anderen«, flüsterte Magnus. »Wenn sie entkommen, wird die Flotte gewiss schon morgen angreifen.«
    »Aber es sind deine Gefährten …«
    »Nein, das sind sie nicht! Sven war dabei, als Christian gefoltert wurde. Er hat’s mir immer wieder genüsslich unter die Nase gerieben. Verstehst du, es ging mir nicht nur um Rache für deinen Verrat. Ich wollte vor allem, dass Christian dem Kerker entkommt.«
    Simon fehlten die Worte. Auf einmal war Magnus wieder Christians kleiner Bruder, der als Kind hinter ihnen hergelaufen war. Der mit bedingungsloser Liebe an seinem großen Bruder hing. Plötzlich war Simon sich sicher, dass Magnus noch nie getötet hatte. Sonst hätte er nicht in dieser Abgeklärtheit darüber sprechen können. Nicht so wie Kalle.
    »Magnus …«, setzte er noch einmal an.
    »Halt’s Maul und mach einfach!«, bekam er zur Antwort. Raue Worte, und doch bestätigten sie Simons Vermutung.
    Die Schritte kamen immer näher. Im Schein des Feuers erkannte Simon, dass Magnus die Wahrheit gesagt hatte. Es waren fünf Männer.
    »Na, hast du heute endlich brauchbare Nachrichten?« Sven schaute von oben auf Magnus herab.
    »Ja, die habe ich.« Fast gleichzeitig zog er sein Messer und rammte es Sven in die Brust.
    »Du verdammter Verräter!«, brüllte einer und stürzte sich auf Magnus.
    Simon sprang auf, das Messer in der Hand. Kalle war noch schneller und packte den Mann, der Magnus angriff. Auch die drei übrigen Dänen hatten ihre Waffen gezogen. Simon versuchte, Kalle den Rücken freizuhalten. Hinter sich hörte er Magnus’ Angreifer schreien, dann war Kalle neben ihm. Es gab kein Zögern, kein Nachdenken, als Simons Waffe dem ersten Gegner in den Leib fuhr. Der zweite Däne versuchte ihn zu treffen. Simon wich aus, fing den Schlag ab und zog ihm seine Klinge durch den Leib. Der Mann brüllte wie ein Tier, sank in die Knie. Einen Lidschlag lang sah Simon das schmerzverzerrte Gesicht des Sterbenden. Blutige Hände pressten sich auf die Wunde. Zwischen den Fingern quollen Darmschlingen hervor. Wie jung er war! Kaum älter als Magnus. Simon atmete tief durch, unterdrückte einen Anflug von Übelkeit. In der Erinnerung hörte er die Worte seines Fechtlehrers. Bereue niemals, was du tust. Wer Mitleid zeigt, ist tot. Dennoch wusste er, dass ihn der Anblick in dieser Nacht nicht mehr loslassen würde.
    Neben ihm zog Kalle seine Waffe aus dem Körper des letzten Dänen.
    Simon wandte sich zu Magnus um. Der junge Mann war leichenblass und hielt das blutige Messer noch immer in der Hand.
    »Donnerwetter, das hätt ich dir nicht zugetraut«, hörte er Kalle Magnus loben. Da wandte Magnus sich um und übergab sich würgend ins Buschwerk.
    »War wohl sein erstes Mal«, bemerkte der Schmuggler gleichmütig.
    »Na, deins gewiss nicht, oder?«, fragte Simon. Obwohl er Kalle mochte, ärgerte er sich über dessen Gefühllosigkeit. Doch zugleich fragte er sich, ob Kalle vielleicht nur nach den gleichen Regeln handelte, die er selbst gelernt hatte. Niemals Reue zeigen. Reue ist Schwäche …
    »Ne. Ich hab schon einige Dänen in die Hölle geschickt, damals, vor acht Jahren, als sie uns auf Fehmarn überfallen haben. Da war ich so alt wie dein Vetter heute.« Er musterte Simon von der Seite.
    »Und du? Wann hast du deinen ersten Feind getötet?«
    »In der Nacht, bevor die Smukke Grit sank«, antwortete Simon. »Als sie mich bei Vordingborg gestellt hatten.«
    Magnus würgte noch immer. Simon trat zu ihm und berührte ihn sacht an der Schulter.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise.
    »Was tut dir leid?« Magnus hob den Kopf, er hatte die Übelkeit überwunden. »Dass ich zum Verräter an meinen

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