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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Landsleuten wurde?«
    Simon nickte. »Genau das. Ich hätte es dir gern erspart.«
    »Dann nutzt den Tag, den ich euch damit erkauft habe!«
    »Magnus …«
    »Verdammt, ich will nichts mehr hören!«, schrie er. »Gar nichts mehr! Und dich will ich auch nicht mehr sehen!«
    »Komm gut nach Hause«, raunte Simon. Magnus antwortete nicht, sondern rannte in den Wald, ohne sich noch einmal umzusehen.

25. Kapitel
    S ie kommen!« Kalle stürzte in die Küche, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. »Eben hat’s Helmar gemeldet. Von der Katharina aus wurde die Flotte gesichtet.«
    Brida zuckte zusammen. Seit Tagen war sie darauf vorbereitet, doch dass es jetzt so weit war, erschreckte sie.
    Zwei Nächte zuvor waren Simon und Kalle mit einem Ruderboot und fünf toten Dänen heimgekehrt.
    »Ist leider nicht ganz so gelaufen, wie wir dachten«, hatte der Schmuggler gleichmütig gesagt. »Aber liegen lassen konnten wir sie ja nicht, ne?«
    Die meisten Einwohner, die außerhalb Heiligenhafens Verwandte oder Besitz hatten, waren schon fort. Nur die Ärmsten, denen nichts als das nackte Leben blieb, harrten noch aus. Immer in der Hoffnung, dass der Kelch an ihnen vorübergehen möge. Die Elisabeth lag wartend im Hafen. Jannick hatte versprochen, alle Flüchtlinge, die sich nicht anders zu helfen wussten, mit nach Lübeck zu nehmen und von dort aus auf die Güter seiner Familie zu verteilen. Zumindest so lange, bis man die Heimat zurückerobert hatte.
    In fast allen Häusern am Hafen lagerten Pulverfässer. Brida grauste bei dem Gedanken, was mit ihrer Stadt geschehen würde, sobald die feindliche Flotte ihr Ziel erreicht hätte. Um die beiden Fässer, die in der guten Stube standen, machte sie einen großen Bogen.
    Jannick sprang auf.
    »Weiß Willem schon Bescheid?«
    Kalle nickte. »Den hab ich als Ersten aufgesucht. Seine Leute sind in Bereitschaft. Das wird ein schönes Feuerwerk, wenn die Dänen erst gelandet sind!«
    »Gut, dann machen wir die Elisabeth klar. Ich will den dänischen Kriegsschiffen möglichst nicht begegnen.«
    »Willem hat schon seine Männer losgeschickt, um die letzten Frauen und Kinder zusammenzurufen.«
    Simon warf Brida einen kurzen Blick zu. »Ich suche Willem auf und gebe seinen Männern letzte Anweisungen, wann sie die Lunten zünden sollen.«
    »Kommst du dann auf die Elisabeth ?« Obwohl Brida Gelassenheit auszustrahlen versuchte, konnte sie ihre Besorgnis nicht ganz verhehlen.
    Simon nickte und griff nach ihrer Hand. »Natürlich. Ich habe es dir versprochen.«
    Die eben noch friedliche Stimmung schlug um. Kalle begleitete Simon. Jannick brach auf, die Elisabeth bereit zu machen, und Barbara blieb, um Brida, ihrem Vater und Marieke beim Packen der letzten Habseligkeiten zu helfen. Kein einziges Laken gönnten sie den Dänen, waren nicht bereit, auch nur einen Gegenstand zu opfern, der sich wegschaffen ließ.
    Ein letztes Mal stieg Brida in ihre Kammer hinauf, nahm ihr Bettzeug und rollte es zu einem Bündel zusammen. Die Kleidertruhen waren längst in Lübeck. Aber das Bett, den kleinen Tisch und den Schemel musste sie zurücklassen. Wieder fielen ihr die beiden Pulverfässer ein. Am nächsten Tag um diese Zeit wäre nichts mehr da. Nie wieder würde sie vom Fenster ihrer Kammer aus über den Hafen blicken und nach der Adela Ausschau halten. Wenn sie das Haus verließen, war es endgültig. Nie mehr in der Küche sitzen oder vor dem Kamin in der guten Stube Vaters Geschichten lauschen. Vorbei. Sie stand in einem sterbenden Haus.
    Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Hastig wischte sie sie weg. Häuser konnten wieder aufgebaut werden. Besser, schöner. Und ein neues Bett hätte sie ohnehin gebraucht, schließlich würde sie bald heiraten.
    Zweimal eilte sie zwischen Haus und Schiff hin und her, bis sich nichts von Wert mehr im Haus ihres Vaters befand. Ein strahlend blauer Himmel lag über der Stadt. Trügerische Ruhe. Wie nahe mochte die dänische Flotte schon sein? Sie spähte in Richtung Fehmarn. Nichts. Ob sich die Angreifer irgendwo verbargen?
    Die alte Köchin Elsa und der kleine Hans drängten sich an ihr vorbei und schleppten schwere Bündel mit sich. Brida trat beiseite, als die beiden die Kogge erreicht hatten. Immer mehr Menschen trafen ein. Viel Raum für Ladung blieb nicht mehr, aber die meiste Habe war längst verschifft. Am Abend zuvor war die Adela zum letzten Mal ausgelaufen, hatte Güter und Menschen mitgenommen. Cunard hatte zugesichert, noch einmal

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