Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
mir erzählt, unter welchen Umständen es geschah.«
Simon richtete sich halb im Bett auf. »Dann haben wir also Euren Segen, Vater?«
Es dauerte eine Weile, bis Simons Vater antwortete. Brida wurde unsicher. Was, wenn er verlangte, dass die Ehe aufgelöst wurde? Noch war sie nicht vollzogen.
Simon griff nach Bridas Hand, ganz so, als gingen ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf.
»Ich hätte heute beinahe drei meiner Kinder verloren«, sagte Ulrich von Wickede schließlich. »Also muss ich dem Schicksal dankbar sein, dass ich stattdessen eine Schwiegertochter dazugewonnen habe.« Er sah Brida an, und auf einmal entdeckte sie in seinen Augen das gleiche väterliche Blitzen, das sie von ihrem eigenen Vater kannte. Fast gleichzeitig nahm er sie in die Arme und drückte sie einmal an sich.
»Willkommen in unserer Familie, Brida! Ich denke, Simon hat die richtige Wahl getroffen.«
Brida schlug das Herz bis zum Hals.
»Ich danke Euch!« Sie hätte es am liebsten hinausgeschrien, und doch brachte sie kaum mehr als ein Flüstern zustande, so gerührt war sie von dieser Geste.
»Eine Kleinigkeit gibt es da aber noch.«
Ulrich ließ Brida los und wandte sich wieder seinem Sohn zu.
»Eine Eheschließung ist eine ernste Angelegenheit. Und du weißt, was wir unserem Ruf schuldig sind: eine öffentliche Brautmesse und eine angemessene Hochzeitsfeier. Ich habe schon mit Elisabeth gesprochen. Die Feier wird am 15. Juni stattfinden. Sieh zu, dass du bis dahin wieder richtig auf den Beinen bist.«
»Keine Sorge, Vater, da habe ich noch fast vier Wochen Zeit zur Genesung.« Ein glückliches Strahlen erhellte Simons Gesicht.
»Ja, vermutlich werden die Schneider, die für Bridas Kleid zuständig sein werden, ohne Ende jammern. Nun, Brida, ich hatte dir von Anfang an versprochen, deine Hochzeit auszurichten. Zu dem Wort stehe ich. Wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen.«
Dann schickte er sich an, das Zimmer zu verlassen. Doch Simon rief ihn zurück.
»Tut Ihr uns noch einen Gefallen, Vater? Könntet Ihr der Familie ausrichten, dass wir heute nicht mehr gestört werden möchten?«
»Das habe ich mir fast gedacht.« Ulrichs Lächeln erinnerte Brida an seine Söhne.
»Wo hatten wir gerade aufgehört, bevor wir gestört wurden?«, fragte Simon, als sich die Tür geschlossen hatte.
»Du wolltest mir zeigen, wie ich dich künftig aufwärmen soll.« Sie ließ sich zu ihrem Mann aufs Bett fallen und riss ihn in die Arme.
»Ah, verdammt!«, schrie er und griff nach der verletzten Schulter.
»O Gott, habe ich dir wehgetan?« Entsetzt ließ Brida ihn los.
»Nicht schlimm«, beruhigte er sie. »Aber wenn du heute Nacht noch Freude an mir haben willst, solltest du etwas behutsamer sein.«
Und das war sie dann auch. Und sie hatte viel Freude an ihm.
Die Freude hielt auch in den folgenden Wochen an, und darüber vergaß Brida bald die Schrecken, die sie um ihre Heimat ausgestanden hatte. Auch ihr Vater hatte sich mit dem Verlust erstaunlich schnell abgefunden, zumal er sich sehr gut mit Ulrich von Wickede verstand. Aber ihm war klar, dass er nach Heiligenhafen zurückkehren würde, sobald die Nordseeflotte unter Simon von Utrecht die Dänen endgültig vertrieben hätte. Die Zeichen standen gut, denn der Zug gegen die dänischen Inseln hatte begonnen, und von Kalle, der sich einige Tage später in Lübeck einfand, erfuhren sie, dass die Dänen sich aus Heiligenhafen zurückgezogen hatten. Der Plan war aufgegangen. Den Eroberern war nichts geblieben, das die Verteidigung gelohnt hätte.
Marieke war überglücklich, ihren Kalle gesund wiederzusehen. Und als Kalle von Bridas und Simons hastiger Hochzeit im Angesicht des Todes erfuhr, fand er endlich die rechten Worte.
»Mein Marieken, willste mich nicht endlich heiraten? Oder willste auch warten, bis wir auf ’m untergehenden Schiff stehen?«
»Na, bei dir wird’s wohl eher so ’n wackeliger Schmugglerkahn werden. Dann heirate ich dich lieber gleich richtig inner Kirche.«
»Schließt euch doch unserer Brautmesse an«, schlug Simon vor. »Dann feiern wir eine Doppelhochzeit.«
»Aber was wird dein Vater sagen, wenn ich bei deiner Feier die Magd von deiner Frau heirate? Das passt doch nicht, bei so feine Leute.«
»Kalle, dir und Marieke verdanke ich mein Leben ebenso wie Brida. Das passt schon.«
Simons Vater hatte tatsächlich nichts einzuwenden, und Elisabeths kurzes Stirnrunzeln wurde von niemandem weiter beachtet.
In den Wochen vor dem großen Fest war auch
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