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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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mit allem, was ihnen zur Verfügung gestanden hatte, auf die Angreifer eingeprügelt und sie niedergestochen hatten. Sie hatten keine Gnade gekannt, war ihnen doch bewusst gewesen, dass man ihnen diese auch nicht gewährt hätte. An Barbaras Kleid waren Blutflecken zu sehen. Dänisches Blut. Brida erinnerte sich an Jannicks Blick, als er die rotbraunen Flecken bemerkt hatte, aber er hatte kein Wort darüber verloren. Es war geschehen. Es war notwendig gewesen. Und doch war es grauenvoll.
    Das Schiff verlangsamte seine Fahrt. Brida hörte die Geräusche des Hafens, die Rufe der Schauerleute, das Knarren der Lastwinden. Fässer, die über das Kopfsteinpflaster gerollt wurden. Das Geschrei der Möwen.
    Jeden Moment würde der Rumpf der schwer beschädigten Kogge sacht gegen den Kai stoßen, und die Männer würden sie sicher vertäuen. Barbara hob den Kopf. »Wir sind da«, sagte sie. »Ich sorge dafür, dass Jannick sofort nach einem Arzt schickt.« Sie verließ die Kajüte, und Brida kam es so vor, als würden Barbaras Hände zittern. Ähnlich wie die von Simon, wenn er erregt war.
    Doch Simon atmete ruhig. Sanft strich sie ihm über das Gesicht. Er bemerkte es nicht. Hoffentlich war sein Schlaf tief genug, um den Eingriff zu überstehen, der ihm bevorstand.
    Der Arzt war schnell zur Stelle. Jannick schien ihn gut zu kennen. Ein noch recht junger Mann, aber er machte auf Brida einen guten Eindruck. Seine Kleidung war sauber und gepflegt, und bevor er sich Simon zuwandte, ließ er sich heißes Wasser bringen und wusch sich die Hände. Erst danach öffnete er seine Tasche mit den Gerätschaften, die ebenfalls makellos sauber waren.
    »Ist er bewusstlos?«, fragte der Arzt.
    Jannick schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben ihn ordentlich mit Wein abgefüllt, damit er schläft.« Er deutete auf den leeren Krug.
    »Der wird nicht lange vorhalten«, erwiderte der Medicus. »Ihr müsst ihn festhalten, damit er sich nicht bewegt, wenn ich anfange.«
    Simon schlief so fest, dass er nicht bemerkte, wie er von der Seite auf den Bauch gedreht wurde. Der Arzt löste Bridas Notverband und begutachtete die Wunde mit dem Pfeil, der noch darin stak.
    »Das Geschoss ist von hinten ins Gelenk eingedrungen«, stellte er fest.
    »Ich weiß«, sagte Brida. »Deshalb habe ich mich auch nicht darangewagt.«
    Der Arzt nickte, dann sah er Jannick an. »Euer Bruder wird sich wehren, wenn ich anfange, ob er will oder nicht. Ihr haltet am besten seinen Oberkörper fest. Das ist die Aufgabe für einen kräftigen Mann.« Dann wandte er sich wieder an Brida. »Und Ihr sorgt dafür, dass er nicht mit den Beinen strampelt.«
    »Kann ich auch etwas tun?«, fragte Marieke.
    »Ja, hol noch mehr heißes Wasser!«
    Die Magd verschwand in Richtung Kombüse.
    Der Arzt griff nach einem winzigen Messer. Dann umfasste er den Schaft des Pfeils. Simon stöhnte leise. Noch war er nicht erwacht. Erst als der Arzt die Wunde weiter aufschnitt, ging ein Ruck durch Simons Körper, und er brüllte so laut, dass Brida fast das Herz stehen blieb. Gleichzeitig warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seine Beine, um ihn ruhig zu halten. Auch Jannick musste alle Kraft aufwenden, um Simon zu bändigen.
    Der Arzt arbeitete schnell, und doch kam es Brida wie eine Ewigkeit vor. Sie spürte, wie Simon sich zusammenriss, als Jannick ihm gut zuredete. Wie er krampfhaft versuchte, das Schreien zu unterdrücken, und es doch nicht vermochte, weil der Schmerz zu groß war.
    Erst als der Arzt fertig war und die Wunde verband, ließ Simons Anspannung nach. Brida merkte, wie er am ganzen Leib zitterte.
    »Es ist vorbei«, hörte sie Jannick sagen. »Du hast es überstanden.«
    Simon murmelte etwas Unverständliches. Sie ließ seine Beine los.
    »Der Pfeil ist entfernt«, sagte der Arzt, während er sich abermals die Hände wusch und das Messerchen abspülte. »Aber es kann sein, dass der Arm steif bleibt.«
    »Solange er dran bleibt …«, hörte sie Simon murmeln. »Jannick, lass mich los!«
    Jannick gehorchte. Simon versuchte, sich aufzurappeln.
    »Bleib lieber noch eine Weile liegen«, riet Brida ihm.
    »Nicht nötig«, beruhigte er sie. Aber die Art, wie er an die Kajütendecke starrte, verunsicherte sie.
    »Ist dir schwindelig?«
    »Nein, das ist nur der Seegang. Herrscht draußen Sturm?«
    »Simon, wir liegen im Hafen.«
    »Hafen? Warum schwankt das Schiff dann?«
    »Lass ihn, Brida, er will unbedingt den Helden spielen.« Jannick seufzte.
    »Mein Hemd.« Simon griff nach dem

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